Gefahren für Kinder auf dem
Fahrrad: Allianz schmiedet Pläne
Der stellvertretende Obermeister der Kfz-Innung reagiert auf protestierende Eltern / Verkehrssicherheit erhöhen

Einsatz für mehr Sicherheit von Gifhorns Kindern: Dustin Rösemann (Kidical Mass), Roland Thielen (Polizei), Dominik Meyer zu Schlochtern (Landkreis), Michael Neuburger (Kfz-Innung), Hagen Schink und Jessica Meier (Kidical Mass).Foto: Sebastian Preuß
Gifhorn. So kann’s in Gifhorn gehen: Als er in der Aller Zeitung (AZ) über Kidical Mass las und erfuhr, dass Eltern sich um die Sicherheit ihrer radfahrenden Kinder sorgen, griff der stellvertretende Obermeister und Pressesprecher der Kfz-Innung Gifhorn zum Telefon und trommelte all jene zusammen, die an der Problemlage arbeiten. Imponiert von dem Einsatz der Eltern, gab Michael Neuburger Gas. Auch weil er weiß, dass es seit Jahren im Landkreis die Allianz für Verkehrssicherheit gibt. „Und wenn man hier schon so engagierte Eltern hat, sollte man ihnen auch zuhören“, so Michael Neuburger.

Nicht nur das: Er brachte zu dem Treffen gleich eine Überraschung mit. Die Kfz-Innung werde im Rahmen der kostenlosen Lichttest-Aktion 2025 Spendendosen aufstellen und das Geld konkret für die Anschaffung von einem Trainingsrad für Kinder verwenden. Dieses werde man der Kreisverkehrswacht Gifhorn zur Verfügung stellen.

Geschäftsführer Uwe Kraus hörte es mit großer Freude. Nicht nur als Vertreter der Kidical Mass waren Jessica Meier, Hagen Schink, Dustin Rösemann dabei. Leider sei es Realität, dass einige Kinder entweder gar kein Fahrrad besäßen oder nur unsicher fahren könnten. Da sei die Anschaffung solcher Trainingsräder ein guter Ansatzpunkt, lobte Schink. Es gehe ihm auch um soziale Teilhabe. „Nicht jedes Kind hat überhaupt ein eigenes Rad oder die Möglichkeit zu üben.“ Auch das Angebot an kindergerechter Verkehrserziehung in frühem Alter könne größer sein, merkte Jessica Meier an.

Wie groß der Bedarf daran ist, Kinder ans Thema Straßenverkehr und Radfahren heranzuführen, weiß Roland Thielen, Verkehrssicherheitsberater der Gifhorner Polizei-Inspektion, nur zu gut. Der Polizei-Oberkommissar zieht eine ernüchternde Bilanz der letzten Fahrradprüfungen an dritten und vierten Schulklassen. Insgesamt 3.900 Räder wurden auf Herz und Nieren geprüft. „Viele hatten erhebliche Mängel, 25 Prozent waren nicht verkehrssicher.“

Fehlerhafte Bremsen und fehlende Reflektoren seien die Hauptmängel gewesen. Außerdem zeige sich beim Absolvieren des Fahrradparcours, welche Unsicherheiten Mädchen und Jungen beim Lenken hätten. „Kinder sind uns ein großes Anliegen“, betonte Thielen. Daher hält er engen Draht zum Gifhorner ADFC. Mit Wolfgang Harder werde er bald das Gifhorner Radwegenetz auf Schwachstellen unter die Lupe nehmen. Eine spontane Einladung an Kidical Mass gab’s dafür auch - die wurde dankend angenommen.

Dass das erste Zusammentreffen gleich so zielführend war, freute Neuburger sehr. „Dann pflügen wir gemeinsam an einer Furche“, sagte er. Er hofft, dass viele den nahenden Lichttest, der kostenlos ist, nutzen, um sich an der Spendensammlung für Kinder-Trainingsrad zu beteiligen. Übrigens sei auch die Mängelquote beim Lichttest an Gifhorner Autos mit 25 bis 30 Prozent stattlich. „Das kann man fast nicht glauben“, sagt er. Und dabei sei das Thema ebenfalls sicherheitsrelevant für alle, die auf Straßen und Wegen unterwegs seien.

Apropos gemeinsam: Uwe Kraus stellte bei der Gelegenheit gleich ein Projekt der Kreisverkehrswacht vor, das ans Thema Sicherheit der Kinder im Straßenverkehr anknüpft. Er bittet um Spenden ausgedienter Fahrräder. Diese würden in Kooperation mit Stellwerk mit knalligen Farben zu Installationen umgestaltet, um an unfallträchtigen Stellen im Kreisgebiet zu warnen - und Autofahrende an den 1,50 Meter-Abstand zu erinnern. Informationen und Kontakt dazu per Mail an kvw@verkehrswacht-gifhorn.de.

Für den Ersten Kreisrat Dominik Meyer zu Schlochtern ist das Thema eine Herzensangelegenheit, in seiner Zeit in Neubrandenburg sei er auch bei einer Kidical Mass mitgefahren. „Als Landkreis Gifhorn ist es uns ein Anliegen, dass besonders Kinder sicher unterwegs sind. Es bedarf guter Radwege.“

„Wir wollen kindgerechten Verkehr, nicht verkehrsgerechte Kinder.“ Da erhält Schink bei Familienvater Neuburger volle Unterstützung. Auch er habe beispielsweise kein Verständnis für das Phänomen der Elterntaxis vor Schulen. In dem Gedanken des rücksichtsvollen Miteinanders sei man vereint, so Neuburger. „Wir als Kfz-Innung können keine Radwege bauen, aber mit dem Trainingsfahrrad ­können wir für ein bisschen mehr Sicherheit bei der Nutzung sorgen.“

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