Stiebel Eltron stellt300 Mitarbeitende ein
Hintergrund ist die Schließung des Conti-Werks, das die Firma Stiebel Eltron übernimmt

Continental stellt seine Produktion bis Ende 2027 in Gifhorn ein.Foto: Sebastian Preuß
Gifhorn. Im Januar schloss Conti ein Bremsenwerk in den USA. Was weit weg klingt, könnte jedoch auch von lokaler Bedeutung sein. Denn eine Wiedereröffnung des amerikanischen Werkes steht aktuell zur Debatte. Grund dafür sei, dass die künftige Continental-Abspaltung Aumovio aufgrund der US-Zölle eine Ausweitung der Produktion in den USA prüft. Profitiert also das amerikanische Bremsenwerk von der Schließung des Conti-Werkes in Gifhorn?

„Gifhorn beliefert den US-Markt nicht, es besteht also kein Zusammenhang zwischen den Entscheidungen zu den Werken“, betont Christopher Schrecke, Pressesprecher des Unternehmens. Dennoch sollen die drei deutschen Werksschließungen in Gifhorn sowie Karben und Babenhausen in Hessen zum geplanten Umsatz-Ziel von 24 Milliarden Euro beitragen. Schrecke sei jedoch wichtig, dass die Wiedereröffnung des Werks in Culpeper im US-Bundesstaat Virginia lediglich eine mögliche Option sei. Beschlossen sei die Entscheidung derzeit noch nicht.

Anders sieht es mit der Schließung des Conti-Werkes in Gifhorn aus. Dort hält das Unternehmen an seinem Plan fest, die Geschäftstätigkeiten bis Ende 2027 schrittweise einzustellen. Bereits seit dem vergangenen Jahr würden die Aktivitäten am Standort sukzessive zurückgefahren.

Der Abbau habe mit der Montage von Luftversorgungssystemen begonnen. „Die Produktionslinien wurden im Laufe des Jahres an unseren Standort nach Jicin (Tschechien) verlagert und sind dort bereits erfolgreich angelaufen“, beschreibt Schrecke. Ebenso sei inzwischen auch das Ersatzteilgeschäft von Luftfedern in Gifhorn beendet und, wie geplant, bereits nach Ebbw Vale (Wales) verlagert wurden.

Doch Stiebel Eltron steht bereits als Nachfolger in den Startlöchern. Das Unternehmen wolle sich mit dem zukünftigen Standort Gifhorn auf den Aufbau einer Produktion von Innenmodulen für Wärmepumpenanlagen spezialisieren. „Eine erste Halle wurde 2024 übernommen, erste Produkte sollen voraussichtlich Ende 2025 hergestellt werden“, kündigt Christopher Schrecke an.

Das Projekt in Gifhorn sei auf mehrere Jahre angelegt – und werde voraussichtlich 2029 abgeschlossen sein. Die Vorbereitungen für die Produktion liefen derzeit auf Hochtouren. „Aktuell wird ein Teil des Hallenbodens saniert, ab September startet dann dort der Aufbau der Schäumanlage für die Wärmedämmung der Speichermodule“, kündigt Unternehmenssprecher Henning Schulz an.

Zudem seien weitere Anlagen, wie beispielsweise Montagebänder und Prüfstände, bereits aufgebaut beziehungsweise befänden sich noch im Aufbau. Der Start der Nullserie sei bereits für November geplant. „Parallel zu den baulichen Vorbereitungen erledigen wir notwendige administrative Aufgaben, wie die Ausarbeitung eines Logistikkonzepts oder die Planung der Organisationseinheit und der SAP-Struktur für das Werk Gifhorn“, erzählt Schulz.

Für den Umbau am neuen Standort Gifhorn plane Stiebel Eltron derzeit Investitionen in Höhe von rund 70 Millionen Euro ein. Hinzu kommen 300 Mitarbeitende, die das Unternehmen für die Produktion einstellen wolle. „Verträge mit den ersten Mitarbeitern sind bereits geschlossen“, berichtet Henning Schulz über den aktuellen Stand. Der erste Arbeitnehmer habe bereits im April angefangen und eine mehrwöchige Einarbeitungsphase bei Stiebel Eltron in Holzminden absolviert.

„Nach und nach kommen weitere Mitarbeiter hinzu, sodass zum Start der Serienfertigung im ersten Quartal 2026 voraussichtlich rund 30 Personen beschäftigt sind“, sagt der Unternehmenssprecher über die Pläne zur Personalentwicklung von Stiebel Eltron. Anschließend solle ein sukzessiver Aufbau der Mitarbeitendenzahl auf 300 Personen erfolgen.

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