Noch 289 unbesetzte Ausbildungsplätze in Gifhorn
Bewerber haben noch gute Chancen, eine Lehrstelle zu finden – Viele Branchen suchen Nachwuchs

Pflegeausbildung: In der Branche sind nach dem Ausbildungsstart zum 1. August noch nicht alle Plätze besetzt. Auch in anderen Branchen im Kreis Gifhorn werden noch Auszubildende gesucht.Foto: Susann Nagel
Gifhorn. Etwas mehr als 400 junge Menschen sind Anfang August ihre Ausbildung im Kreis Gifhorn angetreten. Weitere sind aber noch auf der Suche nach einer geeigneten Lehrstelle - ebenso wie viele Betriebe nach geeigneten Lehrlingen. 289 Ausbildungsplätze sind derzeit im Kreis noch unbesetzt. Vor allem in der Gesundheitsbranche, der Gastronomie und generell im Handwerk wird dringend Nachwuchs gesucht. Ein Überblick über gefragte Berufe, freie Plätze und Tipps für die Lehrstellensuche nach dem 1. August.

Die gute Nachricht vorweg: Den klassischen Ausbildungsstart zum 1. August gibt es so nicht mehr. Aber es gibt noch freie Ausbildungsplätze in nahezu allen Branchen, sagt Wiebke Saalfrank von der Agentur für Arbeit in Helmstedt, die auch für den Kreis Gifhorn zuständig ist. „Verträge können unter Umständen noch bis in das neue Jahr hinein geschlossen werden, sofern die jeweilige Kammer zustimmt. Wir empfehlen allen, die jetzt noch auf der Suche sind, schnellstmöglich Kontakt zu unserer Berufsberatung aufzunehmen und einen Termin zu vereinbaren unter Telefon (08 00) 45 55 500 oder www.arbeitsagentur.de/ausbildungklarmachen oder eine E-Mail zu schreiben an Gifhorn.Berufsberatung@arbeitsagentur.de“ rät sie.

„Was vielen nicht bewusst ist: Eine Ausbildung kann jederzeit im Jahr beginnen. Damit ist ein Einstieg in diesen neuen Lebensabschnitt auch nach dem 1. August oder 1. September machbar“, bestätigt Dr. Kirsten Anna van Elten von der Industrie- und Handelskammer Braunschweig. Und Steffen Preugschat, Landesgeschäftsführer der Mittelstands- und Wirtschaftsunion in Niedersachsen, macht anhand einer Zahl deutlich, wie gut die Chancen für junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz stehen: In Niedersachsen waren zum 1. August noch rund 3.500 Ausbildungsplätze im Handwerk unbesetzt. Dabei ist das Handwerk offenbar gefragt. Unter den Top-Ten der gefragtesten Berufe finden sich im Kreis Gifhorn bei den Bewerbern fünf Handwerksberufe, bei den weiblichen Bewerberinnen ist es allerdings nur einer. Trotzdem sind in den Top-Ten-Berufen der unbesetzten Ausbildungsplätze ebenfalls fünf Handwerksberufe zu finden.

Das Handwerk habe allerdings in einigen Bereichen seit vielen Jahren Probleme, genügend geeignete Nachwuchskräfte zu finden. Hier seien vorrangig Elektriker, Anlagenmechaniker Heizung, Sanitär, Klimatechnik, Bäcker, Fleischer, Tischler und auch Dachdecker zu nennen. Aber auch das Baugewerbe habe Nachwuchsherausforderungen bei Malern, Maurern, Straßenbauern. „Generell herrscht in vielen Branchen ein Nachwuchskräftemangel. Zu nennen sind vorrangig das Pflege- und Gesundheitssystem. In der Altenpflege, der Krankenpflege, der Physiotherapie und auch den medizinischen Assistenzberufen werden Fachkräfte gesucht. Ursachen für den Mangel ist vorrangig die demografische Entwicklung, sprich es gibt höhere Bedarfe und weniger Potenzial für Nachwuchs“ sagt Wiebke Saalfrank. „Zu nennen sind auch das Erziehungswesen und die Soziale Berufe sowie die Gastronomie und Hotellerie. Auch der Verkehr- und Logistikbereich ist eine wachsende Branche und hat Probleme, Nachwuchs zu akquirieren.“ Spitzenreiter mit viel Abstand im Kreis Gifhorn: Verkaufspersonal mit 60 offenen Stellen, gefolgt von Kaufleuten im Einzelhandel mit 35 Stellen. Damit entfällt ein Drittel der noch offenen Stellen derzeit auf diese beiden Berufe.

Branchen, die Nachwuchs suchen, sind die eine Seite. Auf der anderen Seite stehen Berufe, für die es mehr Bewerber und Bewerberinnen gibt als Plätze. Beispiele: Informatik, Softwareentwicklung und Programmierung, Büro und Sekretariat, Technische Mediengestaltung, Fahrzeug- Luft-Raumfahrt und Schiffbautechnik, Energietechnik.

Aber: „Das heißt nicht, dass es in dieser Branche keine Möglichkeiten mehr gibt. Es sind durchaus auch noch in Berufen Plätze frei, auf die viele Bewerber kommen. Denn es müssen immer die Anforderungen der Stelle mit den Neigungen, Interessen und Fähigkeiten der Bewerber zusammenpassen. Eine reine Milchmädchenrechnung wie 20 Bewerber und 20 Stellen, dann passt es ja, geht nicht auf.“

Wiebke Saalfrank rät Ausbildungsplatzsuchenden, sowohl in Firmen anzufragen, die im Wunschberuf ausbilden, als auch über am Wunschberuf orientierte Alternativen nachzudenken. Und sie rät Firmen, die noch nicht alle Plätze besetzt haben, auch den Bewerbern eine Chance zu geben, die auf den ersten Blick nicht die geeignetsten sind, aber die Motivation für die Ausbildung erkennen lassen.

Dabei gibt es Unterstützung: Alle unversorgten Bewerber werden jetzt und auch über September hinaus nochmals eingeladen. Die Berufsberatung wird ihnen gemeinsam mit dem Arbeitgeber-Service noch offene Ausbildungsangebote sowie Unterstützungen wie berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen anbieten. Und am 10. September findet auf dem Gelände des Mühlenmuseums Gifhorn von 9 bis 14 Uhr eine große Ausbildungs- und Arbeitsplatzbörse statt.

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