Gifhorn bekommt einen
zweiten Wohnmobil-Platz
Stadt reagiert: Trend zum Ferienhaus auf Rädern führt zu Engpässen auf der Anlage an der Allerwelle

Wohnmobilstellplatz an der Allerwelle: 4200 Nutzende hatten 2024 dort Station gemacht.Foto: Sebastian Preuß
Gifhorn. Für viele Gifhorner geht es offenbar nicht mit dem Auto oder dem Flieger in den Urlaub, sondern mit dem rollenden Ferienhäuschen. Der Trend zum Wohnmobil hält auch im Kreis Gifhorn weiter an. Die Zulassungszahlen steigen stetig an, und die Stadt Gifhorn plant einen zweiten Wohnmobil-Stellplatz nach Art des gut nachgefragten Angebots an der Allerwelle.

Bärbel und Friedhelm Kessler vom Camping Club Gifhorn tüfteln noch, welche Touren sie dieses Jahr machen wollen. Es geht diesmal eher in Richtung Wochenendtrips. Doch auch die wollen gut vorgeplant sein. „Einfach losfahren ist wirklich schwierig geworden“, sagt er. Man müsse inzwischen Glück haben, spontan einen Platz zu bekommen. Oft müsse man schon ein Jahr vorher buchen. Und viele Anbieter verlangten inzwischen Anzahlung.

Laut Zeitungsdienst Südwest, der sich auf Daten des Kraftfahrtbundesamts stützt, waren zum Stichtag 1. Januar 2025 im Kreis Gifhorn 2978 Wohnmobile (inklusive Saisonkennzeichen) angemeldet. Ein Jahr zuvor waren es 2.722, vor zehn Jahren 1.232. Deutschlandweit registriert das Kraftfahrtbundesamt bei Wohnmobilen seit 2022 (65.595) wieder einen Aufwärtstrend mit 73.496 Fahrzeugen in 2025. Die Spitze von 2021 mit 79.592 ist allerdings noch nicht erreicht.

Den Trend stellt auch die Stadt Gifhorn auf ihrem Wohnmobil-Stellplatz an der Allerwelle fest. 4.200 Nutzende hatten 2024 dort Station gemacht, so Stadtsprecherin Annette Siemer. Die Parkraum- und Schwimmbadgesellschaft (PSG) rechne damit, dass dieses Jahr das 2024-er Ergebnis „auf jeden Fall erreicht wird“.

Ein idyllischer Platz am Allerufer, die Allerwelle ist auch gleich nebenan, und „gleich­zeitig ist die Innenstadt mit ihren vielen Einkaufsmög­lichkeiten zu Fuß nur einen ­Katzensprung entfernt“: Das sind laut Siemer die Vorzüge dieses Platzes.

Laut Friedhelm Kessler ist Gifhorn längst nicht die einzige Kommune, die so etwas anbietet. Im neuen Campingführer hat er wieder mehr Wohnmobil-Stellplätze nach Art an der Allerwelle ausgemacht. „Die Kommunen reagieren darauf, wenn sie denn das Geld dafür haben.“

Der Nachteil an der Allerwelle: Die 20 Stellflächen sind nicht weiter ausbaubar, um steigender Nachfrage gerecht zu werden. Siemer: „Der Stellplatz an der Allerwelle ist tatsächlich an der Kapazitätsgrenze.“ Und nun werden Pläne für einen zweiten Standort auf dem Mühlenmuseums-Parkplatz konkreter. Es wird sich dort nach den Sommerferien etwas tun, kündigt Siemer an.

„Mittlerweile ist der Bauantrag genehmigt, die Förderzusage erteilt und die Planungsleistungen sind bereits vergeben“, berichtet Siemer. „Dem Bau von acht bis zehn neuen Wohnmobilstellplätzen steht nichts mehr entgegen.“ Nach den Sommerferien soll der Bagger anrollen und mit den Tiefbauarbeiten beginnen.

Die Arbeiten sollen laut Siemer noch in diesem Jahr abgeschlossen werden, so dass im Frühjahr 2026 die ersten Wohnmobil-Reisenden Station machen können - mit Stromanschluss und Internet. Siemer: „Die Kosten für den Ausbau belaufen sich auf 129.000 Euro, die Höhe der Fördermittel liegt bei 79.000 Euro.“

„Ich begrüße das ausdrücklich.“ Sebastian Lipper, Betriebsleiter des Mühlenmuseums, freut sich über das Projekt. Bereits jetzt stünden Wohnmobile auf dem Parkplatz auch über Nacht. Man dulde das, zumal die Gäste sich ordentlich verhielten. Ein offizieller Wohnmobil-Stellplatz sei an der Stelle angebracht. „Das Mühlenmuseum ist als touristischer Leuchtturm prädestiniert dafür.“ Für die touristische Vermarktung der Region insgesamt sei das sehr gut

Auch aus Sicht der Stadtverwaltung ist das sinnvoll investiertes Geld. Immer mehr Besucher kämen zu Mühlenmuseum und Glockenpalast, auch mit Wohnmobilen, so Siemer. „Sie haben in Zukunft die Option, auch an Ort und Stelle zu übernachten, und damit steigt auch die Chance, dass sie ihren Aufenthalt verlängern. Davon profitiert auch die heimische Wirtschaft mit ihren Einzelhändlern und Gastronomen.“

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