Niemand geringeres als Rainer Tietje und Annette Riedel führten wie zu Zeiten des SV Helau durchs Programm, das eine bunte Mischung bot aus liebgewonnenen Nummern und brandneuen Show-Acts. So erinnerten die Akteurinnen und Akteure, darunter auch Vanessa Langner vom Kulturverein, gleich zu Beginn an die Mottos früherer Saisons mit einer Kostümrevue aus „Nostalgie“ (1995), „Karneval 2000“ (1996), „Fantasia“ (1997), „Romantica“ (1998), „Geisterhaus“ (1999), „Amerika“ (2001), „Venetia“ (2002), „Neptuns Reich“ (2005) und auch „Glanz und Glamour“ (2008).
Zuvor hatte Pilot Ben Sommer die Gäste an Bord des Fluges KVM 2025 willkommen geheißen: „Wir fliegen von Meinersen direkt ins Paradies der Jecken“, rief er. Der Flugkapitän bat die Mitreisenden, für den Start eine aufrechte Sitzposition einzunehmen. Und er empfahl, sich in den kommenden Stunden wenn überhaupt dann nur noch als Polonaise vom Platz zu erheben. Dem kam das Publikum nicht vollkommen nach, begleitete es doch den Ein- und Ausmarsch jedes einzelnen der unzähligen fantastischen Show-Acts des Abends mit Standing Ovations.
Die Eröffnungsrevue fand demzufolge nicht nur Präsident Rainer Tietje „ganz zauberhaft“. Und Vanessa Langner vom Kulturverein freute sich, dass sie offensichtlich nicht allein „richtig Lust auf Karneval“ hatte. Vor sechs Jahren sei sie nach Meinersen zurückgekehrt und habe die großartigen Shows des unvergessenen SV Helau gleich vermisst: „Es war immer so schön.“ Mit dem Kulturverein im Rücken konnte sie es nun wagen, ein Revival zu verwirklichen. Dass es eine Schnapsidee sein könnte, widerlegten die enorme Resonanz und die schon vorm Start völlig ausgelassene Partystimmung.
Langners Wunsch, möglichst oft Rufe nach Zugaben zu hören, erfüllte das größtenteils kostümierte Publikum nur allzu gern. Denn der Elferrat war im Lauf der Jahre vielleicht zu einem Fünferrat zusammengeschrumpft, die Show-Acts - egal ob Neuauflage oder Neuentwicklung - aber waren so zugkräftig wie eh und je. Jörg und Michael etwa glänzten mit ihrer Nummer „Wortlos“, bei der sie sich ein improvisiert wirkendes, mitunter aberwitziges, perfekt getimtes Wortgefecht komplett mit vorgedruckten Plakaten lieferten - grandios!
Präsident Rainer Tietje hegte vorab Zweifel an der Nummer, räumte dann aber ein: „Ihr habt mich eines Besseren belehrt. Das ist super angekommen. Ich muss mich entschuldigen.“ Wenn das Publikum bei dieser vermeintlich zahmen Performance „schon so abgeht, fliegt der Saal heute Abend auseinander“, sagte er. Unterbrochen nur von Schunkelliedern vom Band als Cooldown für die Zuschauenden und Verschnaufpause für die Darbietenden folgten weitere Highlights Schlag auf Schlag, etwa mal geradezu märchenhaft anmutender, mal schwungvoll mitreißender Tanz oder auch A-cappella-Gesang („Let’s Twist Again“), teils verstärkt durch einen Beatboxer („Wake Me Up“) und natürlich ergänzt um Zugaben („Aloha Heja He“, „Wild Thing“).
Das Publikum feierte kräftig mit, der Saal bebte. Die Zuschauenden ließen mit ihren Füßen trampelnd ein ums andere Mal Raketen starten, ganz wie zu Zeiten des SV Helau, und verwandelten ihre Bierzeltbänke kurzerhand in Ruderboote. Rainer Tietje und Annette Riedel verteilten derweil fleißig „Küsschen, Blumen und Medaillen“ an alle Mitwirkenden und bemerkten: „Wenn es so weitergeht mit den Zugaben, wird es ein langer Abend.“ Ein langer Abend war es, aber ganz sicher kein langweiliger.