Sigurd, Nick und Lucky Luke: Alfred Burghardt besitzt Tausende von Comic-Heften
Gifhorner packte die Sammelleidenschaft schon in frühen Jahren - Mit kindlicher Neugier
abtauchen in spannende Welten

Leidenschaftlicher Sammler: Alfred Burghardt nennt Tausende von Comic-Heften sein Eigen.Fotos: Jörg Rohlfs
Giforn. „Es hat mich alles nicht interessiert, außer Comics“, erinnert sich Alfred Burghardt an Momente seiner Kindheit. Die Hefte mit den bunten Bildchen ließen ihn nicht los. Heute nennt der Sammler wohl mehr als 10.000 sein Eigen. Gezählt hat sie nie, aber zu jedem Band eine Geschichte erzählen, das kann der ehemalige Postbote.

42 Jahre lang hat der gebürtige Gamsener in Gifhorn Briefe und Pakete ausgetragen. Seit 1962 ist er Comic-Fan, seit Burghardt zum ersten Mal „Sigurd“ erblickte, eine Figur des Comiczeichners Hansrudi Wäscher. Vielleicht war es auch nicht Sigurd, dessen Abenteuer (als Ritter) dem kleinen Alfred den Atem raubten, sondern „Nick“, der diese im Weltraum erlebte, oder „Tibor“ als Held des Dschungels. Auf jeden Fall war es für Burghardt „das Größte“.

„Damals gab‘s die Hefte in der Lottobude in Kästorf. Oder als Remittenden in Wundertüten auf dem Schützenfest zum halben Preis für 30 Pfennige.“ Gesammelt hat Burghardt die Hefte von Anfang an: „Die meisten habe ich heute noch.“ Auch „Fix und Foxi“ von Rolf Kauka oder „Bessy“, die der TV-Serie Lassie nachempfundene Comic-Hundefigur, zählen zu den frühen Exponaten aus den 1950-er und 1960-er Jahren, die wie die übrigen Tausende von Heften, Bänden und Sonderbänden in den deckenhohen Schränken der Dreizimmer-Wohnung im Gifhorner Musikerviertel sicher verstaut sind.

Viele Stücke sind, wie bei Sammlern üblich, in ungeöffneter Originalverpackung einsortiert. Die anderen in stabilen Klarsichthüllen in Aktenordnern, darunter viele, viele Piccolo-Hefte aus den Wirtschaftswunderzeiten. Das für sie schädliche ultraviolette Licht der Welt sieht der eine oder andere Comic dennoch gelegentlich. So manche Geschichte - vielleicht von „Tom und Klein Biberherz“ samt ihrem Gegenspieler Schmutzfuß oder eine vom Belgier Morris gezeichnete Geschichte mit dem, der schneller zieht als sein eigener Schatten, dem Westernheld „Lucky Luke“ -schaut sich Burghardt immer mal wieder gerne noch mal an.

Anfang der 1970-er-Jahre erlahmte seine Sammelleidenschaft. Da stand für Alfred Burghardt wichtigeres an: sein Job bei der Post, die Bundeswehr und Frauen. Aber es geht alles vorüber, es geht alles vorbei: Ende des Jahrzehnts flammte sie wieder auf und brannte heller als davor. „Es hat mich nicht mehr losgelassen.“ Seine fast kindliche Neugier und die unvoreingenommene Herangehensweise an die Stoffe und Inhalte der Bilderheftchen hat auch nicht gelitten.

Wenn Alfred Burghardt einen Comic liest, taucht er ab in die spannende Welt aus kleinen, meist bunten Bildern, reist in den Weltraum, hört die Geräusche des Dschungels oder das Klirren der Schwerter in „Prinz Eisenherz“ von Hal Foster. Und über gewisse Sprüche in „Asterix und Obelix“ oder wenn der Dicke, der nicht dick ist, wieder Römer vermöbelt, kann er sich immer noch laut scheckig lachen. So wie früher schon über die nicht allzu hellen Leuchten, die Panzerknacker, oder Donald Duck und Onkel Dagobert: „Deren Grafik hat mir gefallen. Carl Barks war der beste Enten-Zeichner aller Zeiten.“

„Stundenlang davorstehen“ und jedes Detail studieren kann Burghardt auch noch bei einigen der Bilder, die, gefasst in extra einzeln angefertigten Rahmen, jeden freien Platz an den Wänden der Wohnung bedecken, insgesamt mehr als 100 Stück. Es sind zumeist limitierte Drucke, die Figuren oder Szenen aus Comics zeigen, zum Beispiel ein von Barks handsignierter Dagobert aus dem „Goldenen Vlies”. Aber auch Originale von der Zeichner Hand sowie von einem Kunstprofessor im Auftrag von Burghardt gemalte Bilder. Auch sie zeigen Comicfiguren - einige zusammen mit Alfred Burghardt. Zum Beispiel Alfred E. Neumann, die Titelfigur des Satiremagazins „Mad“.

Im Gegensatz zum „schlecht gezeichneten Wirrwarr“, den Marvel heute abliefere, liebte und sammelte Burghardt bis 1973 übrigens auch Spiderman & Co. Der von ihm über alles geschätzte Hansrudi Wäscher allerdings überstrahlt irgendwie alles. Wegen dessen bis ins hohe Alter anhaltenden Schaffenskraft, wegen der erstaunlichen Ideenvielfalt, des mit dem Alter sogar noch zunehmende Detailreichtums und natürlich, weil alles mit Nick, Sigurd und Tibor begann und nie endete.

Auch deshalb wird Alfred Burghardt vermutlich nicht nur einmal die Ausstellung in der KulturTrif(f)t in Celle besuchen, die dort zu Ehren von Hansrudi Wäscher bis zum 27. Juli zu sehen ist. Anfang des Monats wurde im Ortsteil Scheuen, in dem der in der Schweiz geborene Künstler einige Jahre lebte, sogar eine Straße nach ihm benannt. Geöffnet ist die von seinem Fanclub vorbereitet Ausstellung mittwochs bis sonntags von 15 bis 18 Uhr.

Und zu seinem Lieblingsfest Weihnachten wird Alfred Burghardt wieder „Doppelte“, Hefte, die er zweimal hat, aus dem Stapel im Schlafzimmer ziehen und verschenken. Merke: Es sind nicht die materiellen Werte, die im Leben wirklich zählen.

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