„Der Geschäftsbetrieb geht auch im vorläufigen Insolvenzverfahren vollumfänglich weiter“, betonte von Buchwaldt. „Alle Aufträge werden wie gewohnt weiterbearbeitet, es wird weiter gefertigt und ausgeliefert.“ Von Buchwaldt und sein Verwalterkollege Nikolas Otto haben auf einer Mitarbeiterversammlung die Beschäftigten über die Situation informiert, die Löhne und Gehälter sind über das Insolvenzgeld für die nächsten drei Monate gesichert. Damit diese auch pünktlich ausgezahlt werden können, hat der vorläufige Insolvenzverwalter deren Vorfinanzierung bei der Bundesagentur für Arbeit beantragt.
Von Buchwaldt und Otto haben sich nach eigenen Angaben in enger Abstimmung mit der Geschäftsführung einen Überblick über die wirtschaftliche Situation verschafft und Sanierungsmöglichkeiten skizziert. Zunächst gelte es, den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und in den nächsten Tagen und Wochen eine tiefergehende Analyse zu erstellen und genaue Sanierungsmöglichkeiten zu erarbeiten.
Denkbar seien etwa der Einstieg eines Investors oder ein sogenannter „Insolvenzplan“, also eine Art Vergleich mit den Gläubigern. Welcher Weg erfolgversprechend ist, soll sich in den kommenden Monaten zeigen. „Unser Ziel ist ganz klar eine Sanierung“, betonte der vorläufige Insolvenzverwalter.
Der Wolfsburger Familienbetrieb in dritter Generation wurde 1952 von Karl Meier, einem ehemaligen Konstrukteur für Innenausstattung bei der VW AG, gegründet. Derzeit wird die 4. Generation in den Familienbetrieb eingearbeitet. 1955 brachte der Firmengründer die erste „flatterfreie Schutzhülle mit Gepäckträger“ auf den Markt und schaffte so den Vorgänger der heutigen Dachbox.
Die späteren festen Boxen von Kamei wurden vielfach ausgezeichnet und die Marke erfreut sich entsprechender Bekanntheit. Zuletzt erzielte das Unternehmen mit 42 Mitarbeitern rund sechs Millionen Euro Umsatz, der größte Kunde ist der Volkswagen-Konzern.
Gründe für die aktuelle Schieflage seien vor allem die unter anderem infolge des Krieges in der Ukraine deutlich gestiegenen Materialkosten. Die höheren Kosten konnten zunächst nicht entsprechend an die Kunden weitergereicht werden, zudem verzögerte sich die Einführung eines neuen Produktes und auch die Preisverhandlungen mit den Automobilherstellern liefen schleppend.
Zuletzt verschärfte sich die Situation erheblich durch eine schwache Auftragslage, die üblicherweise sehr hohe Nachfrage in der Sommersaison blieb bisher aus. Viele Endverbraucher haben die Anschaffung einer Qualitätsdachbox infolge von Inflation und allgemeiner Kaufzurückhaltung bisher hinausgeschoben.