Eine Schnapsidee, die zu einer großen Mission wurde: Mit seiner Verwandten, einer Wanderritt-Expertin, heckte Ehrlich das gemeinsame Projekt aus. Bücher verlegen und Reiten - ihrer beider beruflichen Standbeine vereinten sich in dem Projekt Postreiter.
Ein Herzensanliegen der beiden Reiter: Die Briefe, die sie auf dem langen Wanderritt austeilen, sollen ausnahmslos schöne, gute, positive Inhalte haben. Mal holen konkret benannte Adressaten entlang der Strecke zu zuvor veröffentlichten Treffpunkten ihre Botschaften ab, oder aber das Postreiter-Duo verteilt auf Wunsch des Autors die Zeilen an jemand unbekannten. Es klingt eine große Portion Rührung mit, als Ehrlich nach mehr als 400 Kilometern berichtet, wie an einer Übergabestation eine Frau den an sie gerichteten Brief laut vorgelesen habe. „So schön, es waren so schöne Worte.“
Nun geht’s schon die vierte Woche auf dem Rücken des Pferdes nach dem Start im baden-württembergischen Westhausen (dort hat Mirjam Joseph einen Reiterhof), Ziel ist in Bestensee (bei Berlin) am 1. Mai. Das Gepäck karg, Luxus geht anders. Aber: „Ich bin sehr glücklich unterwegs zu sein“, betont der Gifhorner. Zwischen sieben und zehn Stunden sind die beiden täglich im Sattel. Das gehe „erstaunlich gut“.
Beide geraten bei einem Punkt geradezu ins Schwärmen, als sie von den Eindrücken der bisherigen Postreiter-Tour berichten. „Es ist die Gastfreundschaft, die uns häufig entgegenkommt.“
Nur an den Wochenenden hatten beide Quartiere vorab gebucht, innerhalb der Woche mussten sie spontan suchen. Oder aber wurden sogar eingeladen: Das Wirtspaar der Gaststätte „Zur Tränksmühle“ im thüringischen Auma-Weidetal zum Beispiel habe sie mit den Pferden gesehen. Spontan boten sie eine Mittagspause bei ihnen an. „Die Pferde wurden sofort liebevoll versorgt, und für uns haben sie die Küche extra vor eigentlicher Öffnung angeschmissen.“
Das Versprechen, den Brief auf jeden Fall zum gewünschten Empfänger zu schaffen, steht. Briefe, die die gesamte Reise mitmachen, heißen „Brief der Entschlossenheit” und erhalten nach Erreichen des Ziels einen Extra-Aufkleber mit den Links zum Abenteuer. Das Postreiter-Porto beträgt 5,90 Euro.
Zeilen an Unbekannte heißen „Brief der Hoffnung“. Wie viele sie schon übergeben haben, wissen sie ad hoc nicht. Zuwachs an Briefen komme manchmal überraschend an den zuvor bekannt gegebenen Stationen. Einige Menschen entlang der Strecke wissen nämlich schon von ihrem Wanderritt, den das Duo auf Facebook und Instagram dokumentiert.
Und verschiedene Tageszeitungen sind auf sie aufmerksam geworden und sie interviewt. „Wenn wir manchmal morgens aus einem Dorf reiten, stehen die Menschen mit Möhrchen für die Pferde am Zaun“, erzählt Mirjam Joseph.
Sehr viel mehr bekommen sie von der Außenwelt kaum mit bei der Mission, Hoffnung und Freude mit Briefen zu verbreiten. Was gerade auf der Welt passiert mit Zoll-Chaos und Kriegsgebärden - „nein, die Weltnachrichten verfolge ich kaum, erst nach der Tour wieder“, sagt Christoph Peter Ehrlich.
Spontan äußert der Gifhorner eine Idee: Parallel zur Brief-Aktion ist in seinem Verlag schon die Anthologie „Postreiter“ erschienen. Die ersten Exemplare werde er zu Ostern bekommen. „Die könnten wir doch verstecken“, schlägt er Mirjam Joseph während des AZ-Gesprächs vor. Die stimmt zu.
Aufgehalten hat sie bisher nichts. Auch das Wetter habe mitgespielt. Am 1. Mai wollen sie im brandenburgischen Bestensee sein. Schon jetzt stehe fest, diese Aktion hat sie bewegt. Ob sie darüber ein Buch schreiben? Gut möglich. Aber erst einmal gilt es, Bestensee zu erreichen - das Ziel ihrer Tour von Freude und Hoffnung.