In der SELK seien die Mitgliederzahlen im Zeitraum von 1991 bis 2022 etwa um ein Viertel zurückgegangen, sagt Schmidt. Kleiner Lichtblick: Es gibt auch einzelne Gemeinden und Kirchenbezirke mit Mitgliederwachstum, wie etwa in Berlin. Die Immanuelsgemeinde in Groß Oesingen schrumpft hingegen und hat derzeit etwa 420 Gläubige. Prozentual noch mehr zurückgegangen als die Zahl der Gemeindeglieder sei die Zahl der Besucher in den Gottesdiensten, hat der Gemeindepastor festgestellt. Die Kirche versuche darum verstärkt, die Menschen auf anderen Wegen zu erreichen. „Da haben wir in der Coronazeit gelernt“, so Schmidt.
Das reiche von per Streaming übertragenen Gottesdiensten bis zu Posts über Apps wie „Mein Ort“ und Instagram. „Wir versuchen dort regelmäßig kleine geistige Impulse zu setzen, die mit dem Kirchenjahr zu tun haben“, so Schmidt weiter. Auch bei der Form der Ansprache müsse sich die Kirche immer wieder neu hinterfragen. Immer häufiger erkläre er beispielsweise die Hintergründe der Liturgie. „Da muss man sich sprachlich immer wieder neu erfinden, um zu vermitteln, was unseren Glauben ausmacht – ohne dass der Inhalt zu sehr verflacht.“ Es sei aber schwer, mit den Botschaften etwa zu Weihnachten jene zu erreichen, die dem Gottesdienst fernbleiben.
Die Kirche komme mit den Menschen aber nicht nur im Gotteshaus in Berührung. Schmidt nennt die christliche Pfadfinderarbeit einer Gemeinde in Sachsen, seine Arbeit als Seelsorger im Landkreis Gifhorn oder Besuche in Schulen als Beispiel. „Es geht darum, Teil der Gesellschaft zu sein. Das ist ein ganz wichtiger Teil unserer Arbeit.“ Das führe nicht unbedingt zu mehr Besuchern in den Gottesdiensten. „Aber es wird doch punktuell etwas von der christlichen Botschaft vermittelt“, so Schmidt.
Mit sinkenden Mitgliederzahlen steigen die finanziellen Herausforderungen. Die SELK finanziert sich nicht über die Kirchensteuern, sondern über freiwillige Beiträge. „Es ist eine Herausforderung, das aufzubringen, was nötig ist“, gibt Schmidt zu. Das sei in Groß Oesingen noch nicht wirklich spürbar. Insgesamt stelle sich in der SELK jedoch die Frage, wie einzelne Angebote zukünftig finanziert werden können. So fehle es beispielsweise der Lutherischen Kirchenmission im Kreis Celle an finanziellen Mitteln mangels Spenden. Das Gebäude am Stammsitz in Bleckmar gilt als Sanierungsfall. Auch über eine Konsolidierung etwa von Jugendwerk und Hochschule der SELK zur Einsparung von Kosten sei bereits nachgedacht worden.„Die Herausforderungen sind da, und sie sind durchaus groß“, fasst Schmidt es zusammen. „Aber wir sagen in der Kirche unter uns auch: Nicht wir sind es, die die Kirche erhalten, sondern der Herr der Kirche“, betont der Gemeindepastor das Gottvertrauen der Gläubigen. „Die Kirche hat viele schwere Zeiten erlebt, ist aber eben doch erhalten geblieben.“