In der jüngsten Ratssitzung vor Weihnachten war die Mitteilung eine kurze Randnotiz unter dem Tagesordnungspunkt Bericht der Verwaltung. Der Radfahrstreifen werde durch einen Fahrradschutzstreifen ersetzt. Das war demnach das Ergebnis jener rechtlichen Prüfung, die dieser Entscheidung nun vorausging. Genau so war es im September auch von der Politik beschlossen worden: erst prüfen, dann umsetzen.
Derweil kochten in den sozialen Medien, zum Beispiel auf dem Kanal des Rathauses, die Gemüter der Gifhorner hoch. „Danke sagen die Steuerzahler“, „und so fließt das Geld wie im Rinnsal… wie Niagarafälle mit beiden Händen hinaus… sinnlose Spielereien…“ und „Würde mich interessieren, wieviel Geld jetzt dafür ausgegeben würde“, schreiben die Gifhorner dort den Stadtvätern und -müttern in die Kommentarzeilen.
Wie teuer die bisherige Markierung des Radfahrstreifens war, vermag Stadtsprecher Frank Kornath aus den Gesamtkosten der Umbaumaßnahme, zu der neuer Asphalt, neue Querungshilfen und neue Nebenanlagen zählen, nicht mehr herauszuklamüsern. Die Änderung in Richtung gestrichelter Linie plus roter Flächenmarkierung dagegen werde mit etwa 48.000 Euro obendrauf zu Buche schlagen. Die neue Markierung soll voraussichtlich im März aufgebracht werden, wenn die Witterung es zulasse. Im Gegensatz zur gestrichelten Linie eines Fahrradschutzstreifens darf die – in diesem Fall sogar doppelte – durchgezogene Linie des Radfahrstreifens partout nicht vom Kraftverkehr überfahren werden. Das sorgte von Anfang an für Kritik und Ärger, weil es immer wieder Konflikte im Gegenverkehr bis hin zu sogenannten Spiegelklatschern gab: Autofahrer fuhren immer wieder an geparkten Fahrzeugen auf der dem Radfahrstreifen gegenüber liegenden Seite vorbei, der Gegenverkehr musste dann verbotswidrig auf den Radfahrstreifen ausweichen, um Unfälle zu vermeiden. Die Stadt verwies darauf, dass die übrige Fahrbahn der Celler Straße immer noch eine Breite von 6,50 Metern habe wie zum Beispiel der Dannenbütteler Weg auch. Dennoch wollte die Mehrheit in der Politik die gestrichelte Linie haben, damit Autofahrer ausweichen dürfen.
Statt von Anfang bis Ende der Celler Straße mal ein vernünftiges Konzept zu entwickeln, verpulvere die Stadt wieder Geld für eine weitere Fehlplanung, schreibt ein Anwohner der Celler Straße. Auf der Westseite sei genug Platz für einen „vernünftigen Radweg“ für das Befahren in beiden Richtungen gewesen.
Bei der Gelegenheit berichtet der Anwohner von den Gefahren seiner Hofausfahrt, wo der für Radler freigegebene Gehweg direkt an der Hauswand verläuft. „Ich taste mich immer vorwärts und extrem langsam an den Fußweg/Fahrradweg heran, da ich erst ganz spät einblicken kann, ob jemand kommt.“ Neulich hätte er fast ein Kind umgefahren. „Oftmals ziehen die Radfahrer noch vor der Motorhaube vorbei.“