Die Hauptursache für die Rückkehr der Störche sieht Hans-Jürgen Behrmann, Weißstorchbetreuer für den Kreis Gifhorn, ganz klar in deren verändertem Zugverhalten: „Immer mehr Westzieher überwintern nicht mehr in Afrika, sondern bereits in Spanien und zunehmend nun auch schon in Deutschland. Nahrung finden sie dabei vor allem auf Mülldeponien. So kommen sie gut durch den Winter.“ Ebenfalls ein Faktor für den Anstieg der Storchenpopulation seien zuletzt günstigere Überwinterungsbedingungen in Afrika für die Ostzieher und einen Teil der Westzieher.
Kürzere Zugwege, wärmere Winter und günstige Zugbedingungen führen auch zu immer früherer Rückkehr: Bereits im Januar trafen zwölf Tiere wieder im Landkreis Gifhorn ein, die ersten davon in Leiferde und Wahrenholz.
Die zunehmende Population führt auch dazu, dass bereits verwaiste Neststandorte wieder besetzt oder neue geschaffen werden. So gab es 2025 Neuansiedlungen in Ausbüttel-Deponie, Rolfsbüttel und von einem zweiten Paar in Rötgesbüttel, Rühen und Westerholz.
Von den insgesamt 95 Paaren blieben 26 ohne Bruterfolg. Das ist verglichen mit den anderen Landkreisen in Niedersachsen ein relativ hoher Anteil. Hauptursache dafür waren durch die lange Trockenheit bedingter Nahrungsmangel und noch unerfahrene Eltern, sowie Aspergillose, eine Schimmelpilzinfektion der Luftwege.
In den 69 Nestern mit Bruterfolg wurden 143 Jungstörche flügge. Das ist nach dem Rekord im Vorjahr mit 176 Jungen immer noch das zweitbeste Ergebnis seit über 90 Jahren. Die Jungenzahl mit durchschnittlich 1,51 pro Paar insgesamt und 2,07 pro Paar mit Jungen liegt allerdings wesentlich unter dem jährlichen Durchschnitt. Hauptursache dafür ist vor allem der durch die lange Trockenheit bedingte Nahrungsmangel. Regenwürmer und anderes Kleingetier waren insbesondere in der ersten Phase der Jungenaufzucht rar.
Insgesamt 95 Jungstörche aus 45 Nestern wurden beringt - mehr war bei der begrenzten Ringanzahl laut Behrmann nicht möglich.
Eine von nur drei Viererbruten gab es in Allerbüttel - und das sogar im zweiten Jahr in Folge. Ob das im kommenden Jahr allerdings noch möglich ist, ist laut Behrmann fraglich: „Es ist eine große Photovoltaikanlage in Nestnähe geplant.“In Ausbüttel gibt es nun sogar vier Nistplätze: Das vierte Storchenpaar baute sein Nest in 15 Metern Höhe auf der Kuppel eines Wassertanks der neuen Deponie. Aus zwei Gründen hält der Weißstorchbetreuer diesen Standort jedoch für ungeeignet: „Zum einen kann Storchenkot auf Dauer zu Korrosionsschäden an der Außenhaut des Tanks führen. Zum andern gibt es da oben bei großer Hitze eine starke Wärmeabstrahlung. Die führte dann auch zum Tod der Jungen.“ Für die nächste Saison ist darum vor Ort ein alternatives Nestangebot auf einem Mast geplant.In Böckelse schlüpften in diesem Jahr drei Junge, jedoch konnte keines davon überleben. Das ist der vierte Brutabbruch in Folge - ein deutliches Zeichen, dass die Nahrungsmöglichkeiten dort stark begrenzt sind.Einen ersten Bruterfolg seit sieben Jahren gab es am Neststandort Calberlah-Wiesen. Drei Jungen schlüpften dort, eines wurde flügge. Als eine Ursache für die vielen Verluste gilt laut Behrmann das Seeadler-Vorkommen in diesem Bereich.In Dannenbüttel ist das 19-jährige Männchen bereits seit zehn Jahren mit einem unberingten Weibchen zusammen. Nach zwei Viererbruten in Folge wurden diesmal von anfangs vier geschlüpften Jungen drei flügge.In Eutzen hatte im Vorjahr ein junges Storchenpaar begonnen, auf einer gekappten Eiche ein Nest zu bauen. In diesem Jahr kam es wieder und setzte die Arbeit fort. Dann wurde gebrütet – im Ort erstmals wieder seit mehr als 70 Jahren. Zwei Junge schlüpften. Dann wurde nur noch eins gesichtet, und ab dem 15. Mai keins mehr. Die noch unerfahrenen Eltern tauchten daraufhin nur noch sporadisch auf.Zunächst sah es gut aus bei der nun dritten Storchenbrut im neuen Nest in Groß Oesingen. Erste Fütterungen konnten beobachtet werden, also mussten Junge geschlüpft sein. Doch dann wurde nur noch das Männchen gesichtet, und im Nest rührte sich nichts mehr. Bald danach wurde das Weibchen