Busfahrer ziehen mit Trillerpfeifen durch die Stadt
Mitarbeitende der VLG streiken: Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit

Gifhorns Busfahrer streiken: Mehr als 30 VLG-Mitarbeitende zogen am Dienstag durch die Gifhorner Innenstadt, um ihrer Forderung nach mehr Lohn Ausdruck zu verleihen.Foto: Sebastian Preuß
Gifhorn. Es ist erst neun Tage her, da standen am 14. Mai die Räder vieler Busse im Landkreis Gifhorn still. Die Busfahrer und Busfahrerinnen der Verkehrsgesellschaft Landkreis Gifhorn (VLG) streikten für mehr Lohn - einen Tag lang. Wirkung gezeigt hat das offenbar nicht auf Arbeitgeberseite, zu einer Einigung kam es bisher nicht. Am Dienstag und Mittwoch folgt nun der zweite Streik.

Die Mitarbeitenden der VLG streiken für mehr Geld. Doch es geht um mehr als nur etwas mehr Euros in der Geldbörde. „Wer bei der VLG arbeitet, ist nach sieben Jahren am oberen Ende der Gehaltstabelle angelangt - bei einem Stundenlohn von 18,06 Euro. Weiter geht es nicht, auch nicht für Kollegen, die seit 20 Jahren im Unternehmen sind“, erklärt Dennis Hinze. Der VLG-Busfahrer ist auch im Betriebsrat und Mitglied der Tarifkommission.

„Die Busfahrer in den umliegenden Städten verdienen fast 22 Euro in der oberen Gehaltsklasse, das sind über 3,50 Euro mehr in der Stunde. Wir hätten gerne den gleichen Lohn, schließlich leisten wir die gleiche Arbeit“, sagt Hinze weiter. Dabei gehe es auch - aber nicht nur - um Gleichberechtigung. Diese Ungleichbehandlung bringe auch ganz greifbare Probleme mit sich. Kollegen würden sich aus Gifhorn in andere Städte hin bewerben.

Außerdem: „Die Politik redet dauernd von der Verkehrswende. Aber wie soll die im Kreis Gifhorn gelingen, wenn keine Busfahrer da sind? Der öffentliche Personennahverkehr kostet Geld, die Arbeitgeber müssen dieses Geld endlich in die Hand nehmen“, fordert der Fahrer. Dafür zog er am Dienstag mit mehr als 30 Kollegen und Kolleginnen in Warnwesten, mit Fahnen und Trillerpfeifen durch die Gifhorner Fußgängerzone. Weitere etwa 30 VLG-Mitarbeitende machten am VLG-Betriebshof auf ihre Forderungen aufmerksam.

Hinze bringt zwei weitere Argumente ins Spiel. „Ich habe mir den aktuellen Inflationswert für heute angesehen. Der liegt bei 2,5 Prozent. Die Arbeitgeber bieten 2,2 Prozent Lohnerhöhung an. Das ist Reallohnverlust.“ Der offizielle Inflationswert für April 2024 lag bei 2,1 Prozent. „Bei den Busfahrern gibt es einen hohen Altersdurchschnitt, viele gehen in absehbarer Zeit in Rente. Aber wo soll der Nachwuchs herkommen, wenn der Jugend keine vernünftige finanzielle Perspektive geboten wird?“

Zwei Tage Streik - und wie viele Busse waren unterwegs? „Wir bedienen knapp über 50 Prozent der Linien, wenn wir unsere eigenen Linien nehmen. Mit Blick auf die Linien unserer Partnerunternehmen liegen wir bei knapp über 60 Prozent“, sagte Christian Geymeier, Geschäftsführer der VLG, am Dienstagmorgen. „Die Auswirkungen auf die Hauptzielgruppe, die Schüler, ist daher gering“, so Geymeier. Der Streik verlaufe insgesamt geordnet. „Das ist ja nicht der erste Streik in jüngster Zeit. Die Abläufe haben sich ein wenig eingespielt.“ Offenbar auch bei den Fahrgästen. „Es gab nicht so viele Anrufe von außerhalb wie noch beim ersten Streik.“

Dennoch: Ein kleines technisches Problem sorgte zeitweise dafür, dass die Informationen zu den Buslinien, die ausfallen und denen, die bedient werden, auf der Internetseite der VLG nicht korrekt angezeigt wurden.

Am Mittwoch, 28. Mai, wird in Hannover weiter verhandelt. Danach entscheidet sich, wie es in Sachen Busverkehr im Landkreis Gifhorn weitergeht. „Wenn es zu einem annehmbaren Angebot der Arbeitgeber kommt, bei dem noch letzte Details geklärt werden müssen, gibt es keinen weiteren Streik“, sagt Jan von Alvensleben von der Gewerkschaft Verdi.

Gibt es kein gutes Angebot, droht dagegen der nächste Streik. „Wir hoffen, dass es nicht so weit kommt. Aber wenn, dann müssen wir länger als zwei Tage streiken, da die bisherigen Aktionen dann offenbar keinen Eindruck auf die Arbeitgeber gemacht haben“, betont Von Alvensleben. Und Dennis Hinze ergänzt: „Ich hoffe, wir haben mit dem jetzigen zweitägigen Streik ein Ausrufezeichen gesetzt.“

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