Großes Interesse an Freier Schule
Initiatoren geben Einblick in Vorhaben, Projektstand und Schulgeld

In Feierlaune: Das Team der Freien Schulen Gifhorn freute sich über den großen Andrang zum Informationstag.Foto: Gero Gerewitz
Gifhorn. Insgesamt 568 Tage: So viel Zeit haben Ilona und Johann Derksen mit ihrem Team, um ihre Vision einer Freien Schule Realität werden zu lassen. An Tag 244 zeigten sie ihre Pläne der Öffentlichkeit im Rahmen eines Infotags - direkt im künftigen Campus an der August-Horch-Straße.

Über hundert Eltern und Kinder hatten sich in der Aula eingefunden, um mehr über die Freie Schule zu erfahren. „Ich bin total überwältigt, ich hätte nicht mit einem solchen Andrang gerechnet“, so Johann Derksen. Gemeinsam stellte das Team der freien Schule das Konzept, den Campus und den Stand der Dinge vor - mit Vorträgen, einer Stempel-Rallye, Malaktionen für Kinder, einem Foodtruck und mit Unterstützung durch den Kinderschutzbund.

Die neue Freie Schule soll im kommenden Schuljahr den Betrieb aufnehmen. Voraussichtlich in zwei Gruppen können Grundschulkinder aller vier Jahrgänge gemeinsam lernen - nach eigenem Interesse und Neigungen, ohne festen Stundenplan. „Dabei achten wir aber darauf, dass das vorgegebene Curriculum erfüllt wird“, betonte Johann Derksen. Im Mittelpunkt soll das Kind als Individuum stehen. Die Kinder sollen an der Freien Schule lernen, dass sie einzigartig und besonders sind. Sie sollen zusammenarbeiten und sich nicht miteinander vergleichen. Darum sind auch keine Noten vorgesehen. Zeugnisse soll es geben, Hausaufgaben dagegen nicht.

Seine Frau Ilona stellte den geplanten Umfang des Campus vor: Neben der Grundschule soll ein oder zwei Jahre später eine weiterführende Schule im großen Gebäude an den Start gehen. Neben einem Café ist auch eon Coworking Space vorgesehen. „So können Eltern ihre Kinder in die Schule bringen und sich dann hier in ein Büro setzen und von hier aus arbeiten“, so Ilona Derksen. „Denn wir haben viele Interessenten mit einem Weg von 30 oder 40 Kilometern.“

Mit dem Glücksstudio gebe es ab dem 1. Dezember bereits den ersten weiteren Mieter im Campus. Nicole Daniel und ihr Team wollen Selbstbewusstseinstrainings für die Kinder anbieten, aber auch Kinder-Yoga sowie Kurse für Eltern und Geschwisterkinder. „Mein Wunsch ist es, ganzheitlich das gesamte Leben an einem Ort abzudecken“, so Nicole Daniel.

Im Campus stehen noch etwa 1.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. „Wir können uns dafür viel vorstellen, gehen aber ganz offen daran“, so Johann Derksen. „Daher freuen wir uns über alle Interessenten.“

Als Freie Schule müsse sich die neue Grundschule über ein Schulgeld finanzieren, wie Johann Derksen ausführte. Das Schulgeld soll einkommensabhängig sein. „Es soll bei pro Kind bei 8,5 Prozent des Bruttoeinkommens des Haushalts liegen, maximal aber bei 500 Euro pro Monat.“ Entsprechend würde das Schulgeld bei einem Jahresbruttoeinkommen von 20.000 Euro 142 Euro betragen, bei 40.000 Euro bei 319 Euro liegen und bei 75.000 wäre man bei dem Maximalbetrag von 500 Euro angelangt.

Innerhalb der ersten drei Jahre bekommt die Freie Schule noch keine Finanzhilfe vom Land Niedersachsen. Dieser Zeitraum muss daher mit Krediten überbrückt werden. Um diese zu sichern, sei das Team der Freien Schule auf sogenannte Kleinstbürgschaften angewiesen, bei denen Eltern oder anderweitig Interessierte sich für einen Betrag zwischen 500 und 3.000 Euro verbürgen können. Zudem könnten Spenden die benötigte Kreditsumme verringern. Für einkommensschwache Familien soll ein Spezialfonds eingerichtet werden.

Abhängig von der Nachfrage kann der Alltag an der Freien Schule mit einer Frühbetreuung von 7 bis 8 Uhr beginnen, wie Ilona Derksen ausführte. Zwischen 8 und 9 Uhr beginne der reguläre Schulbetrieb - in Gleitzeit, um Eltern und Kindern den morgendlichen Ablauf zu erleichtern. Nach dem Morgenkreis erfolgt der Unterricht in sogenannten Fokuszeiten: die erste bis 11 Uhr, die zweite bis 13 Uhr. „Anschließend beginnt die offene Nachmittagsbetreuung“, so Ilona Derksen. Dafür werde ein Mittagessen angeboten. „Uns ist ein offener Ganztag wichtig, um Eltern mehr Zeit mit ihren Kindern zu ermöglichen“, führt Nicole Derksen aus.

„Noch 324 Tage verbleiben bis zum Schulstart“, sagte Johann Derksen am Samstag. „Und alle wichtigen Fragen sind bereits geklärt. Nun geht es darum, unser Konzept in Zahnräder zu formen, die im Alltag ineinandergreifen.“ Denn das Konzept selbst stehe, die Gebäudefrage sei geklärt und der Finanzierungsplan stehe. „Nun müssen wir Personal anstellen, es müssen noch Umbaumaßnahmen im Gebäude erfolgen und wir benötigen Ausstattung.“

Konkret müssen die Sanitäranlagen kindergerecht umgebaut werden und die Fluchtwege überarbeitet werden. In der künftigen Grundschule im kleinen Gebäude sollen insgesamt vier Gruppenräume entstehen, von denen zwei bei Schulstart fertiggestellt sein müssen.

Wer sich dafür interessiert, sein Kind an der Freien Schule anzumelden oder das Projekt in irgendeiner Form unterstützen möchte, kann per E-Mail an hallo@freieschule-gifhorn.de Kontakt aufnehmen.

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