Die Renaturierung der Aller zwischen der Eishalle und Vorsfelde spiele in diesem Winter ihre Vorzüge in Sachen Hochwasserschutz voll aus, erläutert Kühn. Wie geplant seien die eingerichteten Überschwemmungsbereiche schnell voll gelaufen und hätten die kritische Situation in der Aller abgemildert und nicht noch mehr Wasser auf die Reise in Richtung Nordsee geschickt. „Damit haben wir den flussabwärts gelegenen Städten eine Menge an Wasser erspart. Das ist natürlich auch nicht ganz uneigennützig“, führt Kühn aus. „Das in der Natur gespeicherte Hochwasser kann langsam die Grundwasserbestände auffüllen und steht Mensch und Natur langfristig zur Verfügung.“ In diesen natürlichen Flussauen würden auch zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten wieder einen Lebensraum finden.
„Die überschwemmten Wiesen und Schilfbereiche der erfolgreichen Renaturierung der Aller zeigen eindeutig, dass der natürliche Hochwasserschutz das Problem von Dürre, Hochwasser und dem Verlust der Artenvielfalt ganzheitlich und nachhaltig angeht“, ist Kühn überzeugt. Die Renaturierung der Aller zeige sehr nachdrücklich, dass man den Fließgewässern mehr Raum geben müsse. „Das Hochwasser sollte lieber ins natürliche Überschwemmungsgebiet geleitet werden und nicht in den Keller.“
Die Gefährdungen durch Hochwasser und Dürreereignisse, im Zuge des Klimawandels, würden weiter steigen. „Darum sollten alle Möglichkeiten genutzt werden, die natürlichen Überschwemmungsbereiche an unseren Fließgewässern wieder zu renaturieren. Renaturierungen sind bedeutend billiger und nachhaltiger, als die immer höher werdenden Schäden zu bezahlen.“
Bei einem zweiten Projekt in der Wolfsburger Nordstadt seien auf Anregung der Naturschutzverbände und der Politik im Spätsommer 2023 einige Entwässerungsgräben im Wald verschlossen worden. Diese Maßnahme habe schon im ersten Winterhalbjahr sehr gut funktioniert. „Die Gräben sind gut gefüllt und führen kein Wasser aus dem Wald ab. Damit wird die Hochwassersituation nicht weiter verschärft und für den Wald noch wichtiger, dass Regenwasser kann versickern und steht den Bäumen in der Vegetationsperiode zur Verfügung“, betont Kühn. „Der Verschluss von Entwässerungsgräben ist nach vorheriger Prüfung ein geeignetes und sehr günstiges Mittel, Wasser in der Fläche zu halten und Hochwasserrisiken zu verringern.“ Außerdem sei dies überall schnell umsetzbar, ob im Wald oder auch in der Landwirtschaft.Abschließend hat Kühn noch einen Tipp für Haus- und Grundstücksbesitzer: „Jeder entsiegelte Quadratmeter Fläche hilft dabei, die Klimafolgen erträglicher zu machen.“