Sie seien ganz ohne Erwartungen in den Tag gestartet. Doch da in einige Tage zuvor in der Realschule in Calberlah rund 80 potenzielle Spenderinnen und Spender gewesen seien, stünden die Chancen für einen großen Andrang gut. „Jede Typisierung ist ein Erfolg. Ein bestimmtes Ziel haben wir uns da nicht gesetzt. Es ist ja schließlich kein Wettbewerb“, stellt die Organisatorin fest. Sie selbst kenne den neunjährigen Jonathan schon, seit er 2020 in der Kindersportschule das Schwimmen gelernt habe.
Inzwischen spiele er dort leidenschaftlich gerne Fußball und laufe Parcours. „Als großer Verein möchten wir dem Jungen natürlich helfen und die Typisierungsaktion ist unser Beitrag dazu“, erklärt Ehlers. Die junge Frau wünsche sich, dem Jungen dadurch wieder ein glückliches und gesundes Leben ermöglichen zu können. „Ich hoffe sehr, dass Jonathan dadurch einen passenden genetischen Zwilling findet und er wieder das machen kann, was ihm Spaß macht, um eine unbeschwerte Kindheit zu genießen“, sagt Gina Ehlers.
Unterstützung leisten – das möchten auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Aktion. „Ich hatte großes Mitleid, als ich von Jonathans Schicksal erfuhr, und fragte mich, wie ich dem Jungen helfen kann. Die Typisierungsaktion ist da eine tolle Sache. Ich würde mir wünschen, dass viele Leute kommen“, sagt Christian Schulz, selbst zweifacher Vater. Auch Meike Pohl bewegte das Schicksal des Neunjährigen sehr: „Jonathans Geschichte und die Aktion hier waren für mich die Gelegenheit, mich typisieren zu lassen. Ich dachte mir, es tut nicht weh, meine Zeit dafür zu investieren, und ich hoffe, auf diese Weise jemandem helfen zu können“, erzählt Meike Pohl. Sie hat ebenfalls Kinder.
Die Teilnahme an der Typisierungsaktion war jedoch an einige Voraussetzungen geknüpft. „Wer sich typisieren lassen möchte, muss zwischen 17 und 55 Jahren alt sein und darf keine Vorerkrankungen haben“, erklärt Organisatorin Gina Ehlers. Dazu würden beispielsweise Diabetes, Rheuma oder Lungenerkrankungen gehören. Zuerst stehe ein Beratungsgespräch an. Anschließend müssten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Einwilligungserklärung ausfüllen. Der letzte Schritt bestünde aus dem Wangenschleimhaut-Abstrich mithilfe eines Wattestäbchens. Anhand dessen könnten Gewebemerkmale im Labor bestimmt werden. „Unser Ziel ist es, mit der Aktion möglichst vielen Menschen die Chance auf ein gesundes Leben zu ermöglichen“, sagt sie. Laut Ehlers erkranke alle zwölf Minuten ein Mensch an Blutkrebs.Unter den Anwesenden ist auch Jonathans Vater. „Ich hätte nie damit gerechnet, dass meinem Sohn so etwas Schlimmes passieren würde“, erzählt er, „Früher war das Thema Leukämie ganz weit weg und auf einmal ist das alles so unglaublich nah.“ Von Traurigkeit bis hin zu Wut habe er bereits alle Gefühlszustände in Bezug auf die Krankheit seines Kindes durchmachen müssen. „Oft müssen mein Sohn und ich bei schönem Wetter den ganzen Tag im Krankenhaus verbringen. Da bin ich wütend, dass mein Sohn nicht wie andere Kinder auch einfach draußen spielen kann“, sagt der Familienvater.
Aktuell leide der Neunjährige jedoch an einer Infektion und liege mit 39 Grad Fieber im Krankenhaus. „Solange das Fieber nicht runtergeht, kann keine Infusion stattfinden“, berichtet sein Vater mit traurigem Blick. Die Krankheit sei ein Auf und Ab. Man könne nie richtig planen. „Wir hatten so viel fürs Wochenende vor“, bedauert der Vater. Doch nicht nur Jonathan, sondern auch dessen Bruder läge krank im Bett. „Jonathans großer Traum ist es, einmal Feuerwehrmann zu werden und dabei unterstützen wir ihn natürlich“, betont er. Doch seit 1,5 Monaten gehöre sein Sohn zu den Hochrisiko-Patienten und sei dringend auf eine Stammzellenspende angewiesen. „Wir hoffen, dass ganz viele Menschen dem Aufruf folgen und würden uns riesig freuen, wenn ein passender Spender dabei wäre – auch für ein anderes Kind“, sagt Jonathans Vater mit Blick auf die vielen jungen Patientinnen und Patienten, die an Blutkrebs erkrankt sind.