Doch nicht nur in der Hoffmannstadt gibt es Probleme mit den Schwarzkitteln. Die Stadt hat nun entlang der Bundesstraße 188 dichtes Strauchwerk zurückgeschnitten beziehungsweise entfernt, um so dem Unterschlupf von Wildschweinen entgegenzuwirken. Diese halten sich im Dickicht auf und überqueren dann die Straße, sodass es in der jüngsten Vergangenheit immer wieder zu Wildunfällen kam.
„Allein im Bereich der B 188 habe ich seit Dezember schon vier oder fünf Wildschweine von der Straße geholt“, berichtet Kreisjägermeister Robert Glanz. Zwar habe es sich bei den Kollisionen mit Autos immer nur um Blechschäden gehandelt, diese seien jedoch nicht unerheblich gewesen. Polizeisprecherin Melanie aus dem Bruch berichtete, dass die Unfälle mit Schwarzwild im Stadtgebiet zwischen Oktober vergangenen Jahres und Januar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zugenommen haben. „Sie haben sich fast verdoppelt“, sagte sie, ohne genaue Zahlen nennen zu wollen. Jeder Autofahrer sei daher angehalten, in dieser Zeit besonders umsichtig zu fahren und auf mögliche Wildwechsel zu achten.
Betroffen von Schäden durch die Wildschweine ist auch der Reit- und Fahrverein. „Ganz viele Weideflächen sind bei uns umgewühlt“, sagte Vorsitzende Mirka Blischke. Auch an der untersten Ecke des Springplatzes seien die Schwarzkittel schon gewesen. Die Weideflächen müssten schnell wieder hergestellt werden, da die Pferde Bewegung brauchen und auf die Weiden sollen. Derzeit seien sie aufgrund des vielen Regens der vergangenen Wochen allerdings ohnehin zu matschig – das Wildschweinproblem kommt hinzu.
Wie schwierig es ist, etwas gegen die Schwarzkittel zu unternehmen, erläuterte Glanz. Die einzige Chance bestehe darin, den Lebensraum der Wildschweine dahingehend zu ändern, dass sie sich nicht mehr wohlfühlen, sagte er. „Dort, wo sie sich wohlfühlen, bleiben sie.“ Und: „Befriedete Bezirke, wo keine Jagd stattfinden kann, sind die Problembereiche.“
Glanz verdeutlichte, dass es sich bei Wildschweinen um Fluchttiere handele. Wer ihnen zu Fuß oder mit dem Fahrrad begegne, solle Abstand halten und schauen, ob Frischlinge dabei sind. Wenn die Bache grunze, zeige sie damit an, dass man sich nicht nähern solle. Auf Frischlinge solle man ebenfalls nicht zugehen. Ansonsten reiche es aber häufig schon, in die Hände zu klatschen, um das Tier in die Flucht zu schlagen.
In Fallersleben beobachtet Ortsbürgermeister André-Georg Schlichting die Lage und kommt mit den Bürgern ins Gespräch. „Fakt ist, wir müssen dem Problem Herr werden“, sagte er. „Ich möchte nicht, dass jemand zu Schaden kommt.“
„Die Situation um die Wildschweine in Fallersleben ist der Stadt bekannt und wir sind bereits dabei, Maßnahmen zu ergreifen“, teilte die Stadt auf Nachfrage mit. „Die Tiere fühlen sich in diesem Gebiet sehr wohl, weil die Voraussetzungen optimal sind. Gleichzeitig ist uns bewusst, dass die Situation für Anwohner nicht ideal ist.“
In einem Abwägungsprozess zwischen dem Interesse des Naturschutzes und des Schutzes der Allgemeinheit im öffentlichen Raum sei der Rückschnitt der Hecken alternativlos. Anfang Februar sei daher begonnen worden, die Hecken zurückzuschneiden und die Fläche so unattraktiv für die Wildschweine zu machen. Ohne die Deckung der kleineren Hecken verlassen die Tiere erfahrungsgemäß den Ort. Zum Schutz privater Grünflächen in dem Gebiet empfiehlt die Stadt, Zäune zu errichten und diese fest im Boden zu verankern.