„Oberste Prämisse: Wir müssen jederzeit einsatzfähig sein“, betont Hausmann. „Deswegen haben wir heute extra zwölf Kameraden fest auf die Fahrzeuge aufgeteilt - das machen wir sonst nicht.“ Aber so könne Chaos im Falle eines Einsatzes während des Umzugs vermieden werden. So könnten die Helfer des heutigen Tages sich auf den Umzug konzentrieren. „Fest zugesagt haben rund 30 der insgesamt 70 aktiven Kameradinnen und Kameraden“, erklärt Hausmann. „Aber es würde mich wundern, wenn nicht doch rund 50 heute vorbeischauen.“
Denn Ziel es, die Einsatzbereitschaft im neuen Feuerwehrhaus bis 12 Uhr mittags hergestellt zu haben. Dazu müssen die Kameradinnen und Kameraden ihre Spinde im alten Gerätehaus in der Schulstraße ausräumen und ihre Sachen in die neuen einsortieren.
„Endlich haben wir richtige Schwarz-weiß-Bereiche“ erklärt Mike Hausmann. Sein Stellvertreter Henrik Hofmann ergänzt erfreut: „Und richtige Umkleiden! Kein Umziehen mehr in der Fahrzeughalle.“ Zuvor sei für einen separaten Umkleidebereich einfach keinen Platz gewesen - geschweige denn für getrennte Umkleiden für Frauen und Männer. „Als das alte Feuerwehrhaus in den 80er-Jahren gebaut wurde, waren Frauen in der Feuerwehr noch kein Thema, das kam erst in den 90ern“, erinnert sich Hausmann. Er betonte aber direkt, wie froh er über diese Entwicklung ist: „Ich möchte die Mädels auch auf gar keinen Fall mehr missen, sie stehen den Jungs in nichts nach!“
War die Ortswehr in ihrem alten Domizil noch auf insgesamt rund 300 Quadratmeter beschränkt, verfügt sie nun über eine Fläche von 750 Quadratmeter. So war auch ausreichend Platz für zwei Umkleideräume, in denen jedes aktive Mitglied der Ortswehr jetzt auch über einen eigenen Spind verfügt - zuvor war das nicht möglich. „Außerdem haben wir die Spinde von 40 auf 70 Zentimeter verbreitert“, erklärt Hausmann. So finden dort Einsatzkleidung, aber auch die zivilen Klamotten einen Platz. Sogar die Kinder- und Jugendfeuerwehr hat inzwischen eigene Spinde. Jeder Spind ist schon vor dem Einzug mit Namen versehen und verfügt über ein abschließbares Fach für Wertgegenstände mitsamt Einwurfschacht. „Dann können alle im Einsatzfall einfach ihr Handy in den Spind werfen“, erklärt Hausmann. Denn beim Einsatz gilt ein Handyverbot. „Das hat mehrere Gründe“, führt der Ortsbrandmeister aus. „Die Kameraden sollen sich auf den Einsatz konzentrieren und sich nicht ablenken lassen. Dann ist da noch der Datenschutz. Und nicht zuletzt stellen die Geräte mit ihren Akkus bei Hitze auch eine Explosionsgefahr dar.“
Das Feuerwehrhaus wird konstant auf einer Temperatur von 19 Grad gehalten. Bei Einsätzen werden Heizstrahler zugeschaltet, die die Temperatur auf 22 Grad anheben. „Durch die Fußbodenheizung wird die Einsatzkleidung schnell getrocknet und gut gelüftet“, so Hausmann. Immer mehr Feuerwehrleute treffen ein, um ihre Spinde einzuräumen. Von der großen Fahrzeughalle aus können die Feuerwehrleute nach dem Einsatz über einen eigenen Dekontaminationsraum wieder zurück in ihre Umkleiden gelangen. „Natürlich reinigen wir uns und unsere Einsatzkleidung auch schon am Einsatzort“, erklärt Mike Hausmann. „Aber das ist auch nicht immer möglich. Bei einem Einsatz nachts um drei kann es vorkommen, dass man was übersieht. Hier kriegen wir alles wieder sauber.“
Apropos „sauber”: Duschen gab es im alten Feuerwehrhaus auch nicht. „Dazu konnten wir zwar glücklicherweise die sanitären Anlagen im DGH nutzen, aber eine wirklich gute Lösung war das auch nicht“, so Hausmann. Nun könnten die Feuerwehrleute direkt im Feuerwehrhaus duschen.
In der neuen Fahrzeughalle finden nicht nur die vier Fahrzeuge der Ortsfeuerwehr Rötgesbüttel ausreichend Platz, sondern auch noch ein fünftes Fahrzeug des Landkreises, das Mitte 2026 ausgeliefert werden soll.
„Vorher mussten wir die beiden kleineren Fahrzeuge außerhalb des Feuerwehrhauses in Carports unterstellen“, berichtet Hausmann. „Es war so wenig Platz da, dass die Einsatzkräfte erst vor dem Feuerwehrhaus in die Fahrzeuge einsteigen konnten.“ Das gehört nun der Vergangenheit an, alle Fahrzeuge finden problemlos in der großen Halle Platz.
„Wie bei jedem privaten Umzug haben auch wir beim Aufräumen noch ein paar alte Schätze gefunden“, sagt Hausmann. „Alte Martinshörner, Pokale, Zinnteller - so ein Dachboden gibt schon was her.“ Im neuen Feuerwehrhaus fehle es aber an vielen Ecken noch an Deko-Elementen. „Da können wir diese Sachen gut gebrauchen“, freut sich der Ortsbrandmeister. „Wir haben da noch ein paar Ecken, die noch etwas kahl wirken.“ Etwa im Schulungsraum, der gut dreimal so groß ausfällt wie der im alten Feuerwehrhaus. Der neue Standort kommt für Hausmann mit klaren Vor-, aber auch mit Nachteilen. „Vorteil: Wir sind direkt an der B4. Nachteil: Wir sind direkt an der B4″, sagt Hausmann grinsend. Zwar ereigneten sich auf der Bundesstraße mit ihrem hohen Verkehrsaufkommen entsprechend viele Unfälle, allerdings stelle genau diese Menge an Fahrzeugen im Einsatzfall möglicherweise ein Hindernis dar. „Für den Notfall verfügen wir daher nicht nur über separate Ein- und Ausfahrten, sondern auch über eine Not-Ausfahrt mit Schranke, über die wir direkt ins Dorf gelangen können“, erklärt der Ortsbrandmeister. „Zum Teil sind unsere Anfahrtswege auch länger geworden, denn jetzt befinden wir uns am Ortsrand.“
Als kurz vor 11 Uhr die Fahrzeuge mit Blaulicht in die neue Fahrzeughalle einfahren, kann Hausmann Meldung machen: „Die Einsatzfähigkeit ist hergestellt. Wir sind früher dran als gedacht.“ Damit verbleiben überwiegend Aufräumarbeiten. „Wir haben das Glück, dass wir alles, was nicht einsatzrelevant ist, schon im Laufe der vergangenen zwei bis drei Wochen hierher transportieren konnten“, führt Hausmann aus. Er sprach seinen Kameraden ein besonders großes Lob aus, die sich mit großem Engagement eingebracht und angepackt hatten. „Aber auch die Kommunikation mit der Samtgemeinde Papenteich hat immer sehr gut funktioniert“, so Hausmann. 970 Tage habe es von der Planung bis zur Fertigstellung gedauert. „Dieser Neubau ist ein großes Zeichen der Wertschätzung des Ehrenamtes. Eine Investition in dieser Höhe ist heutzutage einfach keine Selbstverständlichkeit mehr.“ Insgesamt hat das neue Feuerwehrhaus rund 3,3 Millionen Euro gekostet.