Diskussion um Radweg
zwischen Brome und Steimke
Baustart verzögert sich mindestens bis Herbst: Landkreis Gifhorn und BUND beziehen Stellung

Der Radweg zwischen Brome und Steimke: Von Sachsen-Anhalt aus kommend endet er derzeit an der Landesgrenze. Auf Niedersachsenseite verzögert sich der Bau.Foto: Sebastian Preuß
Brome. Ein Radweg, der ins Nichts führt: Im Sommer 2024 sollte eigentlich die Verbindung zwischen Brome (Niedersachsen) und Steimke (Sachsen-Anhalt) entlang der Landesstraße 287 gebaut werden. Im Osten wurde das Projekt auch umgesetzt, im Westen verzögert sich die Maßnahme aber. Aktuell steht der Herbst als Baustart in der Planung. Gründe für die Verschiebung gibt es offenbar einige.

Sachsen-Anhalt hatte bei der Umsetzung ab Sommer 2024 durchaus seine Schwierigkeiten: Aufgeweichter und nicht tragfähiger Untergrund im Frühjahr und ein hohes Aufkommen an Eichenprozessionsspinnern beispielsweise. Inzwischen ist das Teilstück aber fertig - und endet an der Landesgrenze.

Die Verwaltung des Landkreises Gifhorn - der Kreis ist Bauherr für den westlichen Teil - nennt als Gründe für die Verzögerung die Einwendungen gegen das Vorhaben und personelle Engpässe. Dadurch ziehe sich das Genehmigungsverfahren hin. Im Herbst aber sollen endlich die Vorarbeiten beginnen - in „Form der erforderlichen Baumfällungen zur Baufeldfreimachung.“

Genau diese Fällungen von 160 Bäumen sind auch einer der Bestandteile der Einwendung der BUND-Kreisgruppe. „Insbesondere die Einwendungen des BUND seien noch zu prüfen und zu behandeln“, hieß es deswegen von der Landkreisverwaltung im Mai 2025. Die Einwendung des BUND stammt allerdings aus dem Februar 2024. Und die Naturschutzorganisation wehrt sich jetzt dagegen, als Verhinderer des Radweges dazustehen.

„Ich weise darauf hin, dass wir keine Fundamentalopposition gegen Radwege einnehmen. Das Gegenteil ist der Fall. Der Einwand des BUND ist nur einer von vielen. Insgesamt gab es 28 Einwendungen, Anregungen und Bedenken, auf die jeweils eingegangen werden muss“, erklärt Manfred Michel, zweiter Vorsitzender der Gifhorner BUND-Kreisgruppe.

Der geplante Radweg führe durch ein Natur- und Landschaftsschutzgebiet mit höchstem Schutzstatus. Das sei Anlass gewesen, über Alternativen nachzudenken. „Leider kam dazu mit den Landkreisen Gifhorn und Salzwedel kein Gespräch zustande, obwohl ich dies in meiner Stellungnahme, die auch an den Landkreis Salzwedel geschickt wurde, empfohlen hatte. Nun hat Salzwedel vollendete Tatsachen geschaffen, sodass wir unsere Position schwerlich weiter vollumfänglich vertreten können“, befürchtet er.

Der BUND hatte in seiner Einwendung auch eine Alternative für die Radwegtrasse benannt. Die Trasse beginnt beim Rewe-Markt in Brome und führt über ein bereits asphaltiertes Wegstück, bis sie den Rand des Natur- und Landschaftsschutzgebietes erreicht. Dort wird auch die Grenze zum Bundesland Sachsen-Anhalt gequert. An dieser Trasse seien in Niedersachsen nur geringfügige Reparaturen auszuführen, führt Manfred Michel an. Naturschutzfachliche Eingriffe seien auf diesem Teilstück wahrscheinlich nicht zu erwarten gewesen. Eine entsprechende Beschilderung solle Radlern den Weg weisen.

Gründe für seine Einwendung zum Radweg und die Nennung einer Alternative führt der BUND einige auf. So gebe es in den Planungsunterlagen keinen Hinweis, dass die Bestimmungen des Klimaschutzgesetzes beachtet wurden - also eine Abwägung von Alternativen beispielsweise. Die von der Verwaltung geplante Trasse versiegele eine Fläche von etwa 2000 Quadratmetern, etwa 160 Bäume müssten gefällt werden.

Zudem seien bei der Kartierung der Amphibie die abseits der Trasse liegenden Feuchtegebiete mit Laichmöglichkeit nicht zuverlässig erfasst worden, dies müsse nachgeholt werden. Und es fehle eine Kartierung von Reptilien - im Bereich der Sportstätten bei Brome sei beispielsweise eine Eidechse gesichtet worden.

Die Gifhorner Landkreisverwaltung bestätigt, dass es insgesamt 28 Einwendungen, Anregungen und Bedenken zum geplanten Radweg gibt. Die Einwendung des BUND zum Radweg von Brome nach Steimke ist somit nicht die einzige. Allerdings steht das Projekt derzeit auch nicht ganz oben auf der Prioritätenliste - trotz der schon mehr als einjährigen Verzögerung. Im Juni steht der Ausbau der Kreisstraße 15 zwischen Darrigsdorf und Wollerstorf an, im Mai startete der Bau in der Ortsdurchfahrt Kakerbeck im Zuge der Kreisstraße 18. Diese Projekte hatte die Kreisverwaltung daher vorrangig bearbeitet.

Die Gründe für Verschiebungen von Maßnahmen seien mitunter vielfältig, heißt es vom Landkreis weiter. „Beispielsweise gibt es laufende Planungsverfahren, bei denen sich die Grunderwerbsverhandlungen länger als ursprünglich erwartet hinziehen. So kann es sein, dass einzelne Grundstücke im Eigentum von Erbengemeinschaften stehen, bei denen wiederum einzelne Mitglieder ihrerseits schon wieder verstorben sein können oder nicht zu erreichen sind.“

Auch bei Aufträgen an externe Planungsbüros könne die Bearbeitung länger als ursprünglich vorgesehen dauern, da diese ihrerseits vom Fachkräftemangel betroffen sind. Auch die Suche nach geeigneten Ausgleichsflächen für die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege könne sich zeitaufwendig gestalten.

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