Brand in Triangel:
Diskussion um Asbest-Gefahr
Keine Gefahr für Umfeld? BIG-Ratsherr hat Zweifel – Landkreis Gifhorn bleibt bei seiner Einschätzung

Inzwischen sind auch Bauzäune aufgestellt: Über den Umgang mit den asbesthaltigen Dachplatten beim Wohnhausbrand in Triangel ist nun ein Streit entbrannt.Foto: Sebastian Preuß
Triangel. Beim tragischen Wohnhausbrand in Triangel, bei dem der 83-jährige Bewohner ums Leben kam, musste die Feuerwehr während der Löscharbeiten asbesthaltige Dachplatten öffnen. Entgegen der Angaben von Gemeinde und Landkreis hat BIG-Ratsherr Andreas Kautzsch „erhebliche Zweifel“ daran, dass keine akute Gefahr davon ausging. Derweil weist die Feuerwehr darauf hin, dass sie bei Bränden längst stets mit Gefahrstoffen zu tun habe - nicht nur mit Asbest.

„Die asbesthaltigen Dachplatten wurden dem Einsatz geschuldet nicht ‚fachmännisch und behutsam‘ demontiert", schreibt Kautzsch der AZ. „Jeder Dachdeckerbetrieb, wenn er denn für diese Arbeiten zugelassen wäre, hätte bei dem Umgang mit den asbesthaltigen Dachplatten große Probleme mit den Aufsichtsbehörden bekommen.“ Er stellt auf seiner Homepage angesichts der dicken, vom Wind verteilten Rauchschwaden infrage, dass keine Kontamination im Umfeld und somit Gefährdung der Bevölkerung stattgefunden hat.

Darauf angesprochen, schreibt Anja-Carina Riechert, Sprecherin des Landkreises Gifhorn: „Der Landkreis bleibt bei seiner Einschätzung, dass in der Brandsituation und auch aktuell in der Umgebung keine Gefahr durch Asbest vorlag und vorliegt. Auch Erfahrungen bei vergleichbaren Ereignissen haben gezeigt, dass dort keine Asbestfasern angetroffen wurden.“

Der Brandeinsatz sei mit einem gewerblichen Abbruch nicht zu vergleichen, sagen sowohl Landkreis Gifhorn, als auch Gewerbeaufsichtsamt Braunschweig. Zum konkreten Fall in Triangel könne die Gewerbeaufsicht keine Stellung nehmen, da sie nicht eingebunden war, so Sprecherin Petra Artelt. Allerdings gelte allgemein: Die Feuerwehr könne die für Dachdeckerbetriebe geltenden Vorschriften nicht vollständig einhalten, da sofortiges Handeln zur Schadensbegrenzung notwendig sei. Gefahr in Verzug, sozusagen.

Die getroffenen Maßnahmen der Sassenburger Feuerwehr, die für Gefahreneinsätze geschult sei, stuft der Landkreis laut Riechert als angemessen ein. Dachdecker Dirk Hildebrandt, Obermeister der Gifhorner Innung, teilt auf AZ-Nachfrage die Einschätzung von Sassenburgs Bürgermeister Jochen Koslowski, dass der Einsatz des Löschwassers etwaige Asbestfasern gebunden haben dürfte. Ein Abbruch der Platten in trockenem Zustand oder eine Beschädigung durch Flammen wäre da deutlich kritischer.

Deshalb verweist der Landkreis für den weiteren Umgang darauf: „Bei allen weiteren Aktionen auf der Brandstelle sind die Arbeiten von einem anerkannten Fachbetrieb und nach dem Stand der Technik auszuführen. Bis dahin ist das Brandgrundstück ausreichend zu sichern.“

Warum seien dann in einer zusätzlichen Putzaktion überhaupt spezielle Reinigungen vorgenommen worden, wenn es nicht so gefährlich gewesen sei?, fragt sich Kautzsch, der es für unverantwortlich hält, die Reinigung den Ehrenamtlichen zu überlassen. Koslowski hatte bereits Ende voriger Woche darauf hingewiesen, dass die Feuerwehr vorsorglich sowohl ihre Ausrüstung als auch ihre Fahrzeuge und die Gerätehäuser gereinigt habe, weil eine Gefährdung zunächst nicht auszuschließen gewesen war.

Mit gefährlichen Stoffen umgehen und die Ausrüstung danach reinigen: „Für uns ist das Alltagsgeschäft“, sagt Tobias Nadjib, Pressesprecher der Kreisfeuerwehr, der beim Brand selbst vor Ort war. Er nehme die Asbestgefahr nicht auf die leichte Schulter, aber die Einsatzkräfte seien durch ihren schweren Atemschutz geschützt gewesen. „Sie sind sehr sorgfältig vorgegangen.“

Übrigens sei Asbest nur ein Gefahrstoff von vielen, sagt Nadjib. Bei Bränden seien Feuerwehrleute stets mit vielen freigesetzten Giften konfrontiert. Deshalb erarbeiteten die Wehren seit Jahren immer bessere Hygienekonzepte, es gebe einmal im Jahr ­Unfallverhütungsschulungen, die sich damit auseinandersetzten.

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