Die Eltern schauten den Kindern zu und unterhielten sich. Janeks Vater weiß: „In Deutschland gibt es viele Leistungen der Krankenkassen und eben das Bundesteilhabegesetz.“ Das hieße aber noch lange nicht, dass es in der Umsetzung gut läuft. Oftmals liefen die Hilfeleistungen an dem Hilfebedarf vorbei, weil nicht mit den Betroffenen geredet würde. So bekam sein Sohn auf Kassenleistung einen völlig ungeeigneten Alltagsrollstuhl geliefert.
Geeignete Stuntrollstühle für den Workshop hatten David und Lisa Lebuser im Gepäck, ebenso Helme und Schoner. „Ohne geht es nicht“, so der Rollstuhlskateprofi Lebuser. „Es ist ja nicht wie beim Skateboard, dass man einfach abspringen kann, sondern man geht aufs Ganze“.
Das hat Max (13) bereits mehrfach erlebt. Wenn der Rollstuhl kippt, kippt man mit. Beim „Grind“ auf einem Rad passierte es ihm und er lag samt Rollstuhl auf der Seite. „Dann wieder auf die Räder zu kommen ist gar nicht einfach und erfordert mindestens so viel Konzentration und Kraft wie die Stunts selbst“, so Max. Der 13-Jährige hat schon viel Erfahrung, daher blieb sein Vater gelassen stehen und schaute seinem Sohn stolz dabei zu, wie dieser seinen Stuntrollstuhl selbst wieder aufrichtete. Seine Schwester Mila (15) fährt wesentlich unbeholfener mit einem Rollstuhl. Sie ist nicht auf das Hilfsmittel angewiesen, doch ausprobieren wollte sie es und fand es „ziemlich cool“.
Mit regelmäßigen Workshops für Rollstuhlfahrer ist „Sit’n’skate“ unterwegs, um vor allem jungen Rollstuhlfahrenden Selbstvertrauen zu schenken. Max wohnt in Bad Harzburg und die Familie reist seit einem Jahr zu den Events nach Hannover oder Bremen, wo diese Aktionen regelmäßig stattfinden. „Es war für uns ein Schock, als unser Sohn mit sechs Jahren nach einem Unfall nicht mehr laufen konnte“, erzählt Mutter Sabine Dorka. Dass er nun so sportlich in seinem Rollstuhl unterwegs ist und dabei Erfolg hat, freue die Eltern sehr.
Auch ein Fernsehteam des NDR ist auf Max aufmerksam geworden und hat ihn mit einer Kamera ausgerüstet, um Filmausschnitte aus seiner Perspektive zu erhalten. Einen Perspektivwechsel wagten auch Oberbürgermeister Dennis Weilmann und Monika Müller, Dezernentin für Soziales, Gesundheit, Sport und Klinikum.
Lisa Lebuser ist Mitbegründerin von „Sit’n’skate“ und tauschte sich mit den Teilnehmenden und den Eltern aus. Sie berichtete von ihren positiven Erfahrungen bezüglich der Umsetzung des Teilhabegesetzes in den USA. „Solche physischen Veranstaltungen sind wichtig, um die geistigen Barrieren im Kopf abzubauen. Das sind nämlich die größten Barrieren überhaupt“, sagte Martin Melhorn, Vorstandsmitglied des Beirates für Inklusion und Teilhabe, zu dem gelungenen Workshop-Tag.