Nein, es liege garantiert nicht daran, dass mit den Kindern „etwas nicht stimmt“ oder gar Eltern im Optimierungswahn schon bei den Sprösslingen ansetzen. Darin sind sich Nicole Daniel und die Mutter aus Rötgesbüttel sofort einig: „Kinder sind eben sehr unterschiedlich. Und wenn eins nicht im System funktioniert, dann gilt es als auffällig.“ Und genau das sei eben nicht so. Bei fehlendem Fachpersonal in den Kitas und entsprechend großen Gruppen gehe ein einzelnes Kind mit seiner aktuellen Befindlichkeit durchaus schon einmal unter. „Das ist überhaupt kein Vorwurf an Kita-Mitarbeitende“, betont Christine Breitbach. Bei Gruppen von 25 Mädchen und Jungen bliebe selbst den Engagiertesten kaum Zeit, sich um individuelle kleine Persönlichkeiten zu kümmern. „Dann geht’s nur ums Funktionieren, und das ist bedauerlich“, sagt Nicole Daniel.
Sie erlebe, wie Kinder, die von besorgten Eltern als irgendwie auffällig angemeldet werden, im großen Kursraum aufblühen, sich öffnen und auf ihr Coaching positiv reagieren. Coaching übrigens, das den Kindern selbst gar nicht bewusst werde. „Wir machen alles spielerisch.“ In Kleinstgruppen kommen Kinder zusammen. Das eine wird als „zu schüchtern“ angemeldet, das andere als extrovertierter Haudegen mit ADHS-Diagnose. Oh Wunder, Nicole Daniel kann meistens diese Vorwarnungen gar nicht bestätigen nach den Kursen, bei denen zunächst kein Elternteil dabei ist. Ein Feedback erhalten Papa und Mama jeweils nach einer Kursstunde.
Ein Blatt Papier kann Wunder wirken, nennt sie als Beispiel: Darauf schreibt die „Glücksstudio“-Inhaberin böse, verletzende Worte, die die Kinder ihr nennen. Jede Beschimpfung wird im Papier als Knick verewigt. Danach fordert sie die Kleinen auf, Positives zu sagen. Dann wird das zerknüllte Blatt wieder geglättet. „Aber es bleiben Falten - und das bringt die Kinder zum Überlegen.“
Zeitdruck, Stress, negative Emotionen – der Familienalltag stehe heutzutage oft unter Dampf, wissen Christine Breitbach und Nicole Daniel. „Wer selbst nicht ruhig ist, strahlt auch keine Ruhe aufs Kind aus.“ Um ruhig zu werden, würden etwa Atemübungen helfen. Im Kursus übt sie daher die „Hummel“-Technik. Ebenso Bewegungsübungen, auf die jedes Kind anders reagiere. In sich ruhen und einen empathischen Blick auf die Menschen drumherum zu haben - das könne schon ein kleines bisschen die Welt besser machen, ist Christine Breitbach vom Effekt des „Kleine Helden“-Kursus überzeugt.
Ja, solche Kurse kosten Geld. Nicole Daniel ist bemüht, solche Angebote so günstig wie möglich anzubieten. Auch bei Krankenkassen wurde sie vorstellig. Aber die hätten abgewinkt in Sachen finanzieller Beteiligung. „Schade“, findet sie. An die Spätfolgen denke da offenbar niemand.
Mit ihrem „Glücksstudio“ jedenfalls, das erst vor wenigen Wochen öffnete, zieht sie inzwischen Kreise, auch Externe bieten bei ihr Kurse an. Vom Kinder-Yoga, Erste-Hilfe-Kursus für Kleinkinder, Kreativkursen, Babymassagen bis hin zu Erwachsenen-Kursen sieht die 35-Jährige einen geglückten Start. Auch ihr Hygge-Onlineshop gehört zu den Räumlichkeiten in der Steinwegpassage. Die könnte nun zum Magnet für Gifhorner Familien werden, hofft sie. Mit der neuen Indoor-Spielhalle für Kinder mit angegliedertem Elterncafé im ehemaligen Aller Markt gleich nebenan ergänze sich das Angebot super. Gifhorn ein bisschen glücklicher machen, das hat sie im Sinn. „Ich pflanze hier den Samen“, sagt sie lachend.