Für den einjährigen Versuch wurde eine Hälfte der Schillerstraße Richtung Süden zur Fahrradspur umgewidmet und provisorische Bushaltestellen gebaut. Dafür entfielen Parkplätze, ein Taxi-Stellplatz und der Abbiegestreifen von der Schillerstraße in die Pestalozziallee.
Bei Vertretern aus Politik und Stadtverwaltung überwog nach einer ersten Probefahrt der Optimismus die skeptischen Stimmen. Geld aus dem Förderprogramm „Perspektive Innenstadt“ habe den Pop-up-Radweg möglich gemacht, freute sich Erich Schubert, Ortsbürgermeister Stadtmitte. Er fügte aber auch hinzu, dass die Stadt im Februar 2017 mit dem Leitbild Radverkehr 24 Ziele formuliert habe, die bis 2025 erreicht werden sollten. „Die Frage, die sich mir stellt, ist: Schaffen wir das bei der bisherigen Geschwindigkeit wirklich?“, so Schubert. „Aber es ist nach vielen Jahren des Stillstands endlich ein Anfang gemacht worden.“
Ein Anfang mit Kompromissen, denn auf der Schillerstraße sind viele unterschiedliche Verkehrsteilnehmer unterwegs. Durch den Entfall der zweiten Spur Richtung Süden bilden sich besonders in der Hauptverkehrszeit Rückstaus. Auch mit den Bushaltestellen sind noch nicht alle glücklich, denn Busfahrgäste müssen auf dem Weg zur Haltestelle den Radweg kreuzen. Besonders auf der Mitte der Schillerstraße drängen sich viele Fahrgäste auf kleiner Fläche.
Karin Klaus-Witten vom ADFC Wolfsburg sprach von einem „großen Mehrwert“ für die Schillerstraße, auch wenn die Lösung mit den Bushaltestellen „suboptimal“ sei. „Wir werden das positiv-kritisch begleiten“, so Klaus-Witten und appellierte an die Menschen, den Radweg auch zu nutzen. Auch Elke Braun vom Verkehrsclub Deutschland sagt: „Es gibt noch ein paar Schwachpunkte, ansonsten finden wir die Regelung gut.“
Wolfsburgs Stadtbaurat Kai-Uwe Hirschheide betonte, es gehe nicht darum, den Autoverkehr aus der Stadt zu verdrängen. „Der Anspruch ist ein gutes Miteinander“, so Hirschheide. Zusammen mit Ordnungsamt, Verkehrsplanung, WVG, Behindertenbeirat und Verbänden habe man sich viele Gedanken gemacht, um die Situation für Fußgänger, Radfahrer und den ÖPNV zu verbessern, aber auch den Autoverkehr weiterhin zu ermöglichen. Die Radspur sei auch nur eine Teilaufwertung für den Radverkehr. „Da müssen sicherlich noch weitere folgen.“