Frauenarzt-Praxis
in Gifhorn unter neuer Regie
Dayssier Fakouch (70) übergibt an seinen syrischen Landsmann M. Humam Ajam (38)

„Das Bestmögliche für unsere Patienten“: M. Humam Ajam (l.) übernimmt die Praxis für Gynäkologie von Dayssir Fakouch (70).Foto: Andrea Posselt
Gifhorn. Einer geht in den Ruhestand, ein Jüngerer tritt die Nachfolge an und füllt so eine sonst entstandene Lücke in der Frauenheilkunde in Gifhorn - hinter dieser Personalie aber steckt noch viel mehr. Dayssier Fakouch (70) hat seit 35 Jahren Generationen von Gifhorner Frauen begleitet. Er hätte irgendeinen Bewerber für die Nachfolge schon haben können, aber dann habe er zufällig seinen syrischen Landsmann M. Humam Ajam getroffen. Man habe geplaudert, sei sich nicht nur sympathisch gewesen. Im Gespräch habe sich Ajam auch für die Idee begeistern können, sich als Facharzt in einer Praxis selbstständig zu machen. „Ein Glücksfall. Er ist nämlich menschlich und fachlich sehr gut“, sagt der 70-Jährige.

Auch seine Anfänge in Gifhorn basierten auf einer zufälligen Begegnung, erinnert sich Dayssier Fakouch lächelnd. Damals lebte er in Braunschweig. Ein Kollege in Gifhorn brauchte dringend Unterstützung. Aus der Interimslösung vor 35 Jahren wurde dann die eigene Praxis in Gifhorn. Die ist seit einigen Jahren an der Braunschweiger Straße 36 beheimatet. Dort hat zum 1. April auch M. Humam Ajam offiziell die Nachfolge angetreten. Bei der Adresse werde es aber nicht mehr allzu lange bleiben. Im Herbst sei ein innerstädtischer Ortswechsel vorgesehen, mehr möchte Ajam noch nicht verraten. Der hat übrigens einige Neuerungen für Patientinnen. Den fachlichen Fundus habe er sich in den vergangenen Jahren an verschiedenen beruflichen Stationen angereichert. Mit abgeschlossenem Medizin-Studium kam Ajam 2014 aus Syrien nach Deutschland, spezialisierte sich auf Gynäkologie. Tätig war er an der Klinik Westmünsterland, dort war er von 2020 bis 2022 Oberarzt. Diese Position hatte er auch in seiner Zeit beim Gifhorner Helios Klinikum. Von April 2023 bis zuletzt war er parallel an der Klinik Westmünsterland und der Uniklinik in Neuruppin. Ajam (38) lebt mit Frau und zwei Kindern in Wolfsburg.

Sich immer weiter bilden und die gesundheitliche Versorgung der Patientinnen stetig zu optimieren, sei sein Antrieb, erklärt Ajam. Neben Leistungen wie Krebsvorsorge, Verhütungsberatung, Schwangerenbegleitung, Behandlung von Wechseljahr-Beschwerden und vielem mehr sollen die Gifhorner Patienten auch von der operativen Erfahrung profitieren. Ajam ist spezialisiert auf Beckenboden-OPs. Der 38-Jährige möchte in absehbarer Zeit mit einem Krankenhaus in der Region kooperieren, dort seine Gifhornerinnen operieren - und sie dort auch nicht alleine lassen. „Ich übernachte dann dort und mache am nächsten Tag selbst die Visite.“

Dass jemand so behutsam mit seinen Patientinnen umgehen möchte, lässt Dayssier Fakouch anerkennend nicken. Der 70-Jährige wird selbst auch Teil dieser Idee der Krankenhaus-Kooperation. Er werde nämlich die Zeiten in der Gifhorner Praxis abdecken, in denen M. Humam Ajam operiert. Auf dieses Miteinander freue er sich: „Ich bin stolz, dass er mein Nachfolger ist.“

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