Um die Wohnungsnot zu lindern, will die Bundesregierung leere Büros stärker nutzen. Deutschlandweit gebe es Leerstand bei Gewerbeimmobilien, heißt es im jüngst beschlossenen 14-Punkte-Programm, mit dem die Regierung für mehr bezahlbaren Wohnraum sorgen will. Ein Experte warnt aber vor zu hohen Erwartungen.
Bauministerin Klara Geywitz (SPD) spricht sich schon länger dafür aus, dass Büroflächen zu Wohnungen werden könnten. Jetzt werden die Pläne konkreter: 2024 und 2025 soll es ein neues Förderprogramm der staatlichen KfW-Bank geben, für das insgesamt 480 Millionen Euro bereitstehen. Durch zinsverbilligte Kredite solle der Umbau von Gewerbeimmobilien auf moderne Klimastandards gefördert werden. Eine Studie des Bundesinstituts für Bau, Stadtentwicklung und Raumordnung sieht in leeren Büros und Läden ein Potenzial von 235 000 Wohneinheiten. Das wäre gut die Hälfte der angestrebten – und bei Weitem nicht erreichten – 400 000 neuen Wohnungen pro Jahr.
Dass die Diskussion an Fahrt aufnimmt, hat auch mit dem Homeoffice-Boom zu tun. In der Pandemie wechselten viele Beschäftigte an ihre heimischen Schreibtische. Auch nach Wegfall der Kontaktbeschränkungen bleibt die Arbeit von zu Hause aus für viele attraktiv. Das spüren auch die Unternehmen: Gerade erst hat eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts ergeben, dass jede elfte Firma plant, ihre Büroräume zu verkleinern.
Der Unterschied zwischen den Branchen ist allerdings groß. „Die überwältigende Mehrheit der Unternehmen lässt ihre Büroflächen unverändert“, sagt Ifo-Experte Simon Krause. In einzelnen Branchen führe Homeoffice aber zu einem geringeren Bedarf an Büroflächen. „Nach der Pandemie ist klar: Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben“, sagt Krause. Viele Unternehmen hätten bereits reagiert, andere planten die Anpassung, wenn Mietverträge auslaufen.
Dass ungenutzte Büros Wohnungen werden sollen, nennt Immobilienexperte Thomas Beyerle zwar einen interessanten Vorschlag. Der Professor für Immobilienwirtschaft an der Hochschule Biberach ist aber skeptisch und hält den Effekt auf den Wohnungsmarkt für gering. „Das ist eine politische Nebelkerze“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Das ist wohl eher symbolisch.“ Zwar würden in den kommenden Jahren Büroflächen wegfallen. Die lägen aber oft am Stadtrand, seien 25 Jahre alt und hätten nicht die erforderlichen energetischen Standards. „Dann kann es sein, dass man zwar umbauen möchte, sich das aber nicht rechnet.“ Hinzu kämen bauliche Besonderheiten wie niedrige Decken. „Was maximal gehen würde, wären Mikroapartments“, sagt Beyerle.