Solche falschen Anschlüsse gibt es nicht erst seit gestern. Doch Ende 2023 drohte der Kollaps der Netze durch die Rekord-Pegelstände der Aller. „Wir hatten die höchsten jemals gemessenen Wasserstände am Pegel Brenneckenbrück“, sagt Meier – obwohl ein Teil der Fluten durch den Aller-Entlaster in Grafhorst in den Mittellandkanal abgeleitet wurde. Das Problem sei in den meisten Fällen nicht das Oberflächenwasser, betont Meier: Das hoch stehende Grundwasser drückte und drückt noch immer in die Drainagen der Häuser. Fließt es in das Abwassersystem, reichen zwei Falschanschlüsse aus, um die Abwassermenge einer kleinen Ortschaft zu verdoppeln, rechnet Meier vor. Jeden Tag würde neue Verdachtsfälle entdeckt.
Offenbar hatten Ende 2023 auch einige Bürger das Wasser aus ihren Kellern in ihre Abflüsse geleitet. „Das geschieht oft aus Unwissenheit“, betont Meier. Genauso wie viele nicht wüssten, dass als Schutz vor einem Rückstau im Schmutzwasserkanal der Lappen im Abfluss nicht helfe, sondern nur eine Rückstauklappe. Viele Bürger hätten nach dem Hinweis in der WAZ sofort reagiert. „Da lagen auf einmal viele Schläuche auf der Straße.“Das Problem der fehlerhaften Anschlüsse an das Kanalnetz bleibt. In den versandten Verfügungen wird eine Frist für die Behebung gesetzt. „Die wichtigste Botschaft lautet, sich bei uns zu melden, damit wir das Problem gemeinsam lösen können“, betont Meier. Manchmal reiche ein Blick in den Übergabeschacht. „Fließt dort viel Wasser, obwohl keiner duscht, sollte man uns anrufen.“ Die WEB berate dann unter der Hochwasser-Hotline 05361-281250 oder per E-Mail an grundstuecksentwaesserung@web.wolfsburg.de dazu, was zu tun sei.
Möglicherweise wurde ein Haus gekauft ohne das Wissen, dass dessen Drainage beim Bau falsch angeschlossen wurde. Oder das Grundwasser gelangt durch kaputte Rohre in das Kanalnetz. Dann müsse der Entwässerungsanschluss repariert werden. Oder für die Drainage ein eigener Schacht samt Hebeanlage für die Einleitung in den Regenwasserkanal gebaut werden. „Es wird auch Fälle geben, wo wir schnelle Erfolge erzielen können“, sagt Meier.
Die Kosten müssten die Grundstückseigentümer tragen. Denn auf der anderen Seite schade die Einleitung von Grundwasser der Allgemeinheit, die für das Abwassersystem mit ihren Gebühren bezahle. „Wir sind dafür da, die Kosten gerecht zwischen allen Beteiligten zu verteilen“, betont Meier. Am problematischsten aber sei, dass durch einige wenige die Mehrheit ihrer Toiletten und Duschen nicht mehr benutzen könne. „Wir betreiben gerade Gefahrenabwehr“, betont Meier. „Das bedeutet auch, dass Klagen keine aufschiebende Wirkung hätten.“ Ohnehin gebe es aber kein Recht auf die Einleitung von Grundwasser ins Abwassersystem. Dies sei dafür nicht vorgesehen. Denn wenn Grundwasser in den Schmutzwasserkanal geleitet werde, helfe es auch nicht mehr, dass die WEB in den vergangenen Jahren Millionen von Euro in die Abdichtung ihres Kanalnetzes investiert habe, damit kein Oberflächenwasser hinein fließt. Auch die Bemühungen für eine Schwamm-Stadt, in der Regenwasser für Dürreperioden zurückgehalten werden soll, würden konterkariert. Wer Wasser aus seinem Keller abpumpe, solle dies wenigstens über den Regenwasserkanal oder die Straße ableiten. Das werde geduldet, werde aber in Zukunft kosten. „Wir werden künftig eine Drainagewassergebühr einführen müssen für alle unsere Entsorgungsgebiete“, sagt Meier.
Bis jeder das Geld für die Bauarbeiten beisammen beziehungsweise eine Baufirma gefunden hat, kann es Jahre dauern. In Wendschott seien bereits im Jahr 2019 Verfügungen in ähnlichen Fällen verschickt worden. Bis heute sind laut WEB noch nicht alle umgesetzt. „Da hat keiner von uns eine Strafandrohung erhalten, solange wir wissen, dass es vorangeht“, betont der WEB-Chef.