Gegen 12.30 Uhr hat der Lokführer des mit 400 Passagieren besetzten ICE 545 auf der Fahrt von Köln nach Berlin zwischen Meinersen und Leiferde einen Schlag verspürt. Nach einem Nothalt brachte die Ursachenforschung einen Schienenbruch ans Tageslicht. Fachleute haben diesen laut einer Bahnsprecherin „gelascht“. Nach Vollsperrung der Strecke gab die Bahn um 14.17 Uhr das Gleis von Gifhorn nach Meinersen wieder frei, der ICE setzte gegen 15.50 Uhr seine Fahrt fort, als sein Gleis auch wieder frei war.
Rückblende um knapp anderthalb Monate: Am Morgen des 27. November brach eine Schiene der ICE-Strecke - ebenfalls Fahrtrichtung Berlin - am westlichen Ende des Bahnsteigs in Calberlah. Unter anderem mit einer acht PS starken Spezialflex setzten Spezialisten der Bahn eine zwölf Meter lange und 730 Kilogramm schwere Schiene neu ein.
Durchschnittlich alle 15 Minuten ein Zug pro Richtung: Rund 200 Züge sind täglich auf der Strecke unterwegs, nicht nur ICE, Intercitys und der Enno, sondern auch schwere Güterzüge mit entsprechender Belastung für das in die Jahre gekommene Material. „Wir halten unsere Infrastruktur regelmäßig instand“, versichert die Bahnsprecherin. Unter anderem seien spezielle Messzüge mehrmals im Jahr auf dieser Strecke unterwegs.
Zum Beispiel ein ICE-S, der aussieht wie ein kurzer regulärer ICE mit nur zwei Wagen zwischen den Triebköpfen. Er ist in Minden stationiert und testet Neubaustrecken vor Eröffnung oder nimmt die Regelinspektionen vor. „Dabei geht es immer darum, wie Fahrzeug, Fahrbahn und Fahrdraht zusammenwirken“, schreibt die Bahn auf ihrer Website dazu. „Das Ziel: ein sicherer Betrieb bei Hochgeschwindigkeit.“Darüber hinaus haben laut Bahnsprecherin die Lokführer die Strecke stets im Blick und melden Auffälligkeiten sofort - wie eben am Dienstag bei Gifhorn. Was nicht ausschließt, dass dennoch mal was kaputtgeht: „Selbst wenn alles ordnungsgemäß abgelaufen ist, kann das vorkommen“, sagt Heike Schmidt, Sprecherin des Eisenbahnbundesamts, auf AZ-Nachfrage zum Thema Schienenbrüche. Die kämen immer wieder mal vor. „Es klingt dramatisch, es ist aber nicht so, dass es immer mit Unfallgefahr verbunden ist.“Bei der Aufsichtsbehörde sei die ICE-Strecke bei Gifhorn jedenfalls nicht auffällig geworden. Die Bahnsprecherin versichert zum aktuellen Fall: „Reisende waren nicht in Gefahr.“
Die Bahn hat mit der Strecke in geplant zwei Jahren Großes vor. Mitte der 1990-er Jahre hatte sie die Strecke Hannover-Berlin als Verkehrsprojekt Deutsche Einheit 4 zur Schnellfahrstrecke ausgebaut und 2011 bereits eine umfangreiche Sanierung vorgenommen, weil es unter anderem Probleme mit rissigen Betonschwellen gegeben hatte. Nun steht die Strecke zwischen Lehrte und Berlin im Programm jener neuartigen Generalsanierung, mit der das mit seiner maroden Infrastruktur ringende Unternehmen die wichtigsten sogenannten Korridore in den kommenden Jahren für Milliarden Euro ertüchtigen will.
„Während der Generalsanierung im Jahr 2027 bündeln wir auf der 227 Kilometer langen Strecke zahlreiche Projekte – und das über alle Gewerke hinweg“, erläutert die Bahnsprecherin. Die Bahn erneuert Gleise und Weichen, modernisiere mehrere Bahnhöfe und werte diese auf. Außerdem bekommen zwei Bahnhöfe neue Namen, um Reisenden mehr Klarheit zu verschaffen: Gifhorn heißt künftig Gifhorn Süd, Meinersen dann Meinersen-Ohof.