Organisator Tell Roth, Chef von Roth Catering & Events, hatte allen Grund zum Strahlen, auch wenn er am Samstag nur kurz gesprächsbereit war. Der Grund: Der Ouzo war am Vorabend ausgegangen und so musste er kurzerhand beim abfüllenden Griechen des Vertrauens in Isenbüttel nachordern. Kein Wunder, denn am Freitagabend waren mehr als 900 Gäste in das Festzelt auf der Wiese geströmt. Durstig und feierfreudig in bester Laune.
Auch der Wettergott scheint inzwischen ein Fan der Wiesn zu sein. „So etwas hatten wir noch nie!“, sagte Roth begeistert. „Letztes Jahr standen wir bei null Grad und Hagel hier und jetzt macht das Wetter so eine Kehrtwende.“
Die Stimmung am Freitag? „Bestens“, schwärmten die Gäste. Dafür sorgte, wie jedes Jahr, die „populärste Oktoberfestband der Welt, die Münchener Zwietracht“, wie Tell Roth schmunzelnd betonte. Daher sei sie bereits seit der ersten Auflage dabei. Roth schwärmte: „Zwei, drei Lieder und die Leute stehen auf den Bänken.“ Unterstützt wurde die Band in diesem Jahr von Sängerin Michaela Wild, die für zusätzliche Gänsehaut-Momente sorgt.
Wer nach Mitternacht noch Energie hatte, wurde von DJ Wolle aus Wasbüttel wachgehalten – und zwar bis in die Nacht. Auch am Samstag.
Die Gäste? Eine bunte Mischung aus Wiederholungstätern und Wiesn-Neulingen – ausschließlich mit einem Lächeln im Gesicht. „Supernette Leute hier, die Stimmung ist topp“, zeigte sich Karina Engel (47) aus Weyhausen begeistert. Larissa Just (33) aus Westerbeck gilt inzwischen als Wiesn-Stammgast: „Ich bin zum vierten Mal hier. Das Fest ist der Hammer! Und ich suche einen Mann“, sagt sie lachend und zeigt auf ihre Dirndl-Schleife, die sie an der linken Seite gebunden hat. Das Zeichen: Sie ist ledig.
Andreas Kwasjuk (32) aus Wesendorf hingegen ist zum ersten mal dabei: „Die Musik ist spitze! Heute wird gefeiert, Sonntag geht’s wieder auf den Fußballplatz.“ Erik Priebe (28) aus Gifhorn findet die Ticketpreise mit 30 Euro „ganz schön happig“, aber: „Wir wollen tanzen und Spaß haben“, winkt er lachend ab. Und ähnlich sieht es auch die 34-jährige Mareike Benz aus Westerbeck, die mit ihrer besten Freundin gekommen ist: „Das Essen ist super und das Bier schmeckt“, sagt sie kurz.
Für echtes Wiesn-Feeling sorgte allerdings nicht nur die Musik, sondern auch die bayerischen Schmankerl: Butterbrezeln, Leberkäse-Burger, Backschinken-Brötchen und eine Schmankerlplatte für zwei. Dazu wurde ein speziell abgefülltes, süffiges Gilde-Festbier in Halbliter- und Maßkrügen ausgeschenkt. „Eine Maß ist dem einen oder anderen vielleicht zu viel,“ sagt Roth augenzwinkernd.
Nicht fehlen durften natürlich Obstler, Schnaps und eben jener Ouzo, der am Freitagabend restlos vergriffen war. Tell Roth hat persönlich Nachschub für den Samstag besorgt.
Ein besonders schönes Bild: Fast alle Gäste kamen in Tracht: Dirndl und Lederhose so weit das Auge reichte. Roth verrät: „Unsere Änderungsschneiderei vor Ort merkt immer als Erste, wenn’s wieder losgeht. Dann brummt das Geschäft.“
Der Samstag war mit 1500 Gästen restlos ausverkauft. Für spontane Besucher gab es nur noch Laufkarten ohne Sitzplatzgarantie. Doch das hat die Gäste offensichtlich nicht gestört. Roth brachte es auf den Punkt: „Sobald die Band spielt, ist sowieso jeder in Bewegung.“
Zwar konnte Landrat Tobias Heilmann den traditionellen Fassanstich am Freitagabend nicht übernehmen, doch Bürgermeister Jannis Gaus sprang ein und dankte Gästen und Sponsoren. „Das ist ein Fest für die ganze Region,“ betonte er. Und das war an beiden Tagen wieder zu sehen: Die Wiesn verbindet, neue Freundschaften entstehen, Erinnerungen werden geschaffen – alles ganz friedlich und ausgelassen. „Es gab erneut keine Zwischenfälle“, betonte Roth.