Schon vor einigen Jahren habe die Gemeinde den Komplex erworben, berichtet Bürgermeister Thomas Spanuth: „Wir wollten sichergehen, dass nicht ein Investor ein Millionenprojekt errichtet, das nicht nach unserem Geschmack ist.“ Lieber wollte man mit anderen Interessierten ein Konzept für das Gebäudeensemble entwickeln, das der Gemeinde zugutekommt, und dieses „behutsam Stück für Stück” umsetzen. Mit dem gerade erst zwecks Ausrichtung des „Marktfestes“ im Juni gegründeten Dorfverein Meinersen fand man nun einen solchen Interessenten.
Sogar „sehr interessiert“ sind namentlich Dr. Jörg Antonschmidt und Karl-Heinz Hornbostel vom Vorstand, in der ehemaligen Werkstatt hinter der Tankstelle aus dem Jahr 1938 einen Bürgertreff zu etablieren. Denn beide wissen so gut wie der Bürgermeister, dass dem Ort - anders als Seershausen, Päse oder Ahnsen - ein Gemeinschaftshaus fehlt: „Wir haben das Kulturzentrum, aber das ist für viele Gelegenheiten einfach zu groß“, weiß Spanuth.
Gegen den Wunsch der Gemeinde, dessen Verantwortung und Betrieb aus Praktikabilitäts- und Kostengründen dem Dorfverein in einem Nutzungsvertrag zu übertragen, habe man nichts einzuwenden. Positiver Nebeneffekt für den blutjungen Verein: Er hätte gleich ein eigenes Domizil mit Büro. Als Vorbild für den Bürgertreff könne das Erich-Weiniger-Haus in Steinhorst dienen, so Antonschmidt. Auch dort gibt es einen Innenhof, in dem Veranstaltungen stattfinden können.
Auch die Gebäude „Hauptstraße 7“, genauer gesagt die alte, schiefwinkelige Werkstatt mit eisernen Sprossenfenster und Grube sowie die Scheune, die nach Meinung der Beteiligten als Lagerraum für Gemeinde und Verein dienen könnte, bilden nach hinten hinaus einen solchen Hof, der an der dritten Seite von Bäumen gesäumt ist.
Die Pizzeria im Vorderhaus ist von jeglichen Plänen ausgenommen und soll Bestand haben. Ein östlich daran angebauter Fachwerkgebäudeteil, der noch nicht so lange ungenutzt leer steht wie Tankstelle und Werkstatt, könnte und sollte nach dem Willen der Gemeinde ein Hauswirtschaftsmuseum beherbergen.
Bestückt werden könnte es mit der privaten Sammlung von haus- und landwirtschaftlichen Gerätschaften des Ehepaars und der Familie Bruns aus Seershausen. Die Exponate stehen dort im Keller ihres Privathauses. Öffentliche und Schulführungen werden angeboten. „Aus Altersgründen möchten die Gründer die Sammlung jetzt abgeben“, erläutert Spanuth. Das knapp 80 Quadratmeter große Erdgeschoss böte die Voraussetzung, um die „Dauerleihgaben“ aufzunehmen und als Hauswirtschaftsmuseum zu fungieren.
„Wir stehen noch ganz am Anfang der Planungen - aber sind gut dabei“, betont Spanuth. Weil das Gesamtprojekt „Hauptstraße 7“ eines der Projekte im Förderprogramm Dorfregion ist, in dem Meinersen untergekommen ist, wird die dafür eigens engagierte Projektmanagerin Sahra Bethke im September den Kostenrahmen für Renovierung und Begehbarmachung als Museum ermitteln. Danach entscheidet der Rat, ob es so kommen soll.
Was den Bürgertreff angeht, sind die Pläne noch unkonkreter. Gespräche zwischen Gemeindeverwaltung und Dorfverein sollen das in nächster Zeit ändern. „Es soll auf jeden Fall ein niedrigschwelliges Angebot werden“, so Spanuth. In den Nebenräumen der Werkstatt, die „in gutem Zustand ist“, müssten sanitäre Anlagen und eine Küche entstehen. Es könnten dann Veranstaltungen angeboten werden (über den Dorfverein), Seniorennachmittage stattfinden oder Angebote für die Jugend geben.
Ganz besonders wichtig ist Spanuth, dass der künftige mögliche Bürgertreff für kleinere private Veranstaltungen - als Alternative zum Kulturzentrum - zur Verfügung steht. Vom Geburtstag bis zur Trauerfeier. Wenn die Pläne stehen, die Kosten ermittelt sind und der Rat zustimmt, müssen die umfangreichen und detaillierten Förderanträge für die Dorfregion gestellt werden. Nach grober Schätzung könnte dies in einem Jahr so weit sein, sodass 2027/2028 die Bauarbeiten erfolgen könnten.
Für die alte Tankstelle mit ihrem markant aufragenden Vordach, unter dem schon sehr lange keine Zapfsäulen mehr stehen, sondern Tische und Stühle der Pizzeria, gibt es hinsichtlich einer künftigen anderen Nutzung noch keine Idee. Umstritten ist indes die Optik des denkmalgeschützten Objekts: „Ich finde es ja schön, aber da gibt es auch ganz andere Meinungen“, weiß der Bürgermeister.