So kritisiert Tierarzt Christian Kleischmann, dass seine Praxis in einer Sackgasse zwischen Kanalbrücke und „Zum Drömling“ während der Bauarbeiten komplett abgeschnitten sei. Die Stadt sieht vor, dass Kunden der in der Stichstraße ansässigen Dienstleister etwa in der Straße „Zum Drömling“ parken und den restlichen Weg zu Fuß zurücklegen. Kleischmann sagt dazu: „Man kann von den Besitzern der Tiere nicht erwarten, dass sie kranke Tiere vom Ausgleichsparkplatz bis zu uns in die Praxis schleppen – vor allem, wenn es ein Notfall ist.“ Und die Sperrung sei nicht nur im Alltag ein Problem. Seine Praxis habe während der Bauarbeiten an drei Wochenenden Notdienst.
Der Plan der Stadt sieht vor, dass die Sanierung der B 188 und die Erneuerung eines Schachts an der Einmündung der Klingemannstraße zur Neuhäuser Straße möglichst zeitgleich stattfinden sollen. Erst soll nur die Helmstedter Straße gesperrt sein und zum Ende der Sommerferien wieder freigegeben werden, damit die Schulbusse fahren können. Mit der dritten Bauphase sollen die Bauarbeiten auf der Neuhäuser Straße beginnen.
Während der dritten Bauphase solle die Sackgasse wieder voll zugänglich sein. Tierarzt Kleischmann tröstet das wenig. „In den Sommerferien herrscht bei uns Hochkonjunktur“, sagt er. Zur Not könne man zu den Patienten fahren. „Aber das bedeutet für den Kunden auch höhere Kosten“, sagt Kleischmann. Er rechnet mit Umsatzeinbrüchen. Wie hoch diese ausfallen könnten, hätten die Erfahrungen seines Vorgängers bei der Baustelle im Vorjahr gezeigt. „Wir brauchen eine Zufahrt, auch für die Medikamentenlieferungen“, fordert der Veterinär und hofft auf eine Ampel-Regelung für eine Zufahrt über den Weg am Kanal.
Die Sorge vor Umsatzeinbrüchen treibt auch Friseurin Uta Wetzel um, deren Salon in derselben Sackgasse liegt. Schon während der Pandemie habe sie ihren Laden zweimal dicht machen müssen. „Bei den Bauarbeiten in den letzten Sommerferien waren wir wieder betroffen“, sagt sie. Sie schlägt vor, die Zufahrt wenigstens von einer Seite während der Bauarbeiten zu ermöglichen.
Kati Hannighofer-Heine, Inhaberin der Logopädie-Praxis, sorgt sich um die gesundheitliche Versorgung. Schlaganfall-Patienten beispielsweise seien in ihrer Beweglichkeit einschränkt und auf Hilfsmittel angewiesen – für diese sei das angedachte Angebot, von Parkplätzen nördlich und südlich der Kanalbrücke mit E-Scooter oder Pedelec weiterzufahren, keine Lösung. Und sie wünscht sich eine bessere Kommunikation. Dass die Pläne für die Baustelle bei einer Ortsratssitzung Mitte März vorgestellt wurden, sei an ihr und anderen Betroffenen vorbeigegangen.Gespräche zwischen Vertretern der Stadt hat es mit Gewerbetreibenden gegeben, wenn auch offenbar nicht mit allen Betroffenen. „Es hat ein Dialog stattgefunden und wir haben einen weitgehenden Konsens“, betont Marco Bahrs, Inhaber des Edeka-Markts. „Grundsätzlich ändert das nichts an der Tatsache, dass das eine Katastrophe ist.“ Während der Baumaßnahmen im vergangenen Sommer habe er Umsatz-Einbußen im hohen sechsstelligen Bereich verzeichnet. Viele Bürger wüssten auch noch nicht über die Sperrungen und Umleitungen Bescheid. Beispielsweise soll die Kanalbrücke für Fußgänger und Radfahrer passierbar bleiben.
Geklärt werden müsse unter anderem noch die Zuwegung zu den Gewerbetreibenden an der Neuhäuser Straße. Laut der Stadt soll der Edeka-Markt in den ersten beiden Bauphasen direkt und während der dritten Bauphase indirekt über den Parkplatz des Edeka-Getränkemarktes erreichbar sein. Die Shell-Tankstelle an der B 188 könne während der gesamten Baumaßnahme angefahren werden. Der Verkehr soll über zwei Umleitungsmöglichkeiten umgeleitet werden.
Geschäftsführer Jens Hofschröer von der Wolfsburg Wirtschaft und Marketing GmbH (WMG) spricht von einem „regelmäßigen Austausch“ mit den örtlichen Unternehmen und kündigt für Mitte April einen Informationstermin für die Gewerbetreibenden aus Vorsfelde und dem Gewerbegebiet Sudammsbreite an.
„Ziel des Termins ist es, gemeinsam geeignete Maßnahmen zur Abmilderung der wirtschaftlichen Auswirkungen zu ergreifen, um eine Verbesserung der Erreichbarkeit wie auch eine bestmögliche Beschleunigung der Baumaßnahmen zu erreichen.“ Die WMG werde zeitnah persönlich dazu einladen.
In der ersten Bauphase während der Sommerferien wird vom 6. Juli bis 16. August die Fahrbahn der B 188 erneuert. Der Bereich südlich der Kanalbrücke wird auf der Neuhäuser Straße bis zur Klingemannstraße und auf der Helmstedter Straße bis zur Einmündung der Straße „Zum Drömling“ gesperrt.
Die Umleitung erfolgt von Vorsfelde in östlicher Richtung über Grafhorst und Rühen und in westlicher Richtung über Dieselstraße und Berliner Brücke nach Vorsfelde. Fahrzeuge über 7,5 Tonnen können die westliche Umleitung wegen der maroden Berliner Brücke jedoch nicht nutzen. Sie müssen eine längere Umleitung weiter auf der Heinrich-Nordhoff-Straße über den Weyhäuser Weg und Weyhausen sowie die B 188 bis Vorsfelde in Kauf nehmen – auf der A 39 steht wegen Sanierungsarbeiten nur eine Spur zur Verfügung.„Möglichst zeitgleich“ wird vom 10. Juli bis 11. August von den Wolfsburger Entwässerungsbetrieben an der Neuhäuser Straße ein Schacht in Höhe der Einmündung Klingemannstraße saniert. „Sobald Bauphase 1 fertig ist, wird mit Bauphase 3 begonnen, um die Einschränkungen insgesamt so kurz wie möglich zu gestalten“, teilte die Stadt Wolfsburg mit.
Die Sanierung der Neuhäuser Straße von der Klingemannstraße bis zur Schlesierstraße soll vom 11. August bis 8. September dauern. Während dieser Zeit soll die Helmstedter Straße wieder voll freigegeben sein. Die Umleitung soll dann über Parallelstraßen erfolgen wie Neuhäuser Straße, Am Bahnhof und Heinrich-Jasper-Straße.