„In der Politik wird einfach nicht mehr in die Gesundheit investiert“, stellt Dr. Karsten Holz, Inhaber der „Neuen Apotheke“ im Ortsteil Detmerode, fest. Jährlich starte deutschlandweit ein Apothekertag, an dem die Ziele und Wünsche der Pharmazeutinnen und Pharmazeuten mit der Politik diskutiert würden. „Aber der höchste Dienstherr kommt leider nicht, wenn das Apotheker-Parlament tagt“, kritisiert Holz. Gesundheitsminister Karl Lauterbach sei zwar bei jeder Talkshow anwesend. Bei dieser wichtigen Veranstaltung ließe er sich allerdings jedes Mal nur kurz per Video zuschalten. „Sich die Sorgen der Apothekerschaft ernsthaft anhören, daran fehlt es aktuell“, betont der Apotheken-Inhaber.
Dabei seien die Probleme im Gesundheitswesen groß: Sie würden von Lieferengpässen über den hohen bürokratischen Aufwand bis hin zu geringen Löhnen und weiteren Einsparungen seitens der Bundesregierung reichen. All diese Gründe machen einen Streik notwendig. Denn die Folge dieser weitreichenden Probleme ist: Immer mehr Apotheken müssen schließen, sodass der Versorgungsauftrag irgendwann nicht mehr ordnungsgemäß gewährleistet werden kann.
„Ich möchte mehr Zeit beim Patienten verbringen anstatt für Formalien etliche Stunden am Schreibtisch zu sitzen“, bekennt Holz. Ein Großteil der Arbeitszeit ginge mittlerweile für den immensen bürokratischen Aufwand, dem die Pharmazeutinnen und Pharmazeuten ausgesetzt sind, verloren. Durch die Lieferengpässe seien zudem nicht mehr überall alle Medikamente erhältlich. Manche von ihnen hätten inzwischen schon eine Lieferzeit von zwei Wochen. Gerade Arzneimittel für Krebserkrankungen sowie Antibiotika seien besonders schwer zu bekommen. „Wenn man bedenkt, dass die Erkältungs- und Grippezeit gerade erst begonnen hat, wird einem ganz anders“, beschreibt Holz. Patientinnen und Patienten müssten sich daher telefonisch mit verschiedenen Apotheken in Verbindung setzen oder weite Wege für das gewünschte Medikament auf sich nehmen.
In erster Linie fordere die Apothekerschaft faire Honorare. Die letzte Anpassung hätte 2013, also vor über zehn Jahren, stattgefunden. „Überall steigen die Gehälter. Nur wir sind das letzte Glied in der Kette, wo sich alles summiert“, erklärt Holz. Zudem kritisiert er Lauterbachs Konzept einer Scheinapotheke, die von einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin aus dem Pharmazeutisch-Technischen Bereich geführt werden solle, der oder die für alles zuständig sei. „Vor allem aber müssen wir etwas gegen die Lieferengpässe tun“, ist sich der Inhaber sicher. Das könnte aus seiner Sicht durch eine vermehrte Herstellung von Medikamenten im europäischen Raum statt nur in China und Indien oder aber durch einen höheren Krankenkassen-Beitrag erreicht werden. Hier müsse mehr Aufklärung geschehen.
Für Notfälle öffnet am Streiktag lediglich die Reislinger Apotheke. Dr. Karsten Holz, Inhaber der „Neuen Apotheke“ im Ortsteil Detmerode, blickt aber optimistisch auf den Tag: „Die werden ihr Bestes geben, alle Wünsche der Kundinnen und Kunden zu erfüllen – zumindest, soweit die gewünschten Medikamente vorhanden sind“, ist er sich sicher. Der Pharmazeut rät jedoch dazu, die normalen Einkäufe schon vorab zu erledigen. Man müsse an dem Tag unter Umständen mit längeren Wartezeiten rechnen und weitere Wege in Kauf nehmen. Prinzipiell sei der Mittwoch allerdings ohnehin ein eher ruhigerer Tag, weil die Arztpraxen nur vormittags geöffnet hätten.