Freie Schule Gifhorn:
Auch ein Campus kommt
Pläne an der August-Horch-Straße reifen immer weiter / Neuer Trägerverein tritt eine Welle der Unterstützung los

Hier entsteht Großes: Ilona und Johann Derksen haben sehr konkrete Ideen, wie die ehemaligen Bürogebäude für die Freie Schule genutzt werden können. Neu ist auch, dass ein Campus entstehen wird.Foto: Sebastian Preuß
Gifhorn. Es ist gerade einmal ein paar Monate her, dass Ilona und Johann Derksen öffentlich machten, dass sie den Trägerverein Freie Schule Gifhorn gegründet haben. Aus dem zunächst kleinen Unterstützerkreis haben sie eine Welle losgetreten, die sie selbst staunen lässt. Denn: Inzwischen haben sie in Siebenmeilen-Stiefeln wichtige Dinge auf den Weg gebracht.

Neben dem Wohlwollen von Stadt und zuständiger Landesschulbehörde haben sie mit dem Wolfsburger Teja Schönberger einen kreativen Kopf an der Seite, der ihnen gleich zwei Gebäude zur Nutzung vermietet - die beiden bald leer stehenden Gebäude von HCL an der August-Horch-Straße. Und hier soll neben dem Aufbau von Grundschule und weiterführender Schule auch ein Campus entstehen - ein Angebot für alle Gifhorner Familien. Auch ein Eltern-Café gehört dazu. „Als wir von Hamburg nach Gifhorn zogen, haben wir gedacht, dass in Gifhorn etwas für Familien fehlt. Dass wir mit diesem Standort gleich auch meine Campus-Idee umsetzen können, ist natürlich super“, sagt Ilona Derksen.

Noch sind die Gebäude eher trist. „Hier bringen wir noch Farbe rein“, sagt Ilona Derksen lachend. Sie und ihr Mann sind jetzt schon regelmäßig auf dem Gelände und sprudeln nur so vor Ideen. „Dort hinten, in dem kleineren Gebäude entsteht die Grundschule“, zeigen sie. Gleich im Foyer entstehe eine Bibliothek - nicht nur mit Büchern, sondern auch digitalen Angeboten und Kunst.

Im fünfgeschossen Gebäude daneben entstehe später die weiterführende Schule. Und: ein Campus zu den Themen Bildung, Arbeit und Gesundheit. Ein Café-Bereich sei geplant - offen auch für alle Gifhorner Familien.

Wie der Campus mit Leben gefüllt werden kann? Hier sei jeder willkommen, seine Ideen zu verwirklichen. Kleine Manufakturen, Anbieter von Kursen rund ums Thema Kinder und Familie. Handwerker, die Kindern das Mitmachen ermöglichen und so aktiv das Schulkonzept fördern - der Neugierde und Kreativität der Jungen und Mädchen Raum zu bieten. Beim Basteln und Tüfteln lernen Kinder so ohne feste Vorgabe auch Rechnen und Co.. Je schneller sich Anbieter finden, desto eher kann sogar der Campus-Betrieb losgehen - im Idealfall ab Herbst diesen Jahres.„Und auch Büros für Eltern möchten wir vermieten. Und so vielleicht Eltern lange Wege zu ersparen“, erklärt Johann Derksen. Konkret: Wer sein Kind zur Schule bringt, kann im Campus im zuvor gebuchten Büro etwa mobil arbeiten und später sein Kind mit nach Hause nehmen. Auch damit rechnen die Initiatoren nämlich: Dass auch Eltern über Gifhorn hinaus ihr Kind an der Freien Schule anmelden, weil sie das besondere Lernkonzept für ihr Kind überzeugt.

Vermutlich auf zwei Geschossen werde der Campus mit den verschiedenen Anbietern Platz finden. In den nächsten Jahren geselle sich in dem Komplex die weiterführende Schule hinzu. Im Erdgeschoss sind beste Bedingungen, eine Schulmensa zu etablieren. Zum Start der Grundschule zum Schuljahr 2026/27 wird das vermutlich noch nicht klappen und ein externer Anbieter ins Boot geholt werden müssen.

Ebenfalls in dem großen Gebäude: Eine Aula. Auch für die haben Derksens schon jede Menge Ideen, die nicht nur für die Schulkinder zu nutzen. Denn ihre Botschaft ist klar: Sie möchten hier im Süden Gifhorns keineswegs eine abgeschottete Welt schaffen. Im Gegenteil: An der August-Horch-Straße soll das Leben pulsieren, Austausch stattfinden und Familien sowie Arbeitswelt vernetzen.

Ein Beispiel: Ilona Derksen fände es grandios, wenn Gifhorn einen Wasserspielplatz bekäme - ist der für die Freie Schule realisierbar, dürften alle ihn nutzen. Für das Außengelände gibt es rund um die große Eiche weitere Gestaltungsideen - „eine Open-Air-Bühne mit Tribüne“, verrät Ilona Derksen. Hier könnten etwa Kinder, die vorlesen möchten, die Bühne nutzen.

Die Betonung liegt auf „möchten“. Hat denn die Freie Schule, in der es keine Klassen im traditionellen Sinne gibt, überhaupt keine Regeln, kein Lernziel? „Doch. Wir haben die selben Lernziele wie Regelschulen, nur einen anderen Weg“, betont Johann Derksen. Regeln bestimmen Kinder weitgehend selbst.

Die Überzeugung dahinter: Dann sei auch die Akzeptanz größer als wenn Erwachsene Regeln festsetzen. Und: Das demokratische Aushandeln untereinander schule über den Schulalltag hinaus fürs soziale Miteinander.

Statt Frontalunterricht nach festem Stundenplan sollen Kinder selbst bestimmen, womit sie sich beschäftigen. Derksens sind davon überzeugt, wie nachhaltig diese Form des Lernens aufs spätere Leben vorbereitet. Die Arbeitswelt sei in großem Wandel. „Die Fähigkeit, sich neu zu erfinden“ werde in der Zukunft ein Plus für alle sein, die das von der Pike auf probieren durften, so Derksens. Und diesen Ort möchten sie kreiieren im Süden der Stadt.
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