Altkleidercontainer: Weiterer Betreiber gibt auf
Immer mehr Vermüllung – Auch Rastplatz an Ise-Wanderweg betroffen – EU-Richtlinie verunsichert Bürger

Müllberg am Calberlaher Damm: Die Altkleider neben den Containern ragten bis in den Geh-/Radweg.Foto: Gero Gerewitz
Gifhorn. In Gifhorn ist mit dem weiteren Abbau von Altkleidercontainern zu rechnen. Nachdem sich das DRK in dem Punkt schon zurück gezogen hat, berichtete Bürgermeister Matthias Nerlich nun im Rat der Stadt, dass ein weiterer Anbieter im Oktober aufgegeben hat. Derweil wird die wilde Ablagerung - nicht nur von Altkleidern - an den Standorten offenbar immer heftiger.

Der Berg an Altkleidern neben den Container am südlichen Calberlaher Damm ragte schon weit in den Geh- und Radweg hinein. Auch am Einkaufszentrum in Gamsen war die Tage wieder mehr neben den Containern als darinnen. Inzwischen ist an beiden Stellen aufgeräumt worden, möglicherweise auch vom Bauhof der Stadt Gifhorn.

Und der muss wohl immer häufiger Dreckspatzen hinterherräumen. „In den letzten Monaten hat die Stadt Gifhorn eine deutliche Zunahme von unsachgemäßer Müllablagerung rund um Altkleidercontainer festgestellt“, bestätigte Stadtsprecher Frank Kornath auf AZ-Anfrage. Es gehe dabei nicht nur um alte Hosen, T-Shirts und Unterwäsche. Restmüll, Plastikverpackungen und sogar Sperrmüll lande dort auch. Das sei nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern eine Belastung für Umwelt und Wohlbefinden.

Zu viel Müll in und vor den Containern, Wiederverwerter zögen sich vom Markt zurück: Der DRK-Kreisverband hat im Frühjahr die Reißleine gezogen und seine Altkleidercontainer-Standorte aufgegeben. Nun folgt laut Nerlich ein weiterer Anbieter, „sodass wir dann nur noch auf privaten Grundstücken solche Annahmestellen haben“. Sprich: Noch weniger Container im Stadtgebiet.

Mehr Müll neben den Containern bedeutet auch mehr Aufwand für deren Betreiber, denn: Immerhin sind die verpflichtet, an den Stellen für Ordnung zu sorgen. Kornath: „Im restlichen Stadtgebiet - sofern kein Verursacher bekannt ist - entsorgt der städtische Bauhof die Abfälle. Müll in der freien Landschaft wird durch den Landkreis entsorgt.“ Der Landkreis dürfte demnach auch für jenen aufgerissenen Sack mit Altkleidern zuständig sein, den jemand am neuen Rastplatz aus Tisch und Bänken am Ise-Wanderweg zwischen Gamsen und Neudorf-Platendorf entsorgt hat.

Kornath weist noch einmal darauf hin, dass Alttextilien in den Abfallwirtschaftszentren Ausbüttel oder Wesendorf zu entsorgen sind, wenn Container voll sind. Das Abstellen daneben gilt demzufolge als Sondernutzung, was mit Bußgeld geahndet werden kann. Zeugen von Vandalismus oder unsachgemäßer Entsorgung können Beobachtungen unter ordnung@stadt-gifhorn.de dem Fachbereich Ordnung melden.

Viel Handhabe scheint die Stadt ansonsten nicht zu haben. Sie setze laut Kornath in erster Linie auf die Vernunft der Bürgerinnen und Bürger. Er appelliert, mit den Ressourcen Textilien und Bekleidung verantwortungsvoll und nachhaltig umzugehen. „Der Bedarf an Alttextilien ist weltweit offensichtlich sehr stark zurückgegangen.“

Überfüllte Altkleidercontainer, vor denen sich Müll ballt, sind kein reines Gifhorner Problem. Bundesweit gehen Schlagzeilen dazu durch die Medien. Als Ursache dafür gilt ein Missverständnis bei der neuen EU-Richtlinie zur Entsorgung von Altkleidern. Verschmutzte und kaputte Kleidung darf nämlich weiterhin im Restmüll entsorgt werden. Auch der Landkreis Gifhorn hat der AZ gegenüber bereits darauf hingewiesen.

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