Er begann den Golf in seiner Garage komplett zu zerlegen. Als er zerlegt war, hängte er die blanke Karosserie an ein Drehgestell. Er wollte den Unterboden bearbeiten – wurden dann aber krank und musste sechs Wochen lang pausieren. Immerhin: Er nutzte die Zeit, um Ersatzteile zu finden und zu kaufen. Wobei sein Fokus auf restaurieren und reparieren und eben nicht auf neu kaufen lag.
Nach der Genesung konnte er endlich loslegen: „Ich habe den Unterboden selbst acht Stunden mit Trockeneis gestrahlt und auch das Sand- und Nussschalenstrahlen für mich entdeckt“, berichtet er. Er konservierte und lackierte den Unterboden, der Außenlack blieb nahezu original. „Alle Anbauteile sind mehrschichtig lackiert, alle Leitungen, Dichtungen wurden erneuert und der Motor komplett revidiert.“ Nach unzähligen Arbeitsstunden nach Feierabend und an Wochenenden fuhr der VW-Mitarbeiter (TE, Versuchsbau) mit seinem Golf zur Hauptuntersuchung: „Es war am 30. Mai 2022, dem 42. Geburtstag des Autos“, betont Eisenberger. Der DEKRA-Prüfer sei baff gewesen: „perfekter Zustand, besser als original.“ Dabei sind der originale Motor und das originale Getriebe noch verbaut.
Gewundert hat Jörg Eisenberger diese Bewertung nicht: „Ich bin ein Pingelkopp“, sagt er fast entschuldigend. „Bei mir muss alles perfekt sein.“ Wobei er an einigen Stellen dann doch ein Auge zudrückt: Er hat Chromteile nachgerüstet – einfach, weil sie schicker sind. Besonders schick sind die verchromten Scheibenwischer vorne – „den hinteren suche ich noch“ – und der verchromte Tankdeckel. Auch von innen ist der Wagen tipptopp geworden: „In den Seitenverkleidungen waren Löcher von Lautsprechern – ich habe mir Door Boards besorgt und dort befestigt“, sagt Eisenberger. Die Seitenteile passen perfekt zum Auto. Hinten drin liegen eine Bild und eine Bravo vom 30. Mai 1980 – „an diesem Tag wurde Opi im Wolfsburger VW-Werk gebaut“, sagt Eisenberger.
Jetzt ist sein Einser Golf bis auf Kleinigkeiten fertig und wurde per Classic Data-Gutachten mit der Note 1 bewertet. Nun will der 50-Jährige seinen Oldie – der Name ist ein Synonym für „alter Herr“ – nur noch fahren: „Für mich ist das Entschleunigung pur“, sagt er. „Und pures Vergnügen.“ Für viele Passanten übrigens auch: „Kontaktscheu darf man nicht sein, ich werde überall auf meinen Golf angesprochen.“ Er hätte ihn schon mehrfach für gutes Geld verkaufen können. „Aber er ist unverkäuflich“, betont Jörg Eisenberger. „Wahrscheinlich wird er mich überleben...“
Aber vorher ist Jörg Eisenberger mit seinem Opi auf Oldtimer-Treffen in der Region zu sehen – etwa bei der Fallersleben Classic am 11. Juni oder beim Elm Drive in Schöningen am 18. Juni. Aber vorher wird Geburtstag gefeiert: Am 30. Mai wird Opi 43 Jahre alt.