Der Fallersleber Spieker wurde vor 30 Jahren auf dem Gelände eines Bauernhofs gebaut, die Zimmer noch kurz vor der Corona-Pandemie modernisiert. Die Räume erhielten eine neue Elektrik, neue Farben, Böden und Möbel. Am Eingang wurde ein Check-in-Automat installiert, damit die Gäste auch bei unbesetzter Rezeption einchecken können – alternativ per Hotel-App. Die Investitionen sowie die digitale Nachrüstung haben sich laut Hotelchef Manuel Gehrmann ausgezahlt. „Das war der genau der richtige Schritt.“ Die Zahl der Gäste am Wochenende habe deutlich zugelegt. Das Hauptaugenmerk liege aber nach wie vor auf Geschäftsreisenden, Handwerkern und Monteuren.
Die Hotel- und Gaststättenbranche hat es derzeit schwer: Während der Corona-Pandemie brach das Geschäft massiv ein, zudem macht dem Gastgewerbe der verschärfte Personalmangel zu schaffen. Die Stadt Wolfsburg verzeichnete im Jahr 2022 sogar einen der stärksten Rückgänge bei den Übernachtungszahlen im Vergleich zu 2019. Die SKV Schmidt Küchen und Hotelverwaltung Gesellschaft hat jüngst Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. In Fallersleben und Vorsfelde werden zwei weitere Hotels zum Verkauf angeboten. Die Lage in der Branche sei aber nicht der Grund für den Verkauf, betont Gehrmann. Zuletzt sei das Hotel wieder gut ausgelastet gewesen.„Corona ist Gott sei Dank kein Thema mehr bei uns. Das Geschäft hat wieder angezogen, wir haben die letzten Monate gutes Geld verdient“, sagt der Hotelier. Der Trend gehe wieder zum persönlichen Austausch. „Wir haben viele Handwerker und Monteure als Gäste – die können ihre Arbeit nicht im Homeoffice erledigen“, sagt 39-Jährige. Zur Messezeit profitiere das Hotel zudem davon, dass Besucher sich wegen vergleichsweise hoher Zimmerpreise in Hannover in Fallersleben einquartierten, um dann vom nahe gelegenen Bahnhof Fallersleben aus mit dem Zug in die Landeshauptstadt zu fahren.
Mit dem wieder anziehenden Geschäft habe aber auch die Arbeitsbelastung zugenommen. Hotel, Restaurant und Familie könne man nicht zusammen schultern, also habe man sich für einen Verkauf entschieden. Im Fokus soll für die Gehrmanns nun die Bewirtung des Brauhauses stehen. „Ich gehe da mit vollem Herzen ran“, sagt der Hotelier.
Die sechs Beschäftigten des Hotels hätten die Nachricht über den Verkauf gut aufgefasst. „Die wissen, dass ich das Unternehmen in gute Hände geben will“, so der 39-Jährige. Das Interesse der Investoren habe ihn positiv überrascht. Nicht nur das Hotel steht zum Verkauf. Dazu gehört auch die alte Schmiede aus dem Jahr 1924, die im Zuge des Hotelbaus saniert und ausgebaut wurde und derzeit an das Augenzentrum vermietet ist. Das „Pfeiffersche Haus“ aus dem Jahr 1910 gehört ebenfalls zum Angebot, hat eine Wohnfläche von 110 Quadratmetern, stand aber zuletzt leer und ist renovierungsbedürftig.
Im Brauhaus stehen Vater Hartmut (71) und Mutter Heidrun Gehrmann (69) schon seit 1987 hinter dem Tresen. Die Eltern werden Sohn Manuel zufolge auch weiterhin im Brauhaus präsent sein, aber etwas kürzer treten. „Mein Bruder verantwortet die Brauerei, meine Frau Silvia und ich kümmern uns um das Restaurant“, so Manuel Gehrmann. Der jüngere Sohn Dominik Gehrmann leitet als Braumeister die kleine Brauerei, die rund 200.000 Liter Bier im Jahr absetzt.