Umstrukturierung: Notärzte im Kreis Gifhornhaben mehr Luft
Leitstellen-Bilanz für 2024: Weniger Einsätze insgesamt und seltenere Anforderung von Rettungshubschraubern

Rettungshubschrauber im Einsatz: Wenn die Notärzte gerade bei anderen Einsätzen gebunden sind oder der Patient in eine weiter entfernte Klinik muss, wird ein Notruf im Kreis Gifhorn ein Fall für Christoph 30 und Co.Foto: Sebastian Preuß/ Archiv
Gifhorn. 32.884 statt 34.172 Notfälle im Kreis Gifhorn: Die Rettungsleitstelle des Landkreises im Gifhorner Heidland musste 2024 weniger Einsätze insgesamt koordinieren als noch im Jahr zuvor. Auch musste sie deutlich seltener einen Rettungshubschrauber anfordern. Der Landkreis führt das auch auf Umstrukturierungen beim Rettungsdienst zurück, dem seit zwei Jahren mehr Kompetenzen zugestanden werden.

Die Fachleute vom Rettungsdienst können mehr - und seit 2023 dürfen sie das auch. Der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstes hat an sie mehr Rechte delegiert, so Landkreis-Sprecherin Anja-Carina Riechert. Die Wirkung schlägt ihr zufolge durch bis zu den Rettungshubschraubern. Denn fortan mussten seltener als vorher Notärzte angefordert werden, da die Notfall-Sanitäter viele Aufgaben übernommen haben.

Fuhren 2020 und 2023 die ­Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF) 4.399  beziehungsweise 3.667 Mal raus, war ihr Einsatz 2024 noch 3.327 Mal nötig. „Ein Vorteil ist infolgedessen, dass die Notärzte mehr für Notfalleinsätze zur Verfügung stehen“, so Riechert.

Wohl auch deshalb musste die Leitstelle im vorigen Jahr deutlich seltener als früher einen Hubschrauber anfordern, da die NEFs häufiger zur Verfügung standen. 285 Einsätze gab es insgesamt, am meisten war Christoph 30 aus Wolfenbüttel in Gifhorn (162 Mal), gefolgt von Christoph 19 aus Uelzen (38) sowie aus Hannover Christoph 4 (27) und Christoph Niedersachsen (vier). 2023 gab es 308 Hubschrauber-Ein­sätze, 2020 395.

Nicht immer kommen die Hubschrauber, weil die beiden Notarzteinsatzfahrzeuge im Kreis Gifhorn gerade bei anderen Einsätzen gebunden sind. Der Einsatz der Luftretter ist laut Riechert auch dann gefragt, „wenn die Art des Unfalls eine Verlegung in eine weiter entfernte Klinik (zum Beispiel nach Stürzen aus Höhen oder bei Brandverletzungen) erfordert“.

Eine weitere Umstrukturierung sorgt für eine Verschiebung bei den Zahlen der Einsätze. 2020 musste die Leitstelle 20.065 Einsätze für Rettungswagen koordinieren, 2023 waren es 21.024, im vorigen Jahr jedoch nur noch 15.821. Dafür waren die Krankentransportwagen gefragter: Es gab 2024 12.123 Fahrten, im Vergleich dazu 2023 7.679 und 2020 6.592. Auch hier spielt die Verlagerung von Kompetenzen eine Rolle, so Riechert.

So habe der Landkreis in ­Abstimmung mit den Kosten­trägern beschlossen, „einen Notfall-Krankentransportwagen (N-KTW) bei nicht lebensbedroh­lichen Verletzungen oder Erkrankungen einzusetzen und die Rettungstransportwagen für reine Notfalleinsätze einzusetzen“, erläutert Riechert. Deshalb übernehmen inzwischen Krankentransporter immer mehr Fälle, die vorher noch per Rettungswagen erledigt wurden.

Unter den 32.884 Einsätzen 2024 waren auch 1.613 Feuerwehreinsätze. Im Jahr davor zählte die Leitstelle 1.802, im Jahr 2020 1.317. Bei Feuerwehr-Einsätzen spielen laut Riechert häufig auch Wetterkapriolen eine Rolle. In Unwetter- oder Dürrejahren gebe es eben mehr Einsätze, etwa durch umgestürzte Bäume, vollgelaufene Keller oder Flächenbrände bei Trockenheit und Hitze.

Sogar IT-Softwaretüftler haben Einfluss auf die Einsatzzahlen im Kreis Gifhorn, so Riechert. Seit einem Update für das Betriebsprogramm Android bei Smartphones gebe es weniger sogenannte „Hosentaschenanrufe“.

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