Er wird bis zu zwei Meter lang, ist eigentlich in Afrika heimisch und giftig, wenn er zubeißt: Was hatte dann vor einigen Jahren aber ein Nilwaran rund um Wolfsburg und im östlichen Kreis Gifhorn zu suchen? Der Besitzer, der sich diesen heiklen Exoten irgendwie besorgt haben musste, sei nicht zu ermitteln gewesen, berichtet Rogoschik. „Der hatte aber wohl keine Lust mehr auf das Tier.“
Das Artenschutzzentrum in Leiferde hatte auch schon einen Anruf aus Bayern, ob es ein Löwenbaby aus einer Haushaltsauflösung aufnehmen könne, berichtet Rogoschik weiter. Eine Vogelspinne aus dem Prinzenpark in Braunschweig suchte auch einmal ein neues Zuhause, und momentan bekommt das Artenschutzzentrum jede Menge Schildkröten. „Stinktier und Stachelschwein hatten wir, Riesenschlangen sowieso.“ Ein Erdmännchen, am Tankumsee gerettet, sei „schon immer mein Traum gewesen“, zitiert die Artenschützerin den Besitzer.
Ein Nandu mussten die Tierschützer mal bei Winkel einfangen. Zuweilen bekomme das Artenschutzzentrum Anrufe von Interessierten, ob es diese Tiere abzugeben habe. „Die sind doch faszinierend“, zitiert Rogoschik die Begründungen für das Interesse Kopf schüttelnd. Und. „Man ist erstaunt, wie viele Kängurus im Kreis Gifhorn leben.“ 2017 war mit Einsatz der Polizei ein Albino-Känguru in Gifhorn einzufangen.
Ganz offiziell ist dem Landkreis Gifhorn als Veterinärbehörde die Haltung eines gefährlichen Exoten gemeldet, einer Giftschlange im Privatbesitz. Hierfür gibt es demnach eine Ausnahmegenehmigung, denn eigentlich gilt: „Die nicht gewerbliche Haltung von Giftschlangen einschließlich der Nattern der Gattungen Dispholidus und Thelotornis, Giftechsen, tropischen Giftspinnen und giftigen Skorpionen ist verboten“, so Sprecherin Anja-Carina Riechert. „Der Landkreis kann aber bei bestimmten Voraussetzungen Ausnahmen genehmigen.“ Für Exoten in gewerblicher Haltung ist der Landkreis nicht zuständig, sondern die jeweilige Kommune.
„Das nicht gewerbliche Halten von Großkatzen, Pumas, aller Arten von Luchsen, Servals, Geparden, Nebelparden, Ozelots, Affen ausgenommen Halbaffen und Krallenaffen, Wölfen, Bären, aller Arten der Echten Krokodilen, aller Arten der Alligatoren und Kaimanen und der Gaviale muss vom Landkreis genehmigt werden“, zählt Riechert weitere Beispiele auf. Doch die Giftschlange sei der bislang einzige Exot - zumindest was dem Landkreis bekannt und damit genehmigt ist.
Rogoschik rechnet mit einer gewissen Dunkelziffer, auch aus ihrer Erfahrung zum Beispiel mit den vielen Kängurus. „Es gibt nichts, was es nicht gibt” - und eben genug unvernünftige Menschen, die sich Exoten hielten, unabhängig davon, wie gefährlich diese seien. „Legal, illegal, sch..egal“, ärgert sie sich über mangelndes Verantwortungsbewusstsein. Ganz abgesehen davon, dass es den Tieren weder während der Haltung, noch nach dem Ausbüxen gut gehe, könnten besondere Gefahren von ihnen für Menschen ausgehen.
Wäre der Puma ein echter gewesen, hätte durchaus die Gefahr bestehen können, dass er Menschen gewöhnt sei und ihre Nähe suche, um an Nahrung zu gelangen, erläutert Rogoschik. Deshalb sei es auch wichtig, dass Besitzer es den Behörden umgehend melden, wenn ihnen ein Tier entlaufe.