Zwar hat Hubertus Heil (SPD) den Wahlkreis zum achten Mal hintereinander direkt gewonnen, doch ein Grund zur Euphorie ist das für ihn nicht. Als Direktkandidat hat dem amtierenden Minister für Arbeit und Soziales vermutlich sein hoher Bekanntheitsgrad in die Karten gespielt. Auf das Zweitstimmenergebnis ließ sich dieser Vorteil aber nicht übertragen: Die SPD liegt hinter der CDU.
„Der Wahltag war ein bitterer für die deutsche Sozialdemokratie“, sagt Heil. Umso mehr danke er den Bürgerinnen und Bürgern in seiner Heimat für das erneute Vertrauen in seine Person und ein Erststimmenergebnis, das mit 33,9 Prozent deutlich über dem Bundesergebnis der SPD liegt.
„Ich werde Gifhorn und Peine in den kommenden vier Jahren weiter mit aller Kraft als direkter Bundestagsabgeordneter in Berlin vertreten“, verspricht der Sozialdemokrat.
„Das Wahlergebnis ist ein klarer Auftrag - im Bund, aber auch in Gifhorn und Peine - verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Die Union hat gestern einen klaren Regierungsauftrag erhalten. Es liegt nun an ihr, zügig Gespräche zur Regierungsbildung aufzunehmen“, macht Heil deutlich. Zur Rolle der SPD und ob er erneut als Minister zur Verfügung stehen würde, äußert er sich nicht.
Der kurze und intensive Winterwahlkampf habe allen viel abverlangt. „Umso beeindruckender war die große Unterstützung, für die ich zutiefst dankbar bin. Ich habe mich jede Minute getragen gefühlt“, betont der 52-Jährige.
„Es war ein aufregender, emotionaler Tag. Zwischenzeitlich sah es sogar so aus, als könnte ich über die Liste in den Bundestag kommen. Das hat sich aber leider nicht bewahrheitet”, schildert Marian Meyer, der für die CDU angetreten ist, wie er die Wahl erlebt hat. Nun habe er eine Nacht darüber geschlafen und sich sortiert.
„Für mich hat es zwar nicht zum Einzug in den Bundestag gereicht, aber ich bin trotzdem guter Dinge und mit meinem Abschneiden sehr zufrieden“, sagt Marian Meyer, der für die CDU angetreten war. Immerhin hätten fast 51.000 Menschen für ihn votiert.
Er freue sich über das Gesamtwahlergebnis im Bund: „Es bietet die Möglichkeit, eine stabile Regierung hinzubekommen“, so seine Einschätzung, verbunden mit der Hoffnung, „dass alle Beteiligten sich der Verantwortung bewusst sind, die sie tragen“.
Zwar sei das örtliche Zweitstimmenergebnis der CDU, die rund 4,5 Prozentpunkte vor der SPD liegt, sehr erfreulich. „Allerdings haben wir viel an die AfD verloren. Das müssen wir analysieren und schauen, was wir dagegen tun können“, blickt Meyer mit Sorge auf diesen Punkt.
Diese Sorge teilt der Direktkandidat der AfD, Robert Preuß, naturgemäß nicht. „In der Stadt Gifhorn zum Beispiel hat uns jeder Vierte gewählt. Wir sind inzwischen ein Teil der Demokratie, und der Platz am ‚Katzentisch‘ steht uns nicht mehr zu", kritisiert er die Vorbehalte gegen seine Partei.
Im Landkreis Gifhorn sei er aufgrund seiner politischen Aktivitäten bereits recht bekannt gewesen. Im Landkreis Peine sei das nicht der Fall gewesen. „Deshalb habe ich dort besonders viele Präsenztermine wahrgenommen. Unsere Kampagne ist offenbar gut angekommen“, blickt er zurück.
Angesichts des Wahlergebnisses sei es nicht vermessen, im Hinblick auf die Kommunalwahl im kommenden Jahr über Bürgermeisterkandidaten nachzudenken. „Zudem brauchen wir ausreichend gute Kandidaten, um flächendeckend weiter Präsenz zeigen zu können“, blickt Preuß in die Zukunft. Es brauche noch immer Mut, sich aufstellen zu lassen, weil es viel Gegenwind und Druck auszuhalten gebe.
Für Meyer und Preuß beginnt nun nach dem aufregenden und zeitintensiven Wahlkampf der Alltag. Meyer wird ab Mittwoch wieder „ganz normal“ in sein Büro bei der Samtgemeinde Meinersen gehen. Preuß ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der AfD-Fraktion im Bundestag tätig und wird dort weitermachen.
Hubertus Heil wird - wie schon seit 1998 - sein Mandat im Deutschen Bundestag ausüben. Die Spekulationen darüber, ob er dies als einfacher Abgeordneter oder in einer möglichen rot-grünen Regierung erneut in verantwortlicher Position tun wird, haben bereits begonnen.