Bei dem Projekt steht der Austausch zwischen Geflüchteten und Alteingesessenen im Mittelpunkt: Dorftreff, Fahrradwerkstatt, internationale Kochabende und Dorfwerkstätten sorgen im Doppeldorf Ehra-Lessien für lebendigen Zusammenhalt zwischen den Kulturen – getragen von Gemeinde und Vereinen.
Seit 2015 entsteht im Doppeldorf Ehra-Lessien ein Ort, der Nachbarschaft ganz praktisch macht: Der Dorftreff „Mosaik mit Fit“ (Flüchtlingsintegrationsteam) und die Arbeitsgruppe „Edel“ (engagiertes Dorf Ehra-Lessien) bietet Angebote, die den Alltag erleichtern und Menschen miteinander verbinden – Alteingesessene ebenso wie Neubürger aus der Flüchtlingsunterkunft.
Im Dorftreff haben sich verlässliche Routinen etabliert: das Café Kinderwagen, der Klöntreff mit Kuchen, der Kochtreff mit internationalen Gerichten und die Spielenachmittage. Hinzu kommen eine Kleiderkammer und eine Fahrradwerkstatt, Ferienaktionen und eine Trommelgruppe, die bei Festen auftritt. In Dorfwerkstätten planen engagierte Nachbarinnen und Nachbarn gemeinsam die Zukunft des Ortes. So ist zum Beispiel die dorfeigene App mit den Funktionen „Dorfnews” und „Dorffunk” entstanden. Gemeinsam wurde auch der „Tante Enso”-Laden gegründet, um die Lebensmittelversorgung im Ort trotz Ladensterbens zu erhalten.
Die positive Wirkung zeigt sich im Miteinander: Geflüchtete engagieren sich selbst als Ehrenamtliche und übernehmen beispielsweise die Leitung der Kleiderkammer oder der Werkstatt. Vereine und Gemeinde ziehen über die Arbeitsgruppe „Edel“ an einem Strang, organisieren gemeinsame Feste, Aktionstage und Gedenkveranstaltungen. Das Netzwerk wird von rund 40 Aktiven in den Kernbereichen getragen; eine Koordinierungsstelle dient als Anlaufpunkt für alle. Mit dem Preisgeld will der Verein heimische und geflüchtete Kinder noch gezielter zusammenbringen, etwa durch gemeinsame Aktivitäten in Kooperation mit Kirchengemeinde, Jugendpflege und Schule, sowie kulturelle Angebote. So gestaltet der Förderverein Ehra-Lessien ein Dorfleben, in dem Nachbarn zueinander finden, Fähigkeiten teilen und Alltagshürden gemeinsam lösen.
Mit ihrem besonderen Einsatz haben sich die 16 Siegerprojekte aus über 900 Bewerbungen durchgesetzt und die unabhängigen Expertenjurys überzeugt. Sie erhalten ein Preisgeld von je 2.000 Euro. Die Nachbarschaftsprojekte haben alle eines gemeinsam: Sie bringen Menschen zusammen, die sich sonst nicht getroffen hätten und schaffen Begegnung und Gemeinschaft zwischen Menschen, die sich vorher noch fremd waren – und das stärkt langfristig nicht nur das individuelle Wohlbefinden, sondern auch insgesamt den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Am Dienstag, 11. November, werden die Landessiegerprojekte zusammen mit fünf weiteren Themensiegerprojekten auf Bundesebene und einem Sonderpreis im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung in Berlin geehrt. „Nachbarschaftliches Engagement ist ein Grundpfeiler unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts. Die Landessiegerprojekte des Deutschen Nachbarschaftspreises 2025 beweisen eindrucksvoll, wie Ehrenamt in ganz Deutschland innovative Antworten auf lokale Herausforderungen findet. Sie sind Vorbilder, die weit über ihre Region hinaus wirken”, sagt Dr. Christiane Schenderlein, Staatsministerin für Sport und Ehrenamt. Sie wird vor Ort ein Grußwort halten und die Landessiegerpreise vor rund 350 erwarteten Gästen vergeben. Der Deutsche Nachbarschaftspreis der Nebenan.de-Stiftung ist der renommierteste und am höchsten dotierte Preis für nachbarschaftliches Engagement in ganz Deutschland. Hauptförderer des Deutschen Nachbarschaftspreises ist die Deutsche Postcode Lotterie.
„Die Landessiegerprojekte des Deutschen Nachbarschaftspreises zeigen beispielhaft, wie durch engagiertes Handeln Verbindungen entstehen“, betont Katharina Roth, Geschäftsführerin der Nebenan.de-Stiftung. „Sie bringen Menschen in Kontakt, fördern Vertrauen und bauen Brücken im Alltag. Ihr Wirken bereichert unser gesellschaftliches Miteinander auf ganz besondere Weise.“