VW- und Schlauchboot-Fan: Robert Rosenfeldt sind Ruhepausen ein Graus
73-jähriger Gifhorner restauriert Oldtimer, baut Wasserläufe aus Felsen
- und streicht vieles in der Lieblingsfarbe seiner Frau

Robert Rosenfeldt, Rentner mit außergewöhnlichen HobbysFoto: Sebastian Preuß
Gifhorn. „Wenn ich Zeit habe, nutze ich sie”, sagt Robert Rosenfeldt. Der 73-Jährige fährt nicht nur jedes Jahr Tausende von Kilometern mit dem Rad durch Europa oder mit dem 300-PS-Schlauchboot auf der Elbe. Er baut und bastelt, restauriert alte, kaputte Mopeds, biegt aus Edelstahl Motorrad-Silhouetten oder schneidet Blechbilder von VW-Modellen, bevor er sie lila besprüht und an die Hauswand hängt. Lange Ruhepausen sind dem „Unruheständler“ ein Graus: „Ich bin zufriedener so.“

Ja, Ziele hatte der gebürtige Weserbergländer, der nach eigenem Bekunden in bescheidenen Verhältnissen aufwuchs, schon immer: „Und ich hab‘ sie auch immer erreicht“, verdeutlicht der Diplom-Ingenieur im Fahrzeugbau, der sein Arbeitsleben lang im VW-Konzern beschäftigt war - maßgeblich beim Prototypenbau und bei den Dauerfahrversuchen. „Volkswagen ist ein tolles Unternehmen“, sagt Rosenfeldt, an dessen Garage auch deshalb große Emaille-Schilder aller Konzernmarken prangen - und am Giebel ein riesiges weiß-blaues Emblem der Mutter.

„Von einem Autohaus in Brandenburg“, berichtet der vor 13 Jahren verrentete Sohn eines an der Ostfront verwundeten Kriegsteilnehmers und späteren Arbeiters im weserbergländischen Steinbruch. Für seine Frau Elsbeth, die er „über alles liebt“, färbt Robert Rosenfeldt nicht nur vieles, was er herstellt in ihrer Lieblingsfarbe Lila: vom Rahmen der Glasvitrine vor dem Haus, in dem er abwechselnd seine Mopeds ausstellt, bis zur lebensgroßen Kuh (zum Hochzeitstag) und Möbeln im Garten. Er hat ihr sogar einen Wasserlauf mit Wasserfall gebaut - aus sechseinhalb Tonnen Fels aus einem Steinbruch im Elm.

Solange der stolze Vater einer Tochter und noch stolzere, dreifache Opa noch seinem Broterwerb nachging, ging nebenher nicht mehr viel: mal Motorrad fahren oder Wohnmobil-Campen und mit dem aufblasbaren Viking Titan dank besagtem mannshohen 300-PS-Suzuki-Außenborder gemeinsam mit der Familie die kroatische Adria durchpflügen. „Mit bis zu 100 Stundenkilometern, nur noch das Heck im Wasser“, wie er verdeutlicht. Die ersten Rentenjahre kümmerte sich Rosenfeldt vorrangig um seine Eltern. Aber dann ging‘s richtig los.

Unter anderem mit den Radtouren nach Jerusalem, durch Osteuropa, über Rom und Athen nachhause oder über den Jakobsweg an die Algarve. Rein rechnerisch wird er bald anderthalbmal um die Erde gefahren sein. In den vergangenen knapp zehn Jahren restaurierte Rosenfeldt rund 25 Mopeds, fast alle aus Schrott und Asche: Kleinkrafträder von Kreidler, Quicklys von NSU, Honda Dax, Victoria Avanti und anderes mehr.

„Ich hätte auch fertige Mopeds kaufen können, das wäre kein Problem gewesen“ - aber eben auch nicht dasselbe: „Und ich gebe nicht gern Geld aus“, räumt der Mann mit dem extrakurzen Stoppelhaarschnitt ein. Neben einem BMW-Boxer steht das einzige angemeldete Gefährt in den Weiten der Garage: eine Ducati XDiavel S mit munteren 156 PS. Es war die Silhouette dieses Schmuckstücks, die der Gifhorner maßstabsgetreu aus Edelstahlstäben auf der eigenen Biegemaschine zurechtdengelte. Die „Werkstätten“ des Ingenieurs bieten alles, wirklich alles, was man sonst noch braucht für die Bearbeitung von Holz und Metall.

Natürlich hat der Mann, der von sich behaupten kann, er sei ein ungeduldiger Mensch, auch die große PV-Anlage auf den Dächern der Gebäude, die die Rosenfeldts ihr Zuhause nennen, selbst geplant und installiert. Nur die finale Verdrahtung übernahm, der Vorschrift wegen, eine Elektrofirma. Robert Rosenfeldt kann halt alles und macht einfach alles selbst. Zum Beispiel auch das Doppelgaragentor folieren mit einem selbst fotografiertem Motiv aus einem Eisenbahnmuseum in Polen.

Er macht aus seinen Fertigkeiten keine große Sache, er macht es einfach. Weil er muss, er kann nicht anders. Er muss die Zeit nutzen, die er hat. Und zwar pronto: „Ich war schon immer der Schnellste.“ Auch als er noch in Lohn und Brot beim Autobauer stand. Aber es gibt eine Sache, die kann Robert Rosenfeld überhaupt nicht - behauptet er - und das ist: Kochen! „Ich esse, was da ist.“ Aber wann immer es geht, macht er gemeinsame Sache mit seiner jüngsten Enkeltochter: „Sie ist ein echter Sonnenschein.“

Und so hat Robert Rosenfeldts Tag zwölf Arbeitsstunden. Aber er hat nach eigenen Worten schon vorgesorgt für den Lebensabend: mit einem halben Dutzend selbst gestalteter, dicker, prall gefüllter Fotobücher über seine jährlichen Hammer-Radtouren. Dem Hauptthema vorangestellt sind jedoch Familienfotos aus den jeweiligen Jahren: „Wenn ich im Altenheim sitze, kann ich da reingucken.“ Man kann nicht genau sagen, warum, aber man ist geneigt, zu glauben, dass er damit gerade einen Witz gemacht hat. Der VW- und Schlauchboot-Fan seit Jugendtagen - dem 2014 bei einem Motorrad-Auffahrunfall von hinten zwei Wirbel „wie Sicherheitsglas“ brachen, um dann wieder zusammenzuwachsen, würde vermutlich eher daran arbeiten, die Fotobücher weiter zu optimieren, als sie sich tatsächlich einfach nur anzuschauen.

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