Dass der Scirocco in Osnabrück entwickelt und produziert wurde, ist kein Zufall. Karmann benötigte zu dieser Zeit dringend einen erfolgreichen Nachfolger des Karmann Ghia Typ 14. Man realisiert schließlich ein kompaktes, von Giorgetto Giugiaro entworfenes, klassisches 2+2-sitziges Sportcoupé, dem man nicht ansieht, dass es auf der Basis des Golf I steht: 3,85 Meter lang und nur 1,31 Meter hoch. Ohne Fahrer bringt der erste Scirocco lediglich 800 Kilogramm auf die Waage. Das garantierte trotz der noch überschaubaren PS-Zahlen eine für Volkswagen – damals – überraschende Dynamik. Der Scirocco I wird mit einem 1,1 Liter-Aggregat mit 50 PS, einem 1,5 Liter-Motor (70 PS) sowie als Scirocco TS mit einer 1,5 Liter-Maschine mit 85 PS ausgerüstet. Alle Motoren waren modernste Konstruktionen: wassergekühlte, zahnriemengesteuerte, drehzahlfeste Reihenvierzylinder mit obenliegender Nockenwelle.
Es gab drei Ausstattungsvarianten: ein Grundmodell „N“, als „L“ mit mehr „Luxus“, „S“ und „LS“ bereits mit den stärkeren Motoren sowie der „TS“ mit besonders sportlicher Ausstattung. Äußerlich unterscheiden sich die Modelle durch die Scheinwerfer: Rechteck-Scheinwerfer bis zum „LS“, markante Doppelscheinwerfer bei der Sportversion „TS“. 1976 kam noch die GTI-Version mit 110 PS hinzu. Ziel war es, den Wagen unter einer jungen Käuferschaft zu etablieren. Die Strategie ging auf: Vom Serienstart 1974 bis zum Auslaufen der ersten Generation 1980 wurden rund 504.000 Exemplare produziert.
Auch der Nachfolger konnte ab 1981 bei den Kunden punkten. Das Design des windschnittigeren Scirocco II mit dem typischen Heckspoiler entwarfen die Wolfsburger dieses Mal selbst. Das Motoren-Angebot wurde breiter und reichte bis zum 16V. Begehrt bis heute sind die zahlreichen Sondermodelle wie der „White Cat“ oder der „Scala“. Am 7. September 1992 schließlich lief – nach 291.497 gebauten Fahrzeugen – in Osnabrück der vorerst letzte Scirocco (II) vom Band.
Mehr als 20 Jahre später wagte Volkswagen dann die Wiederaufnahme des Sportcoupés. Zunächst mit der Designstudie „IROC“ (2006). Das Serienmodell lief dann ab 2008 in Portugal vom Band – immerhin noch bis 2017.
Drei Generationen VW Scirocco sowie acht Generationen VW Golf nahmen 1974 ihren Anfang, sodass zu Recht von einer Zeitenwende für Volkswagen gesprochen werden kann.