mit abgeschlagenen Beinen gefunden und musste eingeschläfert werden. Da waren die kleinen Jungen bereits tot. Das Männchen blieb bis zum Schluss der Saison. Behrmann vermutet ein nahe gelegenes Windrad als Ursache für die Verletzung.Nach 14 Jahren erfolgreichen Brütens waren im letzten Jahr erstmals keine Jungen in Hankensbüttel groß geworden. In diesem Jahr aber klappte es wieder. Von anfangs drei geschlüpften Jungen wurden zwei flügge.Als das Paar vom Vorjahr nach Hillerse zurückkehrte, fand es sein Nest schon besetzt. Ein neues Männchen war bereits am 21. Februar eingetroffen, ein neues noch sehr junges Weibchen am 28. März. Die beiden „Neuen“ behaupteten sich, das Paar vom Vorjahr zog um ins benachbarte Rolfsbüttel. Im Hillerse gab es aber weiterhin Kämpfe, so auch an den Ostertagen. Daraufhin wurden zwei zerstörte Eier unter dem Nest gefunden. Die bereits begonnene Brut wurde abgebrochen, ein Nachgelege fand nicht statt.In Isenbüttel gab es nach sechs Jahren wieder einen Bruterfolg: von zwei Jungen wurde eines flügge.Einen heftigen Angriff auf den Storchennachwuchs auf dem Schornstein des Artenschutzzentrums in Leiferde konnten Interessierte per Webcam verfolgen. „Fridolin“ und „Mai“ waren unterwegs, als ein fremder Storch auf dem Nest landete. Er attackierte die beiden fast flüggen Jungen mit heftigen Schnabelhieben, zielte dabei insbesondere auf Kopf und Schulter und verschwand wieder. Zurück blieben zwei blutende Junge, das eine bewegte sich gar nicht mehr. Es wurde dann versucht, sie mit Hilfe der Feuerwehr zu bergen. Inzwischen stand das eine wieder. Als sich der Korb mit den Helfern näherte, erhob sich auch das andere Junge. Beide flogen ab - erstmals. In den folgenden Tagen gelang es ihnen, wieder aufs Nest zurückzukehren. Sie überstanden das schlimme Geschehen ohne bleibende Schäden.Schon früh zeigte sich: Die vorjährige Brut auf Hof Kiemann in Lingwedel wird kein einmaliges Geschehen bleiben. Am 27. März traf der erste Storch ein, am Tag darauf war das Paar bereits komplett. Wie im letzten Jahr machte sich der eine Brutstorch schon bald wieder daran, sein Spiegelbild in den Glasscheiben des Nachbarhauses zu attackieren. Die mussten dann erneut zugestellt werden. Ab dem 6. Mai schlüpften drei Junge, alle wurden flügge.Auch in Müden bewahrheitete sich die Hoffnung, dass die erste Brut auf dem Schornstein im Molkereiweg eine Fortsetzung finden könnte. Bereits am 8. März war das Paar - sehr wahrscheinlich das vom Vorjahr - komplett. Ab dem 30. März wurde gebrütet, ab dem 1.Mai schlüpften die drei Jungen: Eines wurde flügge.In Osloß schlüpften vier Junge. Am 24. April attackierte ein Fremdstorch das Nest. Dabei wurden die knapp zwei Wochen alten Jungen getötet. Tags darauf kehrte das Männchen mit einer um den Schnabel gewickelten Angelschnur zurück. Den Haken mit Köder hatte er offensichtlich verschluckt. Senkblei und Vorfach hingen heraus. Nach drei Wochen konnte er sich davon befreien und das offensichtlich bislang ohne Folgen. Das Weibchen legte noch einmal nach. Diesmal schlüpften drei Junge, von denen es eins noch schaffte und flügge wurde.Zum fünften Mal in Folge gab es in Rötgesbüttel Kämpfe um das Nest. Diesmal waren sogar drei Männchen beteiligt. Neu dabei war das langjährige Männchen von Allerbüttel. Es wurde jedoch vertrieben von dem jüngeren Kontrahenten der letzten fünf Jahre. Am 17. März kam dann das alte Rötgesbütteler Männchen zurück und erwies sich zum vierten Mal als der Stärkere. Somit war das Weibchen vor der Eiablage mit gleich drei Partnern zusammen. Zwei Junge wuchsen heran und wurden flügge.In Rolfsbüttel hatten bisher noch nie Störche gebrütet. Darum war die Überraschung und die Freude groß, als am 19. April ein Storchenpaar begann, auf einem nicht mehr genutzten Schornstein am Gutsweg ein Nest zu bauen. Ab dem 28. April wurde gebrütet. Zwei Junge wuchsen heran und wurden flügge.In Rühen wurde das neue Nest am südöstlichen Ortsrand schnell angenommen. Von zunächst drei gesichteten Jungen wurden zwei flügge - am 15. August, als letzte der 143 Jungstörche im Landkreis Gifhorn.