„Heute stehen wir hier vereint, um uns gegen den erstarkten Rechtsextremismus und zunehmende gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zu positionieren“, sagte Stadträtin Iris Bothe als Sprecherin des „Schulterschlusses“. „Wir reden nicht von Dingen, die kommen können, sondern von Dingen, die bereits geschehen sind“, betonte sie mit Bezug auf rechtsradikale und rassistische Vorkommnisse seit dem Attentat von Hanau 1992.
Marlies Rogait aus Neuhaus war eine der Teilnehmenden und sie erzählte, dass ihre Eltern schon gegen Rechts auf die Straße gegangen seien. Und jetzt demonstrierte die 67-Jährige gegen Fremdenfeindlichkeit: „Es ist erschreckend, welche Aussagen manche Menschen über andere machen. Je bunter eine Gesellschaft ist, desto besser. Und ich stehe heute auf dem Rathausvorplatz, damit Schlimmeres verhindert wird.“
Oberbürgermeister Dennis Weilmann (CDU) zeigte sich begeistert von der großen Teilnehmerzahl: „Wir sehen hier eine Stadt, die ganz deutlich sagt: Bei uns gibt es keinen Platz für Rechtsradikale, bei uns gibt es keinen Platz für Hass und Hetze, bei uns gibt es keinen Platz für Antisemitismus, und bei uns gibt es keinen Platz für Rassismus.“
„Menschenrechte statt rechte Menschen“: Maik und Steffi hatte bunte Buttons an den Jacken. Das Ehepaar aus Reislingen möchte nicht mit Nachnamen in der Zeitung stehen, sie erklärten dennoch, warum sie zum Rathaus gekommen sind. „Meine Frau und ich sind heute hier, weil wir für Demokratie, Toleranz und die Rechte aller Menschen sind. Wir möchten auch zeigen, dass es viele Leute gibt, die so denken wie wir“, sagte Maik.
Nach Angaben der Polizeisprecherin Melanie aus dem Bruch waren zwischen 6.000 und 7.000 Menschen bei der Demonstration. Die Organisatoren hatten 15.000 Menschen angemeldet. Wegen der Großdemonstration sperrte die Polizei die Pestalozziallee und teilweise auch die Rathausstraße.
„Das ist ein mega Bild“, freute sich Daniela Cavallo. Die Gesamtbetriebsratsvorsitzende bei Volkswagen erklärte, wie sie persönlich betroffen sei, als in Deutschland geborene Frau von Migranten, aber auch als Frau und Mutter: „Ich beziehe mich auf das Grundsatzprogramm der sogenannten ,Alternative für Deutschland’. Da steht drin, dass die Einwanderung nach Deutschland eine Fehlentwicklung sei.“ Cavallo zitierte aus dem Programm und fasste es so zusammen: „Das heißt nichts anderes als: Ausländer raus und Frauen als Gebärmaschine. Da wird mir übel.“ Das Publikum klatschte für die deutlichen Worte – und buhte wegen diesen Ansichten der AfD.