Landkreis-Mitarbeiterin Petra Schulze ist es „sehr wichtig“, an diesem Nachmittag auf dem Marktplatz zu sein. Sie sitzt mit ihrer Kollegin Brigitte Müller auf einem der 400 auf dem Marktplatz aufgestellten Stühle und blickt in Richtung der Videowand, auf der der Trauergottesdienst in St. Nicolai übertragen wird. „Weil man nicht glauben kann, dass er weg ist“, sagt Müller Kopf schüttelnd. „Man denkt, er kommt gleich um die Ecke.“
Wenn sich Bjarne Baars, ebenfalls Mitarbeiter der Kreisverwaltung, auf dem Marktplatz umblickt, sieht er fast nur Kolleginnen und Kollegen. „Man hatte schon engen Kontakt zu Tobi.“ Ja, mit dem Landrat sei man per Du gewesen. „Das war das, was ihn auszeichnete: Seine Bodenständigkeit.“ Termine mit dem Landrat liefen „auf Augenhöhe“. „Von daher ist es wichtig, hier zu sein.“
Wenn man mit den Beschäftigen aus der Kreisverwaltung oder Institutionen wie dem Bildungszentrum an diesem Nachmittag ins Gespräch kommt, wird klar, dass es keine Pflichtveranstaltung für sie ist. Wer herkommt, trauere ehrlich, sagt auch Bürgerin Dorothea Nahrstedt-Hampel, die sich am Mittag im Kaminzimmer noch ins Kondolenzbuch eingetragen hat, bevor sie einmal über die Konrad-Adenauer-Straße zur Trauerfeier gegangen ist. „Ich habe ihm einen kleinen Brief geschrieben“, so die 85-Jährige aus Gifhorn.
Während der Trauerfeier - vor allem bei der bewegenden Rede von Tobias Heilmanns Tochter Chantal - kämpfen viele im Publikum mit den Tränen. Hier und da geht der Kampf dann doch verloren. Es geht unter die Haut und in zahlreiche Taschentücher.
Es kommt auch Prominenz aus Hannover, der Region und weiten Teilen Niedersachsens. Unter anderem Landtagspräsidentin Hanna Naber, Ex-Ministerpräsident Stephan Weil, Innenministerin Daniela Behrens, Kulturminister Falko Mohrs und Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi erweisen dem Gifhorner Landrat die letzte Ehre, ebenso Bundestagsabgeordneter Hubertus Heil, der sich seiner Tränen nicht schämt. Auch Vertreter aus Politik, Verwaltung und öffentlichem Leben aus der Region waren zahlreich vertreten.
Entsprechend groß ist das Aufgebot an Polizei. Es gibt Verstärkung aus Lüneburg. Zur Sicherheit stehen am südlichen Ende des Marktplatzes zwei schwere Feuerwehrwagen quer als Sicherheitsbarriere zusätzlich zu den Pollern in der Fußgängerzone.
Doch die Einsatzkräfte haben einen ruhigen Dienst. Bis auf den Cardenap muss keine Straße gesperrt werden - entgegen der Ankündigung bleibt die Konrad-Adenauer-Straße befahrbar. Die Fußgängerampel schafft es auch so, den Fußgängerstrom über die Straße zu regeln - auch nach der Feier, als alle Menschen auf einmal rausströmen.
Auch die Parkhäuser und -plätze schaffen den Andrang: Es habe sich gut verteilt, heißt es bei der Polizei.
Die Feuerwehr verteilte während der Feier rund 300 Flaschen Wasser an die Besucher, so Tobias Nadjib von der Pressestelle der Kreisfeuerwehr. Und so müssen auch die rund ein Dutzend haupt- und ehrenamtlichen Kräfte von Rettungsdienst und Bereitschaft des DRK nicht einschreiten. Wohl auch deshalb, weil frühzeitig ein großer Teil der Außenbestuhlung an die Fassaden der Häuser an der Westseite und somit in den Schatten umgestellt worden ist.