„Der Schulhof lebt wieder auf“
Schülersprecher stellen neue Handy-Regeln an der IGS Sassenburg auf und erzielen schnell Ergebnisse

Haben an der neuen Handyregelung mitgearbeitet und freuen sich, dass sich das Verhalten auf dem Schulhof geändert hat: Die (teils ehemaligen) Schülersprecher (v.l.) Lina Roßdeutscher, Benneth Hielscher, Rafael Heilmann und Alexander Schaas Ramirez.Foto: Sebastian Preuß
Westerbeck. Smartphones lenken ab und stören die Konzentration. Außerdem verhindern Handys, dass Schülerinnen und Schüler in der Pause miteinander ins Gespräch kommen. An der IGS Sassenburg gilt deshalb eine neue Regelung zur Handynutzung. Und die wollen alle: Schüler, Lehrer und Eltern. Schon nach wenigen Wochen sind deutliche Änderungen im Schulalltag spürbar.

„Wir waren alle mit der bisherigen Situation nicht zufrieden“, berichtete Rafael Heilmann, ehemaliger Schülersprecher der IGS. „Wir mussten dringend etwas ändern.“ Das taten er, sein damaliger Schülersprecher-Kollege Benneth Hierscher sowie ihre Nachfolger Lina Roßdeutscher und Alexander Schaas Ramirez auch. Gemeinsam mit Vertretern aller Jahrgangsstufen, mit Eltern, Lehrkräften und der Schulleitung wurde in einer Arbeitsgemeinschaft ein neues Konzept zur Handynutzung an der IGS entwickelt. Das Pilotprojekt hat sich nun schnell bewährt.

Bisher galt, dass die Jahrgänge 5 bis 10 die Handys nur in der Pause auf dem Schulhof nutzen durften, im Unterricht mussten die Geräte in der Tasche bleiben. Die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe durften in ihrem Bereich sowohl drinnen als auch draußen die Geräte nutzen.

Die neue Regelung sieht anders aus und ist nach Jahrgängen gestaffelt, wie Benneth erklärte: „Die Jahrgänge 5 bis 8 schließen morgens ihre Handys in einer Handygarage ein.“ Dabei handelt es sich um einen fest montierten Metallkasten. Darin werden die Handys in einer Haltevorrichtung, vergleichbar mit der in einer Spülmaschine, gelagert. Von außen sind die Geräte durch Sichtscheiben zu sehen. Den Schlüssel hat die jeweilige Lehrkraft. Diese kommt aber mit den Geräten selbst gar nicht in Berührung, wie die Schülersprecher betonen.

Nach der letzten Schulstunde wird die Handygarage aufgeschlossen und die Schülerinnen und Schüler können ihre Geräte wieder in Empfang nehmen. Auch in den Pausen bleiben die Handys eingeschlossen.

Die Jahrgänge 9 und 10 müssen ihre Handys nicht wegsperren, sondern dürfen diese in der Tasche behalten. Eine Benutzung ist aber lediglich in einem Notfall oder zu schulischen Zwecken nach Erlaubnis durch die Lehrkraft zulässig. Die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe dürfen ihre Geräte nach wie vor in ihrem Gebäudetrakt verwenden.

Aber für alle Schüler gilt gleichermaßen: keine Handys auf dem Schulhof. Die Auswirkung dieser Änderung sind schon nach kurzer Zeit enorm, wie Lina erklärt: „Gerade in den unteren Jahrgängen bemerkt man ganz klar ein anderes Verhalten in den Pausen. Früher standen sie maximal in Kleingruppen um ihre Handys, oft auch alleine oder zu zweit. Nun spielen sie wieder miteinander, der Schulhof lebt wieder auf.“ Rafael betont: „Wir alle haben die Änderungen deutlich bemerkt. Und auch die Lehrer spüren die Folgen im Unterricht.“

„Die Schülerinnen und Schüler können sich besser konzentrieren, wenn sie in der Pause eben nicht auf Handys starren, sondern spielen und sich bewegen“, erklärt Benneth. „Sie sind ausgeglichener.“

Der Unterricht werde zudem auch weniger unterbrochen, wie Lina ausführt: „Die Toilettengänge sind weniger geworden und fallen kürzer aus.“ Zuvor hatten Schülerinnen und Schüler die dortige Privatsphäre für die ja eigentlich verbotene Handynutzung zweckentfremdet. „Das konnte ja keiner kontrollieren“, so Lina. Da die Geräte der Jahrgänge 5 bis 8 den ganzen Schultag über eingeschlossen bleiben, entfalle dieses Problem.

Auch von Lehrerseite aus haben die Schülersprecher positive Rückmeldungen erhalten. „Man sieht einfach, wie belebt unser Schulhof jetzt wieder ist“, so Benneth. „Beispielsweise haben wir dort ein Schachbrett, das nun auch genutzt wird.“ Lina ergänzte: „Es ist nun einfach wieder eine Schule, wie man sie kennt.“ Der nächste Schritt ist auch schon angedacht: Die Ausweitung des Pilotprojekts. „Es wäre doch super, wenn wir eine einheitliche Regelung für alle Schulen finden könnten“, so Rafael. „Dafür müssen wir uns mit anderen Schulen vernetzen.“

Allerdings haben die Schülersprecher noch weitere brennende Themen auf ihrer Agenda, wie Lina anmerkt: „Wir wollen uns schnellstmöglich mit dem Thema Schülerbeförderung auseinandersetzen. Da gibt es dringenden Handlungsbedarf.“
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