„Unser Ziel ist es, so viele Materialien wie möglich auf einem hohen Qualitätsniveau zurückzugewinnen, um sie in unserer Produktion erneut verwenden zu können. Das spart wertvolle Primärmaterialien und kann den ökologischen Fußabdruck der Produkte reduzieren“, sagt Audi-Chef Markus Duesmann. Gleichzeitig könne der direkte Zugriff auf Sekundärmaterialien perspektivisch zu einer verbesserten Versorgungssicherheit beitragen. Denn Rohstoffe müssten dann nicht erst neu gewonnen werden. Eingebettet ist das Pilotprojekt in die Kreislaufwirtschaftsstrategie von Audi. Die sieht vor, dass ein möglichst großen Anteil der in den Fahrzeugen verbauten Materialien am Ende ihres Lebenszyklus wiederverwendet werden. „Das Projekt MaterialLoop unterstreicht unsere ambitionierte Vision, ein höchst effizientes Kreislaufwirtschaftskonzept für Altfahrzeuge zu betreiben“, betont Duesmann
Das Pilotprojekt läuft laut einer Audi-Sprecherin noch bis April. Habe aber bereits wertvolle Erkenntnisse geliefert, die in der Praxis angewendet werden können. Ein Großteil des im Projekt recycelten Stahls ließe sich für die Produktion neuer Modelle anwenden. Dazu wurden sechs sogenannte Coils mit einem Anteil von zwölf Prozent aus Material Loop gewonnenen Stahls gefertigt. Diese sollen als Türinnenteile im Audi A4 verbaut werden, die zu den anspruchsvollsten Strukturteilen eines Fahrzeugs gehörten. Die 15.000 Teile wurden im Presswerk Ingolstadt gefertigt. Dabei habe sich auch gezeigt, dass der Anteil des wiedergewonnenen Stahls am Coil durchaus noch größer sein könnte und trotzdem weiterhin den Qualitätsansprüchen von Audi gerecht werde.
Zuvor wurde das Recycling-Gut aus 100 Fahrzeugen gewonnen, die im Rahmen des Projekts ab Oktober 2022 demontiert wurden. Durch die gezielte Demontage einzelner Komponenten, seien so etwa auch hochwertige Sekundär-Materialen wie große Kunststoffteile gewonnen worden, bevor der Rest der Karosserie geschreddert wurde. Anschließend wurde gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen das gewonnene Material in verschiedene Gruppen wie Stahl, Aluminium und Kunststoff eingeteilt. „Im Projekt fokussieren wir uns auf Kreisläufe innerhalb unserer Industrie, um unsere Produkte und die Materialien, die darin verarbeitet worden sind, so lange wie möglich nutzen zu können. Unsere Vision ist, uns künftig bei dem Einsatz von Sekundärmaterialien weniger aus anderen Branchen bedienen zu müssen“, erklärt Johanna Klewitz, Leiterin Nachhaltigkeit in der Lieferkette. Neben der technischen Machbarkeit der Materialrückführung aus heutigen Modellen gehe es auch darum, die Recyclingfähigkeit künftiger Fahrzeuggenerationen im Blick zu behalten. Dazu dienen auch die aus dem Pilotprojekt gewonnen Erkenntnisse, die in die Projektentwicklung und die Konstruktion künftiger Modelle einfließen sollen.