Ein für seine Familie ganz anderer Held war der Schriftsteller Walter Kempowski. Um ihn dreht sich der vierte Teil der Saga Herzlich Willkommen am 4. November in einer Inszenierung des Altonaer Theater Hamburg, die mit dem Barbara Kisseler Theaterpreis 2019 ausgezeichnet wurde. „Wird schon werden, da müssen wir eben durch“, sagt Mutter Grethe, als ihr Sohn Walter nach acht Jahren Haft aus dem Zuchthaus Bautzen zu ihr zurückkehrt. Walter fühlt sich von den Menschen, mit denen er es nun zu tun hat, zunächst nicht anerkannt und erliegt immer wieder Anfällen von Melancholie. Doch seine spätere Aufgabe als Dorfschullehrer und die Liebe zu seiner Frau geben ihm jene Perspektive, in einer Gesellschaft Fuß zu fassen, die ihn zunächst als Ex-Häftling keineswegs herzlich willkommen heißen wollte.
Michael Endes Roman Momo aus dem Jahr 1973 ist weit mehr als ein Kinderbuch. Er ist eine Gesellschafts- und Sozialkritik, verpackt in die spannende Erzählung von einem kleinen Mädchen, das als stille Heldin den Menschen die gestohlene Zeit zurückbringt. Grimme-Preisträgerin und Tatort-Kommissarin Claudia Michelsen und Multi-Percussionist Stefan Weinzierl nehmen sich in ihrer Konzertlesung am 5. November die Zeit, um Momos Geschichte mit Sprache und Musik lebendig zu machen – eine Liebeserklärung an Michael Endes Werk und eine leidenschaftliche Aufforderung zum Zuhören.
Eine der bedeutendsten Tanzgruppen Lateinamerikas, die São Paulo Dance Company Brasilien, präsentiert mit 14 Tänzerinnen und Tänzern am 7. November drei Werke über die kollektive sowie die eigene Identität: „Anthem” ist eine Reflexion über den Prozess der Konstruktion und Dekonstruktion von kollektiven Identitäten. Die Inspiration für das Stück kommt von Liedern, die zu Hymnen werden und Menschen verbinden. „Umbó” handelt von dem Wunsch, diejenige Person zu werden, die man aufgrund einer bestimmten Referenz sein möchte. 2008 gegründet, kann die Company mit ihrem sowohl klassischen als auch modernen internationalen Repertoire bereits auf stolze 56 Produktionen zurückblicken.
Zum Stummfilmkonzert Metropolis am 13. November spielt das Staatsorchester Braunschweig in Kooperation mit dem BIFF Filmfest Braunschweig und dem Film+MusikFest Bielefeld auf. Fritz Langs Stummfilmklassiker Metropolis ist ein Meisterwerk der Filmästhetik, ein Meilenstein in der Geschichte des Science-Fiction-Films und nicht zuletzt eine wahr gewordene Vision der heutigen Gesellschaft. In Metropolis, der zweigeteilten Großstadt der Zukunft, leben die Reichen auf der Oberfläche, während die Arbeiterschicht unter der Erde hausen muss. Ein Aufstand der geknechteten Massen führt zu Zerstörung, aber auch zur Versöhnung zwischen den Klassen – ausgelöst durch die Liebe Freders, Sohn des Herrschers Johann Fredersen, zu Maria, der „Heiligen der Unterdrückten“ aus der Unterstadt. Das Staatsorchester Braunschweig unter der musikalischen Leitung von Burkhard Götze präsentiert das Stummfilmkonzert am Montag, 13. November, eine Werkeinführung dazu bietet das Theater um 19.15 Uhr.
Und am 17. November hebt sich dann endlich zum ersten Mal der Vorhang zum Weihnachtsmärchen Drei Haselnüsse für Aschenbrödel. Es ist insziniert nach dem gleichnamigen tschechisch-deutschen Märchenfilm von Václav Vorlícek und František Pavlícek sowie mit der weltberühmten Original-Filmmusik von Karel Svoboda in einer Einspielung der Originalaufnahme der Meininger Hofkapelle. Die Fernsehfassung von 1973 begeistert jedes Jahr weltweit Millionen von Kinder- und auch Erwachsenenherzen. Die opulente Inszenierung ab vier Jahren ist bereits die zweite Märchen-Regiearbeit von Jürgen Beck-Rebholz und wird bis zum 22. Dezember fast täglich gezeigt. Begleitet wird sie wieder von einer Ausstellung aller im Rahmen des traditionsreichen Plakatmalwettbewerbs eingereichten Bilder im Foyer des Theaters.