Sieben Start-up-Gründungen
seit dem Jahr 2019
Im Kreis Gifhorn kommen auf 100.000 Einwohner 3,9 Unternehmen mit innovativen Geschäftsideen

Einer der Start-up-Gründer aus dem Kreis Gifhorn: Jan Brinkmann hat sich mit einer innovativen Idee zu Projektmanagement im Bereich Software selbständig gemacht.Foto: privat
Gifhorn. Sie stecken voller Ideen, haben den Erfolg stets im Blick, vor allem aber den Mut, den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit zu wagen. Und nicht selten gelingt es den Jungunternehmern auch, auf Anhieb so richtig durchzustarten. Doch was erfordert es eigentlich, ein Start-up zu werden und was genau ist das überhaupt? Und wer sind die erfolgshungrigen „Macher“, die im Landkreis Gifhorn Tag für Tag für ihre Ziele wirbeln? Die AZ hat nachgefragt.

Start-ups sind neu gegründete Unternehmen - aber es steckt mehr dahinter. Sie basieren auf einer innovativen Geschäftsidee, also Neuheiten, und hohes Wachstumspotenzial. Sie bringen Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt, die entweder neu oder auf dem breiten Markt noch nicht zu finden sind. Der erste Autobauer oder Telefonhersteller könnten durchaus als Start-ups bezeichnet werden.

Viele Start-ups kommen aktuell aus dem Digital-Bereich. Auch viele neue Produkte in der Lebensmittelbranche oder in der Medizin werden von Start-ups entwickelt und vermarktet. Das Zusammenspiel von Entwicklung bis zur Marktreife und dann eben jene Vermarktung zeichnen ein Start-up aus.

Der Landkreis Gifhorn ist laut Start-up-Monitor 2025 nicht unbedingt der Gründer-Landkreis schlechthin. Er liegt auf Platz 34 der 45 Landkreise und kreisfreien Städte in Niedersachsen. Ermittelt wird der Platz anhand der Gründungen je 100.000 Einwohner. In Gifhorn liegt dieser Schnitt bei 3,9. Der Blick in die Region: Peine hat 2,9; Uelzen 1,1; Celle 4,4; Wolfsburg 7,1 und Braunschweig 23,8.

In den vergangenen zehn Jahren gab es im Landkreis Gifhorn 14 Gründungen von Start-ups: 2015 eine, 2016 keine, 2017 zwei, 2018 vier (und damit die meisten im Zehn-Jahres-Schnitt), 2019 keine, 2020 keine, 2021 eine, 2022 drei, 2023 eine sowie 2024 zwei. Die Zahlen hat die Start-up-Initiative bei Niedersachsen.next ermittelt. Gründungsorte seit 2021 sind Gifhorn (2), Meine (2), Müden, Leiferde und Rötgesbüttel (alle je 1).

Sieben Gründungen seit 2021 im Kreis Gifhorn gab es - in sechs verschiedenen Branchen. Auch diese hat die Start-up-Initiative bei Niedersachsen.next ermittelt. Gegründet wurde im den Branchen Lebensmittel (personalisierter Tee), eCommerce (Bräunungsspray), Software (Projektmanagement), Finanzen (Wissensportal), Sport (Bewegungs-Gamification) sowie zweimal im Bereich Hardware (Robotik).

Klare Antwort: Nein, zumindest nicht im Kreis Gifhorn. „Der Kreis ist zu klein, um klare Trends auszumachen“, heißt es dazu von Paul Kurze von Niedersachsen.next.

Ein Start-up zu gründen, kann teuer werden. Die Mehrheit der Gründer in Niedersachsen benötigt zwischen einer halben und zwei Millionen Euro. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie sich Start-ups Geld besorgen können. Niedersachsenweit greifen 45 Prozent der Gründer auf staatliche Fördermittel zurück, 23 Prozent werden von Privatinvestoren gefördert. 83 Prozent der Gründer stecken laut Start-up-Initiative bei Niedersachsen.next eigene Ersparnisse in ihr Unternehmen.

Eine Sonderrolle nimmt bei der Finanzierung offenbar der Kreis Gifhorn ein. „Wir haben seit 2019 keine einzige Start-up-Finanzierung im Kreis gesehen. Aber es gibt dafür erstaunlich viele Business-Angels in der Region: Neun im Kreis Gifhorn ansässige Menschen haben in den letzten Jahren in deutsche Start-ups investiert“, sagt Paul Kurze.

Der Start-up-Monitor zeigt auch auf, wie die Geschlechter in der Gründerszene verteilt sind. Die Erkenntnis: Der Frauenanteil ist klein. „Aussagen können wir für die im Handelsregister eingetragene Geschäftsführung treffen: Eines von sieben Startups hat eine Frau in der Geschäftsführung. Insgesamt ist es eine Frau gegenüber elf Männern in den Geschäftsführungen“, weiß Paul Kurze.

Jan Brinkmann kommt aus Leiferde. Der 23-Jährige hat im April 2024 das Unternehmen Bnder gegründet. Mit seinem Start-up stellt er Nutzern weltweit eine Software für Projektmanagement zur Verfügung. Mit dieser Software können Unternehmen wie Privatleute komplette Projekte planen, steuern, umsetzen - ohne verschiedene Softwares nutzen zu müssen.

„Ich habe früher aus Langeweile ein Programm geschrieben, um To-Do-Listen zu erstellen. Das habe ich erst kostenfrei angeboten. Aber irgendwann hat es mich Geld gekostet, beispielsweise für den Speicherplatz auf Servern. Da habe ich mir überlegt, dass ich diese Kosten über eine Firmengründung refinanzieren sollte.“

Gedacht, getan. Jan Brinkmann gründete Bnder als Unternehmergesellschaft (UG), eine Sonderform der GmbH. Für eine UG wird weniger Gründungskapital benötigt. „Immerhin habe ich die Firma alleine ins Leben gerufen und selbst finanziert“, sagt er.

Und der Gründungsprozess? „Negative Erfahrungen habe ich dabei nicht gemacht“, sagt der Jungunternehmer. Aber: „ich war überwältigt, welche Behörden sich sofort bei mir gemeldet haben, nachdem ich beim Anwalt war - noch bevor die Firma überhaupt im Handelsregister eingetragen war. Finanzamt, GEZ beispielsweise.“

Aktuell arbeitet Jan Brinkmann an weiteren Verbesserungen seiner Software. Sein Traum: „Irgendwann davon leben zu können.“
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