Witt gratulierte und lobte das „Durchhaltevermögen“, mit dem sich die Dörfer in diesem Jahr gegen weitere Mitbewerber durchgesetzt hätten. Es sei „ein harter Kampf“, in das Programm aufgenommen zu werden, das Mittel aus dem EU-Landwirtschaftsfond verteilt. Von 19 Regionen, die sich in der neuen Förderrunde beworben hätten, sei ein Dutzend erfolgreich gewesen. Damit seien bis dato fast 200 Dorfregionen im Programm: „Eine stolze Zahl, die zeigt, wie beliebt es ist.“
Für Barwedel und Co. beginne nun die Zeit, „eigene Ziele zu entwickeln und Projekte auf die Beine zu stellen“. Dabei zeige die Erfahrung, dass, „je mehr man macht, auch mehr Unterstützer dazu kommen“, so Witt, die in dem Zusammenhang darauf hinwies, dass auch private Projekte gefördert werden könnten - bei „ortsbildprägenden“ Bauten von vor 1950. Die Förderperiode dauere sieben bis maximal zehn Jahre und verfüge über Mittel in Höhe von 220 Millionen Euro. „Auch wenn das jetzt erstmal viel klingt, wird nicht jedes Projekt bewilligt.“
Aus diesem Grund werde vom ARL ein „Ranking“ erstellt. Das bedeutet, dass die einzelnen Projekte anhand eines (vom Land) festgelegten Punktesystems beurteilt werden. Laut zuständigem Sachbearbeiter Sascha Ackermann erhöhe die Berücksichtigung von Themen wie erneuerbare Energien, Nachhaltigkeit oder die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum die Chance „hoch gerankt“ zu werden: „Straßensanierungen sind nicht mehr so gefragt“, ergänzte Witt.
Sie gab den Vertretern der teilnehmenden Dörfer auch mit auf den Weg, sich mit den „investiven Mitteln“, die zur Verfügung gestellt würden, auch wirklich „zu einer Dorfregion zu entwickeln, weil sie allein weniger ausrichten können“ und „stärker als bisher zu kooperieren“. Auch wenn der Name der Region „Mitten an der Kleinen Aller“ schon teilendes beinhalte, weil die Wasserader schon seit dem Mittelalter als Grenzfluss fungierte zwischen dem Herzogtum Braunschweig und dem späteren Königreich Hannover - heute liegt westlich das Boldecker Land, östlich die Samtgemeinde Brome.
Ein Jahr hätten die Dörfer nun Zeit ihre Projekte im Detail zu planen - und zwar mit Unterstützung eines Planungsbüros, am besten einem, das Erfahrung habe mit dem Förderprogramm Dorfentwicklung und das jetzt, als erstem Schritt im Prozedere, gesucht und gefunden werden müsse. Daniel Krause, Bürgermeister von Tiddische/Hoitlingen, bestätigte, dass im April eine entsprechende Ausschreibung laufen werde und man davon ausgehe, Mitte Mai das Planungsbüro dingfest gemacht zu haben.
Krause stellte Rahmendaten der Dorfregion vor. Demnach zähle sie rund 5500 Einwohner und es gebe achtmal produzierendes Gewerbe, 24 Handels- oder Handwerksbetriebe und 41 Betriebe aus dem Dienstleistungsbereich sowie der Gastronomie. Bei den 27 landwirtschaftlichen Betrieben in den fünf Dörfern erklärte Lars Meinecke, der Vertreter aus Barwedel und selbst Landwirt, dass diese Anzahl sich bis zum Ende des Förderzeitraums halbieren werde.
Die Umnutzung von ehemals landwirtschaftlich genutzten Gebäuden zu Wohnraum - bestenfalls Mehrgenerationen-Wohnen und Verzicht auf Neubau-Gebiete - steht deshalb ebenso auf der Liste der gemeinsamen Ziele wie die Schließung von Lücken im Fuß- und Radwegenetz, wohnortnahe Grundversorgung (zum Beispiel durch Automaten-Geschäfte) oder regionale Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten. Die gemeinsame Liste der konkreten Projektideen ist ungleich länger, umfasst mehr als 40 Punkte.
Ein Bigpoint ist für Jembke laut Bürgermeister Lars Riemenschneider die Errichtung einer Bürgerbegegnungsstätte mit angeschlossener Tagespflege, aber auch die Ansiedlung eines Allgemeinmediziners. Ralf Michel, Bürgermeister von Bergfeld, nannte beispielsweise die Anlage eines generationsübergreifenden Spielplatzes mit zusätzlichem Raumangebot für Jugendliche sowie die Anlage eines Hofcafés mit Hofladen. In Barwedel soll der historische Rundling zum zentralen Treffpunkt aufgewertet und das Kalthaus (von Jung und/oder Alt) ebenso nachgenutzt werden wie der ehemalige „Horchturm“ der Bundeswehr.
Ganz oben auf der Liste der Gemeinde Tiddische steht die energetische Sanierung respektive ein Ersatzneubau des Dorfgemeinschaftshauses Hoitlingen. Ulrike Witt mahnte die Gemeindevertreter, man möge „keine groben Fehler“ machen bei den Förderanträgen, da „Strenge“ walte bei der Bewertung durch das ARL: „Wir haben keinen Ermessensspielraum.“