Passen wir zusammen? Um das herauszufinden, legen manche TikTok-User ihr Horoskop mit dem ihres Partners übereinander. Andere lehnen ein Date auf Instagram mit einem „Widder“ ab, weil er nicht mit dem eigenen Sternzeichen kompatibel ist. Und wieder andere erklären, was eigentlich einen echten „Wassermann“ ausmacht.
Die Astrologie scheint auch viele Nutzerinnen und Nutzer sozialer Medien in den Bann zu ziehen, wenn man von dem enormen Angebot auf Plattformen wie Tiktok oder Instagram ausgeht. Aber was wissen die Sterne eigentlich wirklich über uns?
Die Astrologie gilt nicht als anerkannte Wissenschaft, sondern zählt nach heutigen Maßstäben zu den Pseudo-Wissenschaften. Diese hat den Anspruch, wissenschaftlich zu sein, erfüllt diesen Anspruch aber nicht. Es gibt etliche Studien, die sich mit der Astrologie beschäftigen. Eines haben sie alle gemein: Sie kommen zu dem Schluss, dass sich Astrologie nicht belegen lässt.
In einer Studie haben deutsche und dänische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler versucht, einen Zusammenhang zwischen Geburtsdatum und der Persönlichkeit eines Menschen zu belegen, wie es in der Astrologie häufig gemacht wird. Ohne Erfolg. Eine andere Studie aus den USA hat untersucht, ob verschiedene Astrologinnen und Astrologen in ihren Aussagen übereinstimmen. Das Ergebnis: Die Astrologinnen und Astrologen erreichten eine Quote, die genauso ein Zufallsgenerator erreicht hätte.
Ist es also nur Zufall, wenn die Vorhersage einer Astrologin oder eines Astrologen scheinbar zutrifft? Viele Menschen stehen Horoskopen in jedem Fall skeptisch gegenüber, wie eine Studie aus dem Jahr 2021 zeigt. Demnach interessieren sich 46 Prozent der Befragten nicht für ihr Horoskop. Doch es gibt auch diejenigen, die regelmäßig einen Blick in die Sterne werfen: 39 Prozent der Befragten lesen immerhin in unterschiedlicher Regelmäßigkeit ihr Horoskop. Aber warum?
„Der Glaube an Horoskope steht im Zusammenhang mit unserem Grundbedürfnis nach Orientierung und Sicherheit“, erklärt Elisabeth Dallüge, psychologische Psychotherapeutin und kooptiertes Mitglied des Bundesvorstands Deutsche Psychotherapeuten Vereinigung (DPtV). Das gelte vor allem in heutigen Zeiten, in denen wir mit vielen Unsicherheiten wie Kriegen oder der Klimakrise konfrontiert seien. Vielleicht ist das der Grund, warum die Astrologie in den sozialen Medien gerade so beliebt ist.
„Solche Entwicklungen wecken das Bedürfnis nach einfachen Erklärungen – auch wenn diese nicht wissenschaftlich belegbar sind“, so Dalügge. „Jeder Mensch hat den Wunsch nach Sinn und Struktur. In zufälligen Ereignissen Muster erkennen zu wollen, ist eine sehr natürliche Eigenschaft unseres Gehirns.“
An Horoskope zu glauben, kann aber auch eine emotionale Entlastung darstellen, weiß Dalügge. Denn es ist eine Möglichkeit, Verantwortung abzugeben. Es sei für manche Menschen leichter, zu glauben, dass der Tag wegen einer bestimmten Sternenkonstellation besonders schlecht gewesen sei – und nicht etwa, weil man selbst dafür verantwortlich war, so Dalügge. Auf diese Weise können Horoskope ein Gefühl der Überforderung reduzieren.
Außerdem hilft die Astrologie manchen Menschen bei der Suche nach einem Sinn. „Es gibt in der gesamten Menschheitsgeschichte viele Konzepte, die das Bedürfnis nach Sinnfindung oder einer emotionalen Stütze befriedigen. Horoskope gehören für einige Menschen dazu und geben ihnen so das Gefühl, dass es einen größeren Plan gibt“, sagt Dalügge. Ob jemand an Horoskope glaube, hänge aber auch davon ab, wie sehr jemand seine Sicherheit oder sein Kontrollbedürfnis von externen Faktoren abhängig mache.
Die Expertin weiß aber auch: „Der Glaube an Horoskope kann selbstverständlich auch problematisch werden – und zwar dann, wenn Menschen ihre Entscheidungen stark davon abhängig machen.“ Das habe nichts mit der Wertigkeit, der Qualität oder der Vorhersagbarkeit von Horoskopen zu tun. „Es ist immer schlecht, wenn wir unsere eigenen Entscheidungen stark von äußeren Faktoren abhängig machen.“
Schwierig wird es Dalügge zufolge vor allem dann, wenn der Verlauf des Tages davon abhängig ist, was im Horoskop steht. Dann besteht die Gefahr, dass unsere Entscheidungen nicht an unsere wirklichen Bedürfnisse anknüpfen. „Es ist wie bei so vielem“, sagt Dalügge. „Die Dosis macht das Gift. Ein gesunder Umgang mit Orientierung ist, dass man diese immer auch hinterfragen sollte.“