„Die Tagesstätte „Villa“ in Gifhorn wird zum Jahresende geschlossen. Das Angebot wurde nicht angenommen“, begründet Michael Bahn, Geschäftsführer der Diakonischen Gesellschaft Wohnen und Beraten (DWB) den Schritt. In diesem Jahr seien 15 regelmäßige Besucherinnen und Besucher geplant gewesen, langfristig sollten 25 „Stammgäste“ in der Einrichtung betreut werden. „Es kamen aber mal fünf, oft auch nur ein bis zwei“, erklärt Bahn bedauernd.
Die Tagesstätte sollte eine Tagesstruktur für Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung ermöglichen. „Wir lassen die Menschen nicht fallen, sondern vermitteln sie in andere Angebote“, versichert Bahn. „Der Bedarf wurde hier falsch eingeschätzt.“ So sei das Angebot mit laufender Miete des Gebäudes und Personalkosten wirtschaftlich unter Druck geraten. „Das angestellte Personal wurde und wird in anderen Angeboten der DWB gebraucht und weiter beschäftigt“, sagt Bahn. Kündigungen soll es also nicht geben und auch die Gäste der Einrichtung sollen weitervermittelt werden.
Diese Versicherung bezweifelt eine Person, die anonym bleiben möchte. Sie gehört zu den regelmäßigen Besucherinnen und Besuchern der Tagesstätte „Villa”. Von der Nachricht der Schließung bewegt, wandte sie sich an unsere Redaktion:
„In der Diakonie bröckelt es. Die Wiedereingliederung ins Leben von Menschen mit Suchtkrankheit in der Tagesstätte ‚Villa‘ in Gifhorn ist durch den finanziellen Rückzug der Diakonie gescheitert." Dafür sei extra langfristig ein Haus angemietet worden. „Der Start der Tagesstätte verschob sich auf Mitte Juli. Die Antragstellung und der Prozess zur Bewilligung durch öffentliche Institutionen sind allerdings zeitaufwendige Hürden.“ Dem Projekt sei nach Eröffnung nur fünf Monate Zeit gegeben worden.
„Jeder Betroffene braucht Hilfe zur Selbsthilfe und eine Begleitung, um Stabilität zu erreichen”, ist die suchtkranke Person überzeugt. Durch Tagesstruktur mit einem gesunden sozialen Umfeld sollte eine Wiedereingliederung ermöglicht werden. „Die Zahl der Tagesstättenbesucher schwankt, steigt aber an“, schildert sie ihre Wahrnehmung. „Das wird nun nicht mehr reichen.“
Mit ihrer Entscheidung habe die Diakonie ihren finanziellen Anspruch vor ihr Leitbild „Mensch“ gestellt. „Fazit: der Geldhahn ist zugedreht, Betroffene ratlos und die Gebäudenutzung unbekannt“, schildert die Person. „Die Diakonie lässt ihre Werte fallen“, lautet der Vorwurf.