Die dreitätige Klassenfahrt führte 26 Schüler und zwei Lehrkräfte der Hoffmann-von-Fallersleben-Realschule Ende Mai nach Hamburg. Auf der Rückfahrt Anfang Juni waren zwei Umstiege nötig. Wie kam es dazu, dass der Junge den Umstieg in Uelzen verpasste? Die Mutter des Teenagers schilderte die Situation so: Der Zug von Hamburg aus sei sehr voll gewesen, es habe nicht genug Plätze für die gesamte Klasse auf nahem Raum gegeben. Deswegen habe sich ihr 14-jähriger Sohn weiter entfernt von den anderen Schülern einen Platz suchen müssen.
„Egal ob wir mit Zug, mit dem Auto oder dem Flugzeug verreisen, mein Sohn schläft oft auf Reisen einfach ein“, berichtet Schmidt. Das sei dann auch auf der Rückfahrt von Hamburg aus passiert. Ursprünglich sei geplant gewesen, ihren Sohn um 15.40 Uhr am Bahnhof Fallersleben abzuholen, um 14.40 Uhr habe sich der 14-Jährige völlig aufgelöst aus Celle gemeldet. Der Junge berichtete, er sei eingeschlafen und als er aufwachte, seien weder Klassenkameraden noch Lehrer im Zug gewesen. „Ich dachte erst, er macht Witze“, erzählt die Mutter. „Ich sagte ihm, er soll in Celle bleiben, und dass ich ihn abhole.“
Die Telefonate mit den Lehrern verliefen dann aus Sicht der Mutter nicht erfreulich. „Man wollte mich beruhigen. Es wurde mir gesagt, dass doch alles kein Problem sei und dass der Junge die Fahrt selbstständig fortsetzen könne.“ Die Lehrer hätten den Fahrschein und den Fahrplan auf das Smartphone des Jungen schicken wollen, berichtet die Mutter. Sie habe aber ihren Sohn angewiesen, in Celle am Bahnhof zu bleiben. Sie setzte sich ins Auto um ihn abzuholen. „Ich war außer mir. Ich habe auf der Autofahrt am ganzen Körper gezittert.“
Im Nachgang zu dem Vorfall sei der Kontakt mit der Schule aus Sicht von Angelika Schmidt unbefriedigend gewesen. Sie hatte sich schriftlich bei der Schulleitung über die Verletzung der Aufsichtspflicht beschwert und habe zwei Wochen auf eine Antwort von der Schulleiterin Almut Henkel warten müssen, die sich erst dann bei der Mutter entschuldigt habe.Auf die Ereignisse im Juni angesprochen, holt die Klassenlehrerin beim Telefonat mit der WAZ tief Luft. „Das war eine blöde Situation. Ich bin seit 30 Jahren Lehrerin aber so etwas ist zum Glück noch nie passiert“, sagt Birgit Derwein. Sie bestätigt, dass es in dem Zug sehr voll war. „Ich habe an die Schüler appelliert, dass sie zusammenbleiben sollen und in Dreiergruppen aufeinander aufpassen“, schildert die Lehrerin im Nachgang die Ausgangslage. Sie habe sich bei der Mutter entschuldigt, dass es dennoch zu diesem Missgeschick gekommen sei.
Der Junge sei ein sehr intelligentes Kind, aber nicht sehr folgsam, berichtet die Klassenlehrerin. Vor dem Schlafengehen in der Unterkunft in Hamburg seien die Handys der Jugendlichen eingesammelt worden. „Ich musste am nächsten Tag feststellen, dass besagter Schüler ein zweites Gerät dabei hatte.“ Hat der 14-Jährige die halbe Nacht mit dem Smartphone herumgespielt und war deswegen im Zug so müde, dass er einschlief? Einfach sei die Situation mit dem 14-Jährigen schon vor der Klassenfahrt nicht gewesen. „Er hatte bereits gegen die Schulordnung verstoßen“. Das Verhalten des Schülers sei auch während des dreitägigen Ausfluges auffällig gewesen. „Er hat mich öfters angelogen“, so die Lehrerin.
Für Birgit Derwein steht fest: „Die Mutter des Jungen ist nur schwer zugänglich.“ Am Telefon habe die Mutter einen regelrechten Aufstand gemacht, als es darum ging, dass der Junge selbstständig mit dem Zug aus Celle fahren könnte. „Das sind keine kleinen Kinder mehr, die bekommen das hin – zumal besagter Schüler sehr clever ist“, sagt die Lehrerin. Sie berichtet, der Junge habe die Fahrt mit dem Zug machen wollen. „Doch die Mutter wollte das nicht. Sie hat sehr dramatisiert.“ Der 14-Jährige geht inzwischen nicht mehr in Fallersleben zur Schule, vor den Sommerferien leitete die Familie einen Wechsel ein